Rüstungsindustrie

General Dynamics Kaiserslautern: "Wir freuen uns, wenn unsere Produkte nicht genutzt werden"

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Ob Panzer, Munition, Software oder aber amphibische Brücken. In Rheinland-Pfalz gibt es mehrere Rüstungsfirmen. Eine davon ist in Kaiserslautern: General Dynamics.

"Wir freuen uns, wenn unsere Produkte nicht genutzt werden." Mit diesem Satz überrascht der Geschäftsführer von General Dynamics European Land Systems, Christian Kauth. Sein Unternehmen baut in Kaiserslautern amphibische Brücken. Also militärische Brückensysteme, die im Wasser und am Land einsetzbar sind. In den westlichen Ländern sei der Ansatz, so Kauth, dass die Nationen zwar über Waffen und Militärtechnik verfügten und kämpfen könnten, um genau das aber nicht zu tun. Diese Systeme würden zur eigenen Sicherheit vorgehalten.

90 Prozent der amphibischen Brücken innerhalb der Nato kommen aus Kaiserslautern

Die amphibischen Brücken, die General Dynamics in Kaiserslautern baut, reichen von kleinen Infantriestegen für Personen bis zu großen schwimmenden Brückenelementen, über die Panzer und andere schwere Fahrzeuge rollen können – und das über mehrere hundert Meter Länge. 90 Prozent der Brücken dieser Art, die von den Nato-Staaten verwendet werden, stammen aus Kaiserslautern, erklärt Geschäftsführer Kauth.

In Kaiserslautern baut General Dynamics militärische Brückensysteme
Dieses Brückensystem ist das größte von General Dynamics. Mit ihm kann man innerhalb von 10 Minuten einen 100 Meter breiten Fluß überbrücken. Als Fähre ist das System innerhalb von vier Minuten einsatzbereit. Bild in Detailansicht öffnen
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Viele Mitarbeiter arbeiten schon lange bei General Dynamics in Kaiserslautern

Im Werk in Kaiserslautern arbeiten derzeit mehr als 500 Mitarbeiter, viele von ihnen in technischen Berufen. Sie sind unter anderem Schweißer, Fahrzeugmechatroniker, Industriemechaniker und Lackierer. Und viele von ihnen arbeiten schon lange bei General Dynamics, manche schon seit mehreren Generationen. "Wir haben in der Vergangenheit viele neue Mitarbeiter aus dem Freundes- und Bekanntenkreis unserer Mitarbeiter rekrutiert", sagt Kauth. Dadurch sei die Fluktuation sehr gering.

General Dynamics hat bisher keine Probleme, neue Mitarbeiter zu finden

Seit Beginn des Ukrainekrieges im Februar 2022 habe General Dynamics schon mehr als 130 neue Mitarbeiter eingestellt. Jetzt sollen es noch einmal mehr werden. Dabei käme ihnen zugute, was eine Schwierigkeit für den Rest der deutschen Industrie sei. "Überall werden Mitarbeiter abgebaut und da können wir natürlich für Interessierte eine langfristige und sichere Perspektive anbieten", sagt Kauth. Außerdem bildet das Unternehmen auch aus. Bisher 15 junge Leute pro Jahr. Auch das sollen künftig bis zu 20 werden, plant Kauth.

Neues Image und mehr Stellen Rüstungsindustrie in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz: Spezialisten und Mischkonzerne

Sie produzieren Panzer, Flugzeuge, Radare, Munition oder Software. Es gibt viele Rüstungsfirmen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Ihr Image ändert sich, die Skepsis bleibt.

Umsatz in Kaiserslautern hat sich mehr als verdreifacht

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine hat sich aber nicht nur die Mitarbeiterzahl bei General Dynamics erhöht. Auch der Umsatz habe sich seitdem verdreifacht. Vor Ausbruch des Krieges 2022 setzte General Dynamics in Kaiserslautern 70 Millionen Euro pro Jahr um, für 2025 peilt Kauth 250 bis 300 Millionen Euro an. Die Nachfrage nach amphibischen Brückensystemen sei stark gestiegen.

Zu den Kunden von General Dynamics European Land Systems gehören neben der Bundeswehr unter anderem die USA, Großbritannien, Taiwan, Singapur, Lettland und Schweden.

Brückensysteme aus Kaiserslautern sind in kurzer Zeit einsatzbereit

Ein wichtiges Kriterium bei den Brücken von General Dynamics, sagt Geschäftsführer Kauth, ist, dass sie möglichst schnell aufgebaut werden können. "Wir können in weniger als 10 Minuten eine Brücke über einen 100 Meter breiten Fluss bauen", beschreibt Kauth das größte Brückensystem im Portfolio seines Unternehmens. Als Fähre sei ein Brückenelement bereits nach drei bis vier Minuten einsatzbereit. Auf Geschwindigkeit komme es deshalb an, weil durch Drohnen viel schneller klar sei, wo sich auf dem Gefechtsfeld Einheiten bewegen.

General Dynamics arbeitet viel mit Lieferanten aus der Region

Um die Brücken in Kaiserslautern zu bauen, arbeitet General Dynamics so gut es geht mit Lieferanten aus der Region zusammen. Auf diese Weise könne sichergestellt werden, dass die entsprechenden Teile immer pünktlich im Werk landen. Außerdem könne das Unternehmen nicht die Stückzahlen von Großlieferanten abnehmen, wie beispielsweise die Automobilindustrie. "Daher brauchen wir lokale Partner, für die unsere Volumina interessant sind und wo auch ein bisschen Lokalpatriotismus am Werke ist", beschreibt Kauth die Situation.

In Kaiserslautern baut General Dynamics militärische Brückensysteme
Zusammen mit dem Technischen Hilfswerk und der Universität Kaiserslautern hat General Dynamics ein mobiles Schwimmbrückensystem für den zivilen Einsatz entwickelt. Hintergrund: militärische Brücken sind nach Angaben von General Dynamics-Geschäftsführer Kauth zu teuer und im Unterhalt zu komplex.

Brückensysteme aus Kaiserslautern kommen in aller Welt zum Einsatz

Da derzeit die Militärs vieler Nationen Brückensysteme anschaffen, blickt Geschäftsführer Christian Kauth positiv auf die Zukunft seines Unternehmens. Denn, so sagt er, General Dynamics sei Weltmarktführer auf diesem Gebiet. Und es werde immer wichtiger, dass die Militärs verschiedener Nationen nicht nur zusammenarbeiten könnten, sondern auch ihre Kampfsysteme miteinander kompatibel seien.

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SWR