Die Frühlingssonne strahlt durch das dichte Blätterdach auf den rotbraunen Waldweg, der sich durch den fast schon absurd idyllischen Pfälzerwald in der Nähe von Pirmasens schlängelt. Mit einem Blick auf den Waldboden fällt auf: Hier mitten im Forst Hinterweidenthal wurden enorme Bodenarbeiten durchgeführt – mit dem Ziel, Feuchtigkeit im Wald zu halten.
Umgebaute Waldwege halten Wasser im Pfälzerwald
Warum einem – auf den ersten Blick – unspektakulär umgebauten Waldweg im Kampf gegen austrocknende Wälder, Starkregen-Fluten, Hochwasser und letztlich die Klimakrise eine wichtige Rolle zukommt, weiß Eva Verena Müller aus der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) in Trippstadt.
Die promovierte Forsthydrologin streckt den Arm aus und deutet auf die abgerundeten Seiten des Waldweges vor ihr. Diese Form sorge dafür, dass sich bei Starkregen auf dem Weg kein Strom bergabwärts entwickelt. Stattdessen fließe das Wasser einfach links und rechts vom Weg und kann von dort wieder in den Baumbestand geleitet werden – und verbleibt so im Wald.
FAWF erforscht Maßnahmen gegen Dürre im Wald
Innerhalb der FAWF ist Eva Verena Müller für den Bereich "Wald und Wasser" zuständig und forscht zu Maßnahmen, die befördern, dass Feuchtigkeit im Boden des Pfälzerwalds bleibt.
Der Buntsandstein-Boden, der hierzulande den Untergrund bildet, macht dieses Unterfangen nicht gerade leicht. Aufgrund seiner Gesteinsstruktur kann dieser Boden-Typ ohnehin Feuchtigkeit nicht gut speichern, erläutert die Hydrologin. Dass hier das Wasser schnell versickert, sorge zwar dafür, dass in der Region viel Grundwasser gebildet wird – andererseits trocknen die Böden schnell aus.
Land finanziert aufwendige und teure Umbaumaßnahmen
Versiegelte Flächen und Waldwege sorgten zudem dafür, dass bei Starkregen das Wasser schnell abfließt – über die Straßen und Wege aus dem Wald heraus in Bäche und Flüsse hinein, die dann überlaufen.
Da Starkregen-Ereignisse in Zeiten der Klimakrise häufiger werden, setzen die Forstämter gemeinsam mit dem FAWF dem etwas entgegen: So wurden hier im Wald bei Hinterweidenthal neben der abgerundeten Oberfläche des Waldwegs auch Mulden, Vertiefungen und Rigolen geschaffen. (An den Rigolen kann Wasser unterirdisch versickern beziehungsweise unter der Straße hindurch weggeleitet werden.) Sie alle leiten das Wasser von versiegelten Wegen weg in den Wald hinein.
"Pro Quadratmeter Weg kostet dieser Umbau 30 Euro – und der Weg hier ist 4000 Meter lang", schildert Müller den Umfang der aufwendigen Umbaumaßnahme, die das Land finanziert.
Viele Faktoren begünstigen Sturzfluten wie die in 2021
Die Forsthydrologin stellt klar: Hier im Wald allein kann das Problem von Sturzfluten und Hochwasser nicht gelöst werden.
Der Rück- und Umbau von Waldwegen und die Aufforstung mit unterschiedlichen Bäumen haben demnach auch einen Einfluss. "Doch auch die anderen ,Landschaftselemente' – also urbaner Raum, versiegelte Flächen, Flussbegradigung und Landwirtschaft – haben ihren Anteil daran, dass Sturzfluten entstehen", so Müller. Auch in diesen Bereichen seien Gegenmaßnahmen also notwendig.
Im FAWF in Trippstadt arbeitet sie mit komplexen hydrologischen Modellen, um zu berechnen, wie genau und in welchem Umfang das Wasser im Pfälzerwald abfließt. Um das noch genauer zu erfassen, ist auch schon das nächste Großprojekt in Planung: Dieses will die Hydrologin gemeinsam mit einem Förster aus dem Soonwald im Kreis Bad Kreuznach umsetzen.