Ein Jahr nach der Tat: Was heute bekannt ist

Erster Todestag: Alles Wichtige zum Fall der getöteten Luise aus Freudenberg

Stand

Es ist ein Fall, der bewegt - auch ein Jahr danach. Am 11. März 2023 ist die zwölfjährige Luise aus Freudenberg vermutlich von zwei gleichaltrigen Mädchen getötet worden. Wir geben einen Überblick, was bis heute bekannt ist.

Wer hat Luise getötet?

Die Staatsanwaltschaft Koblenz hat bei einer Pressekonferenz am 14. März 2023 erklärt, dass zwei Mädchen im Alter von 12 und 13 Jahren die mutmaßlichen Täterinnen sind. Demnach haben die beiden die Tat bei Vernehmungen gestanden. Die Mädchen seien dem Bekanntenkreis von Luise zuzuordnen. Medienberichten zufolge soll es sich um Freundinnen beziehungsweise Mitschülerinnen von Luise handeln. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es nicht. Die Staatsanwaltschaft beruft sich dabei auf den Schutz der Persönlichkeitsrechte der kindlichen Täterinnen.

Wie ist Luise gestorben?

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Koblenz ist Luise in Folge zahlreicher Messerstiche verstorben. Die Verletzungen seien so schwer gewesen, dass die Zwölfjährige am Tatort verblutet sei. Eine Obduktion habe diese Annahme der Ermittler bestätigt. Weitere Informationen wurden nicht bekannt gegeben.

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Was ist zum Motiv der mutmaßlichen Täterinnen bekannt?

Zum Motiv und den näheren Umständen der Tat machte die Staatsanwaltschaft zunächst keine Aussagen. Denn in dem Fall sei der Persönlichkeitsschutz der Familie des getöteten Kindes sowie die Persönlichkeitsrechte der kindlichen Tatverdächtigen und deren Familien besonders zu achten. Aus Ermittlerkreisen wurde später bekannt, dass soziale Medien bei dem Tatmotiv eine Rolle gespielt haben sollen. Die Ermittler machten zudem auf viele Falschmeldungen aufmerksam. Besonders auf TikTok und Instagram habe es Spekulationen gegeben, die sich nicht mit dem Stand der Ermittlungen deckten. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) warnte vor einer digitalen Hetzjagd auf die mutmaßlichen Täterinnen. Die Polizei hatte früh angekündigt, gegen strafrechtlich relevante Posts vorzugehen. Alle bekannten Social-Media-Kanäle der Betroffenen wurden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft geschlossen.

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Wo ist der Tatort?

Am 12. März 2023 wurde das getötete Mädchen bei einer großen Suchaktion an einer Böschung neben einem Radweg bei Wildenburg auf rheinland-pfälzischem Gebiet gefunden. Die Staatsanwaltschaft bestätigte bei einer Pressekonferenz, dass der Fundort der Leiche auch der Tatort sei. Aufgrund des sogenannten "Tatortprinzips" waren zunächst die Behörden in Rheinland-Pfalz für die Ermittlungen zuständig, nach wenigen Tagen hatte jedoch die Staatsanwaltschaft in Siegen den Fall übernommen.

Fall Luise: Der Fundort der Leiche und der Wohnort der Bekannten
Zunächst wurde angenommen, dass Luise nach dem Besuch bei einer Freundin auf dem Heimweg war. Doch ihre Leiche wurde in der entgegengesetzten Richtung gefunden.

Was ist zum Verschwinden von Luise bekannt?

Luise stammt aus Freudenberg im Siegerland (Nordrhein-Westfalen). Rund um die Abläufe ihres Verschwindens und ihres Todes gibt es zahlreiche Spekulationen, aber auch ein Jahr danach nur wenige offiziellen Angaben. Was bekannt ist: Sie hatte nach Informationen der Polizei am Samstag, 11. März, eine Freundin im Vorort Hohenhain besucht. Zunächst wurde angenommen, dass sie sich von dort gegen 17:30 Uhr auf den rund drei Kilometer langen Heimweg machte. Da sie jedoch nicht zu Hause ankam, wandten sich die Eltern am Abend an die Polizei. Es folgte eine groß angelegte Suche sowie eine öffentliche Vermisstenmeldung. Am Sonntagmittag wurde die Leiche von Luise gefunden - in einem Waldstück bei Wildenburg (Rheinland-Pfalz) in der entgegengesetzten Richtung zu ihrem Heimweg.

Warum gibt es so wenige offizielle Informationen?

Unter anderem in den sozialen Medien wurde Kritik daran geäußert, dass bei der Pressekonferenz (PK) zum Fall Luise - und auch in den Wochen danach - kaum Details genannt wurden. Die Staatsanwalt Koblenz erklärte daraufhin, dass alle "ihr rechtlich möglichen Informationen abschließend kommuniziert" wurden. Die Staatsanwaltschaft verwies dabei auf den Persönlichkeitsschutz der Familie des getöteten Kindes und die Persönlichkeitsrechte der kindlichen Tatverdächtigen sowie deren Familien. Insoweit trete das Informationsinteresse der Medien und die Informationspflicht der Staatsanwaltschaft zurück.

Werden die mutmaßlichen Täterinnen verurteilt?

