In der Westpfalz sind die Nacktschnecken auf dem Vormarsch, beklagen Gemüse-Bauern in der Region. "Es ist schlimmer als in den vergangenen Jahren, wir haben Fraßschäden im Salat und Chinakohl", berichtet Alexander Gerthner von der Solidarischen Landwirtschaft Oberalben im Kreis Kusel. Ähnliches berichtet Carla Jennewein vom Hof "Fräulein Lenz" in Münchweiler im Donnersbergkreis: "So viele Schnecken hatten wir noch nie."
Andere Betriebe hatten bislang Glück, zum Beispiel zwei Höfe im Kreis Kaiserslautern: "Die Gemüslichen" aus Olsbrücken oder "Gerdas Kräuter" aus Otterberg sind von der Schneckenplage weitgehend verschont geblieben.
Nacktschnecken zerstören im Westen der Pfalz Gemüse-Ernten
Besonders hart hat das Schnecken-Problem Lisa und Christian Stebel von "Melzhecker Gemüse" getroffen. Ihr Hof in Frankelbach (Kreis Kaiserslautern) beliefert jede Woche Kunden, die eine Gemüsebox abonniert haben. Doch zum Saisonstart bekamen die Kunden diese Woche schlechte Nachrichten. "Schweren Herzens müssen wir die Aboverträge für 2024 von unserer Seite aus kündigen", heißt es in der Mail von den Stebels. Der SWR hat mit ihnen gesprochen.
SWR Aktuell: Warum haben Sie sich entschieden, keine Gemüse-Boxen auszuliefern?
Gemüsebauer Christian Stebel: Das Problem mit den Schnecken ist uns über den Kopf gewachsen. Wir können wegen der Fraßschäden nicht mit den Boxen starten. Wegen der Witterung sind die Schäden durch Schnecken so hoch, dass es finanziell nicht tragbar ist.
SWR Aktuell: Also sind die Schäden so groß, dass sie die Boxen gar nicht befüllen können?
Stebel: Wir haben bei allen Kulturen Probleme. Nicht nur beim Salat. Die Schnecken sind sogar auf die Pflanztische mit den Kürbispflanzen hochgekrabbelt. Selbst an die Lauchzwiebeln gehen die dieses Jahr dran, das ist sehr ungewöhnlich. Die letzten Wochen hatten wir noch versucht, die Schnecken immer wieder abzusammeln: zweimal am Tag beim Salat, einmal am Tag bei den anderen Pflanzen.
SWR Aktuell: Was hat den Ausschlag gegeben, die Gemüseboxen jetzt zu streichen?
Stebel: Vor dem vergangenen Wochenende saß auf jeder Salatpflanze im Schnitt eine Nacktschnecke. Dann kam am Freitag viel Regen runter und am Samstag waren dann alle Pflanzen komplett mit Schnecken bedeckt. Wir fragen uns auch, wo diese ganzen Schnecken so schnell herkamen. Da müssen noch Eier im Boden gelegen haben. Oder die sind von einer benachbarten Wiese rübergezogen. Die scheint ein gutes Versteck zu sein.
SWR Aktuell: Haben Sie dieses Jahr zum ersten Mal so massive Probleme?
Stebel: Also wir standen auch letztes Jahr schon unter großem Druck. Aber in diesem Frühjahr spielt zusätzlich die Witterung den Schnecken gut bei, also das feuchte Wetter. Außerdem konnten wir im Winter nicht so viel Bodenbearbeitung machen. Wahrscheinlich sind deswegen viele Eier der Schnecken im Boden geblieben. In unseren Feldern habe ich beobachtet, dass wir dieses Jahr auch viele Blindschleichen haben, die fressen ja gern Schnecken. Das ist auch ein Zeichen.
SWR Aktuell: Wie gehen Sie jetzt weiter vor?
Stebel: Wir wollen die Zeit jetzt intensiv nutzen, um den Boden zu bearbeiten. Uns für die Zukunft rüsten, damit uns das nicht nochmal passiert und wir im nächsten Jahr wieder zuverlässig liefern können. Da wir aber keine Chemie gegen die Schnecken verwenden, gibt es für uns nur wenige Möglichkeiten, dagegen vorzugehen: Eigentlich kann man nur den Boden bearbeiten und die Schnecken einsammeln.