Lange hat der Projektmanager Björn Kurda nach zusätzlichem Raum für Kultur- und Kunstprojekte in Trier gesucht. Jetzt hat er einen gefunden. Auf dem Gelände der Jägerkaserne steht ein altes Militärgebäude mit einem imposanten Glockenturm. Es heißt Gebäude 29. Die 17 Räume auf drei Stockwerken stehen seit Jahren leer.
Kurda darf sie jetzt kulturell nutzen. Gemeinsam mit Kulturschaffenden hat er Ideen für das Gebäude gesammelt. Sein Plan lautet: "Wir wollen hier einen gemeinnützigen, soziokulturellen Ort aufbauen."
Theater, Workshops und soziale Projekte sollen stattfinden
Rebekka Auer möchte zum Beispiel ein offenes Atelier für Künstler und Künstlerinnen einrichten. Sie beklagt, dass ein solcher Raum in Trier fehlt.
Und Erika Neufeld hätte gerne ein "Antrags-Café". Sie macht gerade eine Ausbildung zur Ergotherapeutin und möchte Menschen beim Ausfüllen von Formularen helfen. Sie sagt, es gebe viele bürokratische Hürden, an denen Menschen verzweifeln. Alle, die vor Anträgen, wie BAföG oder einer Berufsausbildungsbeihilfe stehen oder an der Haushaltsplanung verzweifeln, sollen hier Unterstützung bekommen.
Stefan Sebastian will einen Raum nutzen, um ein Theaterstück zu produzieren. Er möchte die Anti-Kriegs-Parabel "Picknick im Felde" von Fernando Arrabal aufführen. Für die Vorbereitung braucht er Unterstützung. Und er hat auch schon eine genaue Vorstellung, wie die aussehen soll.
Er erklärt, dass das Bühnenbild aus einem Schrotthaufen bestehen soll. Um den zu gestalten, möchte er ein Projekt zur Gewaltprävention zusammen mit Sozialpädagogen ins Leben rufen. Aggressive Jugendliche sollen hier Frust ablassen und lernen, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen sollen.
Aufgeführt werden soll das Stück im Rahmen eines Festivals am 8. Mai nächsten Jahres. Dafür darf er zusätzlich eine große leerstehende Lagerhalle direkt neben der Jägerkaserne nutzen.
Zudem planen sie eine Kooperation mit dem Jobcenter. Sie wollen arbeitslosen Menschen anbieten, an den Projekten mitzuwirken. So möchte man sie dabei unterstützen, wieder in den Arbeitsmarkt zu kommen.
Viele der Ideen stammen vom Mosa!k Kollektiv. Einer Gruppe junger Menschen aus verschiedenen Bereichen, wie Mitgründerin Mia Vu sagt.
Ein Teil soll vermietet werden, der andere für kulturelle Projekte genutzt werden
Seit Monaten treffen sie sich jede Woche in dem alten Gebäude und diskutieren darüber, wie sie die Räume nutzen sollen.
"Hier könnte eine Werkstatt rein", sagt ein junger Mann. Er würde gerne zeigen, wie man Lampen baut. Eine andere findet, dass der Raum doch gut für ein Impro-Theater wäre.
Gemeinsam mit der Stadt Trier und dem Eigentümer des Gebäudes, der Trierer Entwicklungsgesellschaft (EGP) haben sie nun ein Konzept vorgestellt. Es trägt den Namen „Projekt Urban Renaissance (P.U.Re.) im Raum 029“.
Es sieht vor, einen Teil der Räume für kulturelle, soziale und künstlerische Projekte zu nutzen. Finanzieren wollen