Nach zwei Jahren Corona-Pause konnte in diesem Jahr wieder ausgelassen Karneval gefeiert werden. Veranstalter von Umzügen sprechen von einem gelungenen Neustart und viel positiver Resonanz. Rund 40.000 Zuschauer sind nach Angaben der KG Heimbach allein beim Veilchendienstagszug in Heimbach-Weis gewesen. Allerdings gibt es auch einige Wermutstropfen.
Das Wetter am Fasnachtswochenende
Während die Sonne am Rosenmontag vom Himmel schien und Zügen wie in Koblenz, Bendorf oder Linz viele Besucher bescherte, sah es am Wochenende anders aus. Gerade die Züge am Samstag hatten mit dem Wetter zu kämpfen. So regnete es etwa in Heimersheim im Kreis Ahrweiler oder auch beim Kinderumzug in Mayen nicht nur Kamelle vom Himmel.
Weniger Kamelle bei den Umzügen
Das Sammeln von Bonbons, Popcorn und Schokolade gehört vor allem für die jungen Besucher von Karnevalsumzügen dazu. An einigen Orten fiel die Beute in diesem Jahr aber nicht ganz so groß aus. Mehrere Veranstalter bestätigten dem SWR, dass es schwer war, an Wurfmaterial zu kommen. Demnach soll es produktionsbedingt weniger Ware als sonst auf dem Markt gegeben haben. Nach Angaben des Festausschuss Bendorfer Karneval sind die Preise für Kamelle "exorbitant gestiegen". Zum Teil sei aber auch gezielt weniger, dafür aber hochwertigeres Wurfmaterial gekauft worden, damit weniger auf den Straßen liegen bleibt. In Linz beispielsweise wurden nach Angaben von Christian Siebertz, dem Präsidenten der Großen Linzer KG, so gut wie gar keine klassischen "Kamelle" geworfen.
Kürzere Karnevalsumzüge
Weniger Musikgruppen, weniger Prunk- und Motivwagen, teilweise auch weniger Fußgruppen - einige Karnevalsumzüge im Norden des Landes sind im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren geschrumpft. In Bendorf nahmen nach Angaben des Festausschuß Bendorfer Karneval etwa 800 bis 900 Teilnehmer weniger als noch 2020 teil. In Andernach konnten wegen neuer Sicherheitsvorgaben nur knapp die Hälfte der geplanten Wagen mitfahren. Rund 390 Meter kürzer war auch der Rosenmontagszug in Koblenz nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Koblenzer Karneval (AKK). Wegen Verzögerungen auf der Strecke habe er aber rund 30 Minuten länger gedauert als beim letzten Mal.
Krisen wirken sich negativ auf Karneval aus
Ein Grund für die geringeren Teilnehmerzahlen bei manchen Zügen könnte den Angaben zufolge die Corona-Pandemie sein: So sei das Vereinsleben in einigen Orten etwas eingeschlafen. Im Ahrtal hatten die Jecken aber beispielsweise auch noch mit den Nachwirkungen der Flutkatastrophe zu kämpfen. Die KG Rot-Weiss Hönningen verlor in der Flut etwa ihren Karnevalswagen. In Bad Neuenahr konnten in diesem Jahr nach Angaben von Franz-Josef Creuzberg (Festausschusses Karneval der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler) nur Fußgruppen mitlaufen, weil Festwagen wegen der zerstörten Infrastruktur noch nicht eingesetzt werden konnten.
Teure Sicherheitsauflagen für Karnevalsumzüge
Die erhöhten Sicherheitsauflagen des Landes für Brauchtumsumzüge haben auch die Vereine in der Region Koblenz in diesem Jahr nicht kalt gelassen. Im Gegensatz zu anderen Teilen des Landes, wo reihenweise Züge abgesagt werden mussten, liefen die Karnevalsumzüge im Norden des Landes jedoch wie geplant. Viele Vereine lobten die Zusammenarbeit mit den Behörden vor Ort.
Der Aufwand und die Kosten für die Sicherheitsmaßnahmen seien vielerorts aber gestiegen. So musste etwa in Höhr-Grenzhausen eine Risikoanalyse im Vorfeld betrieben werden. In Bendorf seien allein die Kosten für die Security von 2.000 auf 6.000 Euro gestiegen. Christian Siebertz (Große Linzer KG) kritisierte die hohe Anzahl von Wagenbegleitern, die es mittlerweile selbst für kleinere Wagen brauche.
Sorgen für die Session 2024
Nach dem Zug ist bekanntlich vor dem Zug. Bei vielen Vereinen beginnen deshalb schon die Planungen für die nächste Session. Und die bringt Sorgen mit sich. Durften in diesem Jahr beispielsweise noch einige Prunk- und Motivwagen mit Ausnahmegenehmigungen mitfahren, soll damit 2024 Schluss sein. In Andernach sucht man nach dem Wagen-Debakel beispielsweise jetzt schon händeringend nach neuen Anhängern.
Für Neuanschaffungen und Umrüstungen werden hohe Kosten befürchtet. Mitunter müssten auch neue Zugmaschinen organisiert werden. Einige Organisatoren prophezeien, dass in Zukunft mehr Lkw in den Zügen eingesetzt werden müssen, was "nicht schön aussehe".