Ziel für Wärmewende verfehlt

Trotz guter Ausgangslage in RLP: Absatz von Wärmepumpen stagniert

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Katharina Forstmair
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Max Köhler
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SWR Data Lab
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Rund 61.300 Gebäude in Rheinland-Pfalz hatten zuletzt eine Wärmepumpe als Heizung. Zwei rheinland-pfälzische Landkreise sind deutschlandweite Spitzenreiter. Doch 2024 werden die von der Bundesregierung gesteckten Ziele nicht erreicht.

Rheinland-Pfalz heizt überdurchschnittlich viel mit Wärmepumpe

Fünf Prozent aller Wohngebäude in Rheinland-Pfalz werden mit einer Wärmepumpe beheizt. Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist der Anteil überdurchschnittlich hoch. Mehr Wärmepumpen gibt es nur in Bayern, Baden-Württemberg und Brandenburg. Das zeigen Daten aus dem aktuellen Zensus. In der Bevölkerungszählung wurde 2022 für jedes Wohngebäude abgefragt, welcher Energieträger hauptsächlich für die Beheizung verwendet wird.

Eigenheimbesitzer investieren in Wärmepumpen

Katharina Hilger ist Geschäftsführerin des Fachverbands Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Rheinland-Rheinhessen. Sie nennt mehrere Gründe, warum Rheinland-Pfalz beim Bestand von Wärmepumpen so weit vorne liegt: Hier gebe es viele Einfamilienhäuser und kleine Mehrfamilienhäuser, in denen fossile Heizungen heute durch Wärmepumpen ersetzt werden. Städtische Regionen mit vielen Wohnblocks seien dagegen oft seit Jahrzehnten an Fernwärme angeschlossen.

In Rheinland-Pfalz wohnen viele Menschen in ihren eigenen Häusern, erklärt die Expertin. "Eigentümer*innen haben häufig ein stärkeres Interesse an nachhaltigen und zukunftssicheren Investitionen wie der Installation einer Wärmepumpe, insbesondere da sie langfristig von den Einsparungen profitieren können." Außerdem sei dort, wo sich die Menschen mehr leisten können und wo mehr neu gebaut wird, die Nachfrage höher. Beides treffe auf Rheinland-Pfalz zu.

Deutsche Spitzenreiter: Trier-Saarburg und Eifelkreis Bitburg-Prüm

Besonders viele Wärmepumpen gibt es im Westen von Rheinland-Pfalz. Zwei Landkreise sind sogar bundesweite Spitzenreiter: Der Landkreis Trier-Saarburg liegt mit einem Anteil von 12,6 Prozent an erster Stelle, gefolgt vom Eifelkreis Bitburg-Prüm mit 10,4 Prozent.

In den kreisfreien Städten ist der Anteil von Gebäuden, die mit Wärmepumpen beheizt werden, deutlich geringer. In Speyer liegt dieser bei 1,4 Prozent, in Ludwigshafen am Rhein bei 1,6 Prozent.

Hilger vermutet, dass regionale Unterschiede durch den Ausbau von Gas- und Fernwärmenetzen oder durch geografische und klimatische Bedingungen vor Ort entstehen. Ein günstiger Zugang zu Erdwärme und konstante Grundwassertemperaturen seien zum Beispiel ideale Voraussetzungen für Wärmepumpen.

Einen detaillierten Blick zeigt die Karte der Verbandsgemeinden in Rheinland-Pfalz. Bewegen Sie die Maus über die Karte, um für die jeweilige Region zu sehen, welchen Anteil Wärmepumpen im Vergleich zu anderen Heizungsarten haben.

Die klimafreundliche Heizung der Zukunft

Wärmepumpen werden mit Strom betrieben. Schon jetzt wird ein Großteil des Stromverbrauchs in Deutschland aus erneuerbaren Energien gedeckt, und der Anteil steigt weiter. Damit wird auch die Nutzung der Wärmepumpe immer umweltfreundlicher. Deshalb gilt sie als Heizsystem der Zukunft.

Die Bundesregierung hatte sich beim zweiten Wärmepumpen-Gipfel Ende 2022 zum Ziel gesetzt: Ab 2024 sollen jährlich mindestens 500.000 neue Wärmepumpen eingebaut werden. Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) hatte prognostiziert, dass dieses Ziel unter den richtigen Rahmenbedingungen erreicht werden könne.

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2024 deutlich weniger Wärmepumpen verkauft

Bis September wurden am deutschen Markt im aktuellen Jahr aber nur 141.500 Wärmepumpen verkauft, 52 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Das schreibt der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) in einer Pressemitteilung. Bis zum Ende des Jahres werden es rund 200.000 sein, schätzt der BDH. Das ist weniger als die Hälfte des gesetzten Ziels.

Ziel der Bundesregierung bei Weitem verfehlt

Die Zahlen des BDH beziehen sich auf den Absatz von Wärmepumpen, das Ziel der Bundesregierung auf die Installationen. Man könne die Absatzzahlen aber als Näherung dafür verstehen, was installiert wurde und noch installiert werden kann, so der BDH. Und auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) bestätigt auf Anfrage, die Absatzzahlen würden für ein Monitoring der Ziele genutzt.

Eine weitere Grundlage für das Monitoring sei die Anzahl der beantragten und genehmigten Förderungen von Wärmepumpen. Diese zeigt: Im Laufe des Jahres wurden monatlich immer mehr Förderungen zugesagt. Der Höchstwert liegt mit knapp 15.000 Förderungen im September. Im Oktober geht die Zahl leicht zurück. Selbst wenn jeden Monat 15.000 Wärmepumpen installiert würden, könnte das Ziel der Bundesregierung, ab 2024 jährlich 500.000 Wärmepumpen zu installieren, bei Weitem nicht erreicht werden.

Heiz-Debatte sorgt noch immer für Verunsicherung

Nicht nur das Geschäft mit Wärmepumpen ist nach den Zahlen des BDH eingebrochen. 2024 werden insgesamt deutlich weniger Heizungen verkauft als im Vorjahr. Die Experten des BDH und des Berufsverbands begründen das unter anderem mit der großen Verunsicherung der Verbraucher. Frederic Leers ist Sprecher des BDH. Er meint, diese Unsicherheit sei durch die langwierige Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz 2023 entstanden und halte bis heute an. Außerdem würden viele Verbraucher noch auf die Wärmeplanung ihrer Kommune warten. Denn dann sei zum Beispiel klar, ob das eigene Haus in Zukunft an ein Fernwärmenetz angeschlossen werden könnte.

Ausnahmesituation durch Energiekrise

Blickt man auf die Entwicklung des Absatzes, fällt auf: Das Jahr 2023 war in der Wärmepumpen- und der gesamten Heizungsbranche ein Ausnahmejahr. Wolfgang Becker ist Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Sanitär-Heizung-Klima Baden-Württemberg. Er erklärt, der Grund für den Boom seien Vorzieh-Effekte. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine sei die Energieversorgung und die Energiepreisentwicklung unsicher gewesen. Viele Menschen hätten ihre Gasheizung loswerden wollen, in der Folge sei die Nachfrage nach Wärmepumpen massiv gestiegen.

Eine Studie des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zeigt aber: Der Anteil von Wärmepumpen ist in Rheinland-Pfalz in den letzten Jahren weniger stark gestiegen als in anderen Bundesländern.

Es setzte einen Run auf Gas- und Ölheizungen ein

Einen Vorzieh-Effekt habe es auch bei Gas- und Öl-Heizungen gegeben, so Becker. Im ersten Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes aus dem Frühjahr 2023 hieß es, ab 2024 dürfen keine fossilen Heizungen mehr eingebaut werden. "Dadurch setzte ein Run auf Gas- und vor allem Ölheizungen ein, die zuvor eigentlich bereits als auslaufende Technik galten", erläutert der Experte. Die 1,3 Million verkauften Heizungen 2023 seien deshalb "nicht als die normale Zahl anzusehen", ordnet der Geschäftsführer des Branchenverbands ein.

Weniger Wärmepumpen durch weniger Neubau

Frederic Leers vom BDH vermutet, auch die sinkende Zahl der Neubauten könnte zum Einbruch im Absatz von Wärmepumpen beitragen. Knapp zwei Drittel aller neu gebauten Wohngebäude werden hauptsächlich mit Wärmepumpen beheizt. Aktuell werden immer weniger Wohnungen neu gebaut und weniger Neubauten genehmigt. Das zeigen Daten des statistischen Bundesamts.

Bundesregierung hält an ambitioniertem Ziel fest

Um das Ziel der Bundesregierung zu erreichen, bräuchte es weiterhin einen Boom wie im Jahr 2023. Die Zahl 500.000 ergebe sich laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aus den Klimazielen und gelte weiterhin. Auf Anfrage des SWR heißt es: "Zur Erreichung der Klimaziele im Gebäudebereich ist der Wärmepumpenhochlauf auch in der Größenordnung nach wie vor erforderlich". Die Rahmenbedingungen dafür seien geschaffen. Nun müsse man diese "erläutern und die Mythen rund um die Wärmepumpe entkräften".

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