Ausstellung im Museum Pfalzgalerie

Litfaßsäule aus Kaiserslautern als Kunstobjekt

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In der Pfalzgalerie in Kaiserslautern gibt es eine neue Ausstellung, die die Stadt selbst in den Mittelpunkt stellt. Eine alte Litfaßsäule ist Teil davon.

Kaiserslautern: Wer den Namen der Stadt hört, denkt zum Beispiel an Fußball und den FCK oder die Nähmaschinenfabrik Pfaff oder an die vielen Amerikaner, die hier leben. Wie Künstlerinnen und Künstler Kaiserslautern sehen, zeigt jetzt eine Ausstellung im Museum Pfalzgalerie in Lautern.

"Betze, K-Town, Pfaff" ist der Titel dieser Ausstellung. Sie läuft bis Mitte Januar. Zu sehen ist dort auch ein Kunstobjekt des Stuttgarter Bildhauers Erik Sturm. Er hat für die Ausstellung aus einer alten Litfaßsäule am Lauterer Pfaffplatz Blöcke herausgeschnitten. Zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern hat er alte Werbeplakate Schicht für Schicht freigelegt. Das haben wir uns vor ein paar Wochen angeschaut.

"Betze, K-Town, Pfaff": Ausstellung in Pfalzgalerie Kaiserslautern

Erik Sturm steht im Foyer der Pfalzgalerie hinter einem großen Tisch. Darauf die beiden jeweils etwa acht Zentimeter dicken Plakatblöcke, diverse Klebematerialien und ein Gerät, das Wasserdampf ausstößt. Damit löst Erik Sturm die einzelnen Plakate ganz vorsichtig voneinander ab.

Eine der letzten Litfaßsäulen in Kaiserslautern

Die Plakate wurden über circa 30 Jahre auf die Litfaßsäule am Kaiserslauterer Pfaffplatz geklebt, erzählt Sturm. Die Litfaßsäule am Pfaffplatz sei eine der letzten in Kaiserslautern, sagt Svenja Kriebel von der Pfalzgalerie. Mit der Aufstellerfirma sei vereinbart worden, dass sie zunächst nicht abgebaut wird.

Plakatkunst in der Pfalzgalerie Kaiserslautern
Im Foyer der Pfalzgalerie hängen schon etwas mehr als 200 Plakate. Hier ist ein Teil davon zu sehen. Bild in Detailansicht öffnen
Plakatkunst in der Pfalzgalerie Kaiserslautern
Der Stuttgarter Künstler Erik Sturm löst in der Pfalzgalerie Kaiserslautern gemeinsam mit zwei Besucherrinnen vorsichtig Plakate voneinander. Bild in Detailansicht öffnen
Plakatkunst in der Pfalzgalerie Kaiserslautern
Mit Hilfe von Wasserdampf wird der Leim der Plakate gelöst, so dass man sie einzeln voneinander abziehen kann. Bild in Detailansicht öffnen
Plakatkunst in der Pfalzgalerie Kaiserslautern
Besucher können Erik Sturm helfen, die Plakate voneinander zu lösen. Dafür dürfen sie ihr Plakat nach Abschluß der Ausstellung "Betze, K-Town, Pfaff" im Januar 2025 mit nach hause nehmen. Bild in Detailansicht öffnen
Plakatkunst in der Pfalzgalerie Kaiserslautern
Viel Zigarettenwerbung ist dabei. Bild in Detailansicht öffnen
Plakatkunst in der Pfalzgalerie Kaiserslautern
Auch ein Plakat der SWR-Jugendwelle "Das Ding" hat Erik Sturm an der Litfaßsäule am Pfaffplatz in Kaiserslautern gefunden. Bild in Detailansicht öffnen
Plakatkunst in der Pfalzgalerie Kaiserslautern
Im Foyer der Pfalzgalerie werden die abgelösten Plakate aufgehängt. Bild in Detailansicht öffnen
Plakatkunst in der Pfalzgalerie Kaiserslautern
Etwa acht Zentimeter dick sind die beiden Plakatblöcke, die Erik Sturm am Pfaffplatz Kaiserslautern aus der Litfaßsäule geschnitten hat. Bild in Detailansicht öffnen
Plakatkunst in der Pfalzgalerie Kaiserslautern
Dieser zweite Plakatblock muss noch voneinander gelöst werden. Insgesamt werden etwa 500 bis 600 Plakate zusammenkommen, schätzt Erik Sturm. Bild in Detailansicht öffnen
Plakatkunst in der Pfalzgalerie Kaiserslautern
Aus dieser Litfaßsäule am Pfaffplatz in Kaiserslautern hat Erik Sturm die beiden Plakatblöcke im Mai herausgeschnitten. Bild in Detailansicht öffnen
Plakatkunst in der Pfalzgalerie Kaiserslautern
Mit Motorsäge, Hammer und Meißel ist Erik Sturm den Plakatblöcken zu Leibe gerückt - und das alles in strömendem Regen. Bild in Detailansicht öffnen

Die Litfaßsäule als städtische Chronik

Erik Sturm ist eigentlich Bildhauer. Er arbeitet aber nicht nur mit Holz und Stein, sondern, so erzählt er, er versucht andere Materialien zu be- und verarbeiten, die nicht offensichtlich erscheinen. Beispielsweise begleite er die Bahnhofsbaustelle Stuttgart21 künstlerisch. Eines seiner Materialien dort sei Feinstaub, erzählt Sturm.

Litfaßsäulen haben es ihm schon länger angetan. Denn – so erzählt er – sie seien eine Art städtische Chronik. Die Werbung im Wandel der Zeit zeige, wie sich der Zeitgeist verändert habe, wie sich Mode geändert hat, auf welche (auch menschlichen) Stereotypen in der Werbung zurückgegriffen worden sei.

Mit Motorsäge an die Plakate

Die Litfaßsäule vom Pfaffplatz wurde nie abgeschält. Die Plakate wurden einfach Monat für Monat, Jahr für Jahr überklebt, immer wieder. Auf acht Zentimeter ist die Plakatschicht dabei im Laufe der Zeit angewachsen. Das hat Erik Sturm im Mai herausgefunden, als er in strömendem Regen mit Motorsäge, Hammer und Meißel die beiden Plakatblöcke von der Litfaßsäule gelöst hat. Harte Arbeit sei das gewesen, die mehrere Stunden gedauert habe, blickt Sturm zurück.

Besucher können gemeinsam mit Erik Sturm Plakate ablösen

In der Pfalzgalerie konnten Besucher gemeinsam mit dem Künstler die Plakate ganz vorsichtig voneinander lösen. "Werbegrabung" hieß die Aktion. Die abgelösten Plakatausschnitte wurden zunächst im Treppenhaus im Foyer der Pfalzgalerie an Klemmbügeln aufgehängt und sorgfältig nummeriert. "Mitgegraben" haben über drei Tage Schulklassen und Privatpersonen, erzählt Svenja Kriebel von der Pfalzgalerie.

Jetzt wird eine Auswahl der Plakate in der Ausstellung "Betze, K-Town, Pfaff" zu sehen sein. Die Besucher können nach Abschluss der Ausstellung ihr Plakat – von Erik Sturm signiert – mit nach Hause nehmen.

Archäologie an der Litfaßsäule

Hunderte Plakate hat Sturm mit Hilfe der Besucher voneinander gelöst. Viel Zigarettenwerbung, aber auch Coca-Cola-Werbung. Nur wenig regionale Veranstaltungen habe er gefunden. Das sei schade, findet Sturm.

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SWR