Der Hochbunker in der Nagelsgasse steht schon fast unauffällig zwischen Wohnhäusern. Efeuranken und Grafittis schmücken die grauen, fensterlosen Wände. Der Besitzer des Bunkers, Kenan Tayhus, läuft mit einem klirrenden Schlüsselbund um das Gebäude. An einer grünen Metalltür hält er an und sucht nach dem passenden Schlüssel.
Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg
Es dauert einen Moment, dann öffnet er das quietschende Tor. Dahinter liegt eine Treppe, auf der sich trockenes Laub und Müll gesammelt haben. Tayhus geht die staubigen Stufen hinauf und drückt eine schwere Stahltür auf. "Ausgang 6" steht in schwarzer Schrift auf grauem Grund. Dahinter liegt der Schleusenbereich - ein karger Raum mit einer schmutzigen Duschwanne in einer Ecke.
Der eigentliche Bunker beginnt hinter einer weiteren dicken Stahltür. Gebaut wurde er im Zweiten Weltkrieg und sollte bis zu 3.000 Menschen Schutz vor Luftangriffen bieten. Ein Tunnel führt leicht abwärts und endet im schwarzen Nichts. Tayhus betätigt einen Lichtschalter und klackernd gehen Lampen an. "Als ich das erste Mal hier war, habe ich Fotos gemacht, damit ich weiß, wie ich wieder rauskomme. Das ist wie ein Labyrinth hier. Wirklich beängstigend", sagt Tayhus.
Ausstattung des Bunkers aus dem Kalten Krieg
Die Lampen erhellen einen langen, schmalen Gang, der gesäumt ist von Klappstühlen und Türen. Hier ein Waschraum, dort ein Raum mit sechs Liegeflächen - je drei übereinander an jeder Wand. Die aktuelle Ausstattung stammt aus den 60er-Jahren wie Historiker Manfred Böckling erklärt. Der Bunker sei damals für den Kalten Krieg ertüchtigt worden, um rund 2.700 Menschen bis zu drei Wochen vor Strahlung zu schützen.
Böcklig berichtet, dass ein Drei-Schicht-Betrieb geplant war für den Ernstfall: "900 Leute hätten in den Gängen gesessen, 900 Leute in Zellen mit Sitzmöglichkeiten und 900 auf Liegen. Alle 8 Stunden hätte man die Schichten gewechselt." Dazu kam es jedoch glücklicherweise nie. Bis Anfang der 90er-Jahre hinein wurde der Bunker laut Böckling aber noch betriebsbereit gehalten, bevor er schließlich entwidmet wurde.
Hunderte Rollen Toilettenpapier in Lagerraum
In manchen Räumen scheint es, als sei die Zeit still gestanden. Wie im Büro des Bunkerwarts, in dem sich noch Aktenberge türmen. Oder in den Lagerräumen. Kenan Tayhus lässt das Licht seiner Handytaschenlampe über Regale voller Aufsätze für Babyflaschen oder Klobürsten streichen. In einem Raum stapeln sich bis fast unter die Decke Rollen mit Toilettenpapier. "Die könnte man noch benutzen", scherzt Tayhus.
Heutzutage könnte der Bunker freilich aber niemanden mehr schützen. Vor allem die oberen Stockwerke sind in einem desolaten Zustand. Wasser läuft an den Wänden hinab und sammelt sich in großen Pfützen. "Hier wurde jahrelang nichts mehr dran gemacht", sagt Tayhus. Das soll sich bald ändern. Der Geschäftsführer der Einstein Unternehmensgruppe plant, den Bunker bis zum ersten Obergeschoss abzureißen. Raum für ein neues Hotel soll entstehen.
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