Da die beiden mutmaßlichen Täterinnen zum Zeitpunkt der Tat noch keine 14 Jahre alt waren, konnte die Staatsanwaltschaft keine Anklage gegen sie erheben. Die beiden Mädchen sind demnach strafunmündig. Das heißt, sie konnten nicht im üblichen Sinne für ihre Tat bestraft werden. Rund ein halbes Jahr nach der Tat stellte die Staatsanwaltschaft Siegen im September 2023 die Ermittlungen ein. Fast ein Jahr nach Luises Tod haben die Hinterbliebenen - Luises Eltern und eine weitere Angehörige - vor dem Landgericht Koblenz eine Zivilklage gegen die beiden mutmaßlichen Täterinnen eingereicht. Für die erlittenen Qualen des zwölfjährigen Mädchens fordert die Familie unter anderem ein Schmerzensgeld von insgesamt 140.000 Euro (50.000 Euro sowie jeweils 30.000 Euro Hinterbliebenengeld). Luises Angehörige machen laut Gericht geltend, bis heute erheblich unter dem Tod von Luise zu leiden.

Was ist über die beiden Mädchen heute bekannt?

Die Mädchen haben gemeinsam mit ihren Familien Freudenberg verlassen. Die Mädchen seien vom Jugendamt außerhalb des häuslichen Umfeldes untergebracht worden, teilte der Kreis Siegen-Wittgenstein auf Nachfrage mit. Auch ein Jahr nach der Tat sind die beiden Mädchen übereinstimmenden Medienberichten zufolge noch immer in Einrichtungen des Jugendamtes untergebracht - haben aber Kontakt zu ihren Familien. Der Fall Luise hat eine Debatte über die Strafmündigkeit in Deutschland initiiert.

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Wie ist die Situation in Freudenberg heute?

Ein Jahr nach der Tat ist das Entsetzen in der 18.000 Einwohner großen Stadt Freudenberg immer noch groß. In Gedanken sei man bei der Familie der getöteten Schülerin, sagte Bürgermeisterin Nicole Reschke (SPD). "Der Schmerz, den sie erleiden mussten und müssen, ist unermesslich." Rund um den Jahrestag sei der Gesprächsbedarf in Luises Heimatort enorm. An der Gesamtschule, die die Zwölfjährige besucht hatte, wird für Schülerinnen und Schüler in dieser Woche ein Trauerraum geöffnet. Einen zentralen Gedenkort plant die Stadt nicht. Pfarrer Thomas Ijewski, der die Familie der getöteten Schülerin eng betreut, appellierte im Namen der Hinterbliebenen, Luises Grab als privaten Trauerbereich zu respektieren und fernzubleiben.

Wie ordnen Experten den Fall Luise ein?

Das öffentliche Interesse am Fall der getöteten Luise war groß, in der Berichterstattung im Nachgang wurden zahlreiche Interviews mit Experten aus den Fachbereichen Psychologie, Kriminologie und Rechtswissenschaften geführt. Diese versuchten, Sachverhalte einzuordnen und Antworten zu finden. Aufgrund der wenigen gesicherten Informationen zu dem Fall, gestaltet sich dies jedoch schwierig. Klar ist, dass es sich hierbei um einen außergewöhnlichen Fall handelt. Ähnliche Straftaten in Deutschland sind kaum bekannt.

Welche Rolle spielen die (sozialen) Medien beim Fall Luise?

Die Bürgermeisterin von Freudenberg hat einzelne Medien für ihre Berichterstattung über den Tod des zwölfjährigen Mädchens aus dem Ort kritisiert. Einige Male seien "Grenzen weit überschritten worden", sagte Bürgermeisterin Nicole Reschke (SPD) etwa der Wochenzeitung "Die Zeit". Alles, was sie befürchtet habe, sei eingetroffen. So hätten Pressevertreter Kinder auf dem Schulweg angesprochen und sie nach dem getöteten Mädchen und den mutmaßlichen Täterinnen befragt. Es habe aber auch viele seriöse Berichte gegeben, die "sachlich und fundiert" gewesen seien - im Gegensatz zu dem, was in den sozialen Medien an Gerüchten gestreut wurde. "Was da gerade passiert, ist einfach schrecklich", sagte Reschke. Auf dem Videoportal TikTok kursierten zum Beispiel unverpixelte Bilder von Luise und den mutmaßlichen Täterinnen.

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Gab es eine Trauerfeier für Luise?

Am 22. März gab es eine Gedenkfeier für Luise in Freudenberg. Der Gottesdienst fand auf Wunsch der Familie im engsten Kreis statt. Zum Schutz ihrer Privatsphäre schirmte die Polizei das Gelände ab. In der Aula von Luises Schule und auf dem Schulhof konnten Mitschülerinnen und Mitschüler die Trauerfeier per Audiostream mitverfolgen. Ton- und Videoaufzeichnungen waren verboten. Die Presse durfte sich nur außerhalb des Schulgebäudes und in einiger Entfernung zur Kirche aufhalten. Die Anteilnahme war groß. Die Polizei sprach im Zusammenhang mit der Trauerfeier von insgesamt rund 1.000 Trauernden. Jetzt zum ersten Todestag ist nach Angaben der Stadt keine zentrale Veranstaltung geplant.

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