Noch muss Holger Schindler eine schwere Stahl-Luke öffnen, um an das Quellwasser des Saarbrunnens im Pfälzerwald bei Ludwigswinkel (Landkreis Südwestpfalz) zu gelangen. Über der Quelle befindet sich eine alte Brunnenstube, die früher zur Versorgung der französischen Truppen diente. Jetzt wird der Brunnen nicht mehr benötigt, und das Wasser versickert im Erdreich. Der Gewässerbiologe möchte dies zusammen mit der Daniel-Theysohn-Stiftung ändern, damit das Quellwasser wieder dem natürlichen Wasserkreislauf im Wald zur Verfügung steht.
Im Pfälzerwald soll wieder mehr Wasser fließen
In dem jetzt gestarteten Projekt soll aber nicht nur der Saarbrunnen renaturiert werden. Drei weitere Quellen stehen auf der Projektliste der Stiftung: Zwei Quellen im Magazineck in Nothweiler und der Rossbrunnen in Fischbach bei Dahn. 100.000 Euro hat die Stiftung für das Projekt "Grundwasser-Stabilisierung und Quellen-Renaturierung vor dem Hintergrund des weltweiten Klimawandels" erst einmal vorgesehen.
"Wir verzeichnen mehr Hitze und Trockenheit im Sommer, aber auch mehr Starkniederschläge", beschreibt Gerhard Andreas, Geschäftsführer der Daniel-Theysohn-Stiftung, die Ausgangslage des Projekts. Dies führe zu Wassermangel, mit allen Konsequenzen für die damit verbundenen Lebensräume, auch im Pfälzerwald.
Wie soll der Pfälzerwald wieder mehr Quellwasser bekommen?
Im Fall des Saarbrunnens soll das Brunnenhaus im kommenden Jahr zurückgebaut werden, damit das Wasser wieder frei fließen und sich an der Oberfläche des Waldbodens zu einem Quellbiotop ansammeln kann. Das Wasser kann dann über den Saarbach abfließen. Andere Quellen, wie bei Nothweiler, sind zugewachsen. Hier ist vorgesehen, die umliegenden Pflanzen auszutauschen, um den Wasserfluss zu verbessern. "Wir stellen das Wasser der Landschaft wieder zur Verfügung", sagt Holger Schindler, der das Projekt leitet.
Damit ist es allerdings nicht getan. Auch Artenvielfalt spielt bei dem Projekt eine große Rolle. "Wir wollen beobachten, wie sich so ein neues Gewässer wieder besiedelt", so der Gewässerbiologe. Dafür wurden im Vorfeld die Wassermenge und die Arten an den Orten bestimmt. In zwei bis fünf Jahren soll überprüft werden, wie sich Wassermenge und Artenvielfalt entwickelt haben. Schindler vermutet, dass sich besondere Arten, wie die Quellschnecke oder die Libellenart Quelljungfer, wieder ansiedeln.
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Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Hans Pieper, betont, dass ein nasses Jahr die Auswirkungen des Klimawandels nicht ausgleicht. Projekte müssten langfristig und frühzeitig angegangen werden. "Unser Ansatz ist hier der langfristige Erhalt der Quellen, damit sie schütten und nicht versiegen." Bei Erfolg sollen weitere Quellen in der Südwestpfalz folgen, und Pieper kann sich vorstellen, dass die Stiftung dann noch mehr Geld investiert.
Projekt in der Südwestpfalz soll als Modell für andere Regionen dienen
Außerdem soll das Projekt gut dokumentiert werden, damit es später als Modell für andere Regionen zur Verfügung steht. Die in der Südwestpfalz ansässige Stiftung sieht aber erstmal die Pflege ihrer Heimat als Aufgabe. "Und Heimat heißt auch Pflege des Waldes, Heimat heißt Pflege der Natur, heißt Artenvielfalt", so Pieper. Dadurch sollen am Ende Biodiversität und Natur erhalten bleiben und der aktive Klimaschutz die Lebensqualität der Menschen in der Südwestpfalz steigern.