Stefan Schöfer aus Neustadt an der Weinstraße ist vor 29 Jahren zum arbeiten nach Berlin gekommen, hat dort seine Frau kennengelernt - und ist geblieben. 2007 hat er im Berliner Stadtteil Schöneberg die Kneipe Gondel übernommen und einfach seinen Spitznamen "Locke" davorgesetzt. Seitdem steht der FCK-Fan fast täglich hinter dem Tresen von "Lockes Gondel".
Zweitligarelegation des FCK machte "Lockes Gondel" bekannt
Dass seine Kneipe zu einer echten FCK-Kneipe geworden ist, hat Schöfer den Relegationsspielen des FCK gegen Dresden zu verdanken. Seitdem sei es losgegangen, dass immer mehr FCK-Fans zu ihm gekommen sind.
SWR Aktuell: Am Samstag steigt das Pokalfinale in Berlin – FCK gegen Bayer Leverkusen. Wie groß ist Ihre Vorfreude?
Stefan Schöfer: Als FCK-Fan sehr groß. Als Kneipier, vom Umsatz im Betrieb her, auch sehr groß. Aber weil ich Bedenken habe, dass es wieder sehr, sehr, sehr laut wird, habe ich Sorge, dass ich wieder Ärger mit der Hausverwaltung und den Nachbarn bekomme.
SWR Aktuell: Ach du lieber Himmel, warum denn das?
Schöfer: Die fühlen sich sehr belästigt. Das haben wir im Januar schon gehabt, als der FCK hier gegen Hertha BSC gespielt hat. Da waren in meiner kleinen Kneipe, die ja nicht sonderlich groß ist mit ihren circa 55 Quadratmetern, so 150 bis 180 Lauterer. Und das war halt sehr laut. Da gab es natürlich ein bisschen Clinch. Aber ansonsten ist die Vorfreude natürlich riesengroß. Wir haben uns darauf eingestellt, wir arbeiten zu dritt in der Tagschicht, zu dritt in der Spätschicht, damit das zu bewältigen ist. Wir freuen uns natürlich auf das Fußballfest und auf viele Lauterer.
Für FCK-Fans, die nicht in Berlin dabei sind Hier kann man das Pokalfinale FCK gegen Leverkusen in Kaiserslautern sehen
Knapp 25.000 FCK-Fans werden im Berliner Olympiastadion dabei sein, wenn der FCK im Pokalfinale gegen Bayer Leverkusen spielt. Doch auch in Kaiserslautern kann man das Spiel sehen.
SWR Aktuell: Dann wird es bei Ihnen am Samstag ja richtig voll. Wie bringen Sie denn die ganzen Leute unter, bzw. wie haben sie das im Januar gemacht?
Schöfer: Die Fans haben gestanden. Wir kamen nicht mehr aus dem Tresen hinten raus zum bedienen. Die Fans haben die Biere dann über den Tresen weitergereicht bis zu ihren Kumpels. Es hat gut funktioniert, aber wir konnten nicht mehr rausgehen, um Gläser abzuräumen, weil es wirklich so eng und voll war. Das war ja Ende Januar, da hat es geregnet, war kalt. Jetzt können die Jungs natürlich auch draußen stehen auf der Straße. Das wird natürlich ein bisschen anstrengender für uns, aber wird machbar sein.
SWR Aktuell: Wie bewältigen Sie denn überhaupt den Ansturm? Man muss da ja auch wahrscheinlich ganz anders einkaufen.
Schöfer: Ich rechne mit 250 bis 300 Fans. Dieses Mal habe ich ein bisschen mehr bestellt als im Januar, um die 400 Liter Bier alleine. Es kommt morgen (Freitag) auch nochmal eine Lieferung, damit wir ganz sicher sind. Und dann ist das natürlich eine andere Arbeiterei. Sonst arbeiten ich oder mein Mitarbeiter alleine, aber am Samstag sind wir zu dritt. Einer macht Gläser, einer zapft und einer kassiert. Das muss dann Hand in Hand gehen bei so vielen Leuten. Weil die Jungs, die kommen, das sind ja meistens Gruppen. Da heißt es dann 14 Bier, 16 Bier, zwölf Bier und das muss dann ratzfatz gehen. Wir haben vier Zapfhähne, die glühen dann.
SWR Aktuell: Wer kommt eigentlich zu ihnen in die Kneipe, wenn kein FCK-Spiel ist?
Schöfer: Ein ganz normales gemischtes Publikum, nette Leute. Ich habe wirklich von jungen Leuten bis 86 Jahre alles dabei. Von Hartz IV bis zum Professor. Wir sind ja eine kleine Sportsbar. Und seit ein paar Jahren haben wir sogar mehr Kaiserslauternfans als Herthafans. Aber wir gucken immer, dass wir beide Spiele zeigen können.
SWR Aktuell: Ihre Kneipe ist inzwischen in Berlin schon bekannt als FCK-Kneipe.
Schöfer: Es hat angefangen bei den Relegationsspielen gegen Dresden. Da kam auf einmal so ein Schwung. Da hat irgendeiner bei mir das FCK-Logo gesehen und hat das dann über Social Media gepostet. Und das hat auf einmal so eingeschlagen, also Wahnsinn, ich habe das Social Media total unterschätzt. Und jetzt habe ich zumindest hier in Berlin einen Namen als FCK-Kneipe.
SWR Aktuell: Worauf freuen Sie sich denn am Samstag am meisten?
Schöfer: Am meisten würde mich freuen, wenn alles reibungslos ablaufen würde. Wenn die Jungs ihr Bier haben, wir kommen nach, alles passt. Kein Ärger mit den Nachbarn, das wäre schon schön, da würde ich mich drauf freuen. Und natürlich ein Sieg vom FCK, das wird aber noch schwerer, glaube ich.
SWR Aktuell: Was tippen Sie denn?
Schöfer: Ich hoffe 2:1 für Lautern.
SWR Aktuell: Leverkusen hat ja nun am Mittwoch die erste Niederlage eingesteckt. Ist das gut oder schlecht für den FCK, was meinen Sie?
Schöfer: Das kann beides sein. Wenn Leverkusen jetzt gefrustet ist, könnten sie uns aus dem Stadion schießen. Könnten aber auch verunsichert sein, wenn wir ein schnelles Tor machen. Also, das ist ein neues Spiel, mal schauen. Aber egal wie es wird, ich glaube, es wird ein Fest. Denn die FCK-Fans wissen ja auch, was wir erreicht haben, ist ja schon sensationell mit der Finalteilnahme. Wir sind ein Zweitligist, wir haben bis vor kurzem noch gegen den Abstieg gespielt. Das wird für jeden FCK-Fan ein riesen Fest, nach Berlin zu fahren und das Spiel zu schauen.