Zahl der privaten Arztpraxen in Deutschland steigt

Warum eine Ärztin aus Kaiserslautern nur noch Privatpatienten behandelt

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Verena Lörsch
Verena Lörsch
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Sarah Korz
Bild von Sarah Korz, Redakteurin im SWR Studio Kaiserslautern

Bundesweit gibt es immer mehr private Arztpraxen. Das hat zum Beispiel finanzielle Gründe. Auch die Bürokratie spielt dabei eine Rolle. Zum Jahreswechsel hat auch eine Ärztin aus Kaiserslautern ihren Kassensitz aufgegeben und behandelt nur noch Privatpatienten.

Gesetzlich Krankenversicherte und Privatpatienten sollen gleichbehandelt werden - zum Beispiel bei der Terminvergabe in Arztpraxen oder Krankenhäusern. Das fordern unter anderem Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD) und die gesetzlichen Krankenkassen.

Dem gegenüber steht allerdings die Tatsache, dass die Zahl der Praxen, die nur noch Privatpatienten behandeln, seit Jahren steigt. Das zeigen Zahlen des Privatärztlichen Bundesverbands. Deren Mitgliederzahlen hätten sich in den letzten Jahren fast verdoppelt, heißt es vom Verband. Geschäftsführer Thomas Ems schätzt die Zahl der Privatpraxen bundesweit auf 15.000 bis 20.000, Tendenz deutlich steigend.

Ärztin aus Kaiserslautern will mehr Zeit für ihre Patienten

Immer mehr Ärztinnen und Ärzte geben ihren Kassensitz auf und behandeln dann nur noch Privatversicherte. Das hat verschiedene Gründe. Zum Beispiel hoffen sie auf weniger Bürokratie, weniger Stress oder flexiblere Sprechzeiten.

"Ich habe Medizin studiert, um mit Menschen zu arbeiten und die nicht wie am Fließband abzufertigen. Und zwischendrin muss ich noch nach dem Computer gucken, der mal wieder abgestürzt ist", erzählt Ärztin Sieglinde Lauer aus Kaiserslautern.

Sie hat zum Jahreswechsel ihre Praxis für Allgemeinmedizin, Psychotherapie und Homöopathie umgestellt. Sie nimmt ab jetzt nur noch Privatpatienten an, keine gesetzlich Krankenversicherten. Sie erhofft sich dadurch weniger bürokratischen Aufwand und mehr Zeit für ihre Patienten.

Dr. Sieglinde Lauer aus Kaiserslautern hat ihre Praxis mit dem Jahreswechsel auf Privatpraxis umgestellt.
Dr. Sieglinde Lauer aus Kaiserslautern hat ihre Praxis mit dem Jahreswechsel auf eine reine Privatpraxis umgestellt.

Die Computer-Arbeit habe in den letzten Jahren Überhand genommen - der bürokratische Aufwand, Kassenpatienten abzurechnen, sei einfach zu hoch geworden, berichtet Lauer.

Die hohe Arbeitsbelastung ist laut der Kassenärztlichen Vereinigung in Rheinland-Pfalz der Grund, warum sich manche Ärzte dazu entscheiden, ihre Praxen auf Privat umzustellen: "Hierzu ist eindeutig zu sagen, dass sich die selbstständige Tätigkeit mit den Verantwortlichkeiten und Risiken wie Personal, Miete, Finanzierung der Praxis, etc. gegenüber einer angestellten Tätigkeit, was das Einkommen angeht, kaum noch lohnt."

Viele Arztpraxen ohne Nachfolge

Die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz sagt, sie fordere von der Politik schon lange Veränderungen, um die Niederlassung bei Medizinern wieder attraktiver zu machen.

Denn: Viele Kassensitze finden keine Nachfolger. Genau das ist auch das Problem der Kaiserslauterer Ärztin Sieglinde Lauer. Sie wollte ihre Praxis eigentlich an einen Nachfolger übergeben. Das hat aber nicht geklappt. Deshalb will sie die letzten Jahre bis zur Rente weniger Stress im Praxisalltag haben - das soll die Umstellung auf eine Privatpraxis möglich machen. "Es gab Patienten, die sehr verständnisvoll waren, sich für die Vergangenheit bedankt haben. Es gab aber Patienten, die denken, sie seien Patienten zweiter Klasse."

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An Arztpraxen, die nur noch Privatpatienten aufnehmen und keine Patienten, die gesetzlich krankenversichert sind, gibt es auch Kritik. Ein Mann aus Kaiserslautern hat uns zum Beispiel gesagt, dass er als Kassenpatient gar keinen Termin bei einem Hautarzt bekommt. Das sei eine schlechte Entwicklung.

Der CDU-Landtagsabgeordnete Christoph Gensch arbeitet selbst als Internist in einer Arztpraxis in Zweibrücken. Er sieht diese Entwicklung hin zu reinen Privatpraxen kritisch: "Auch wenn ich die Beweggründe teilweise nachvollziehen kann - sei es festgelegte Öffnungszeiten, Vergütung oder bürokratische Hindernisse. Es ist aus meiner Sicht trotzdem der falsche Weg." Gensch fordert: "Wir sollten zusammen das System reformieren und es nicht verlassen."

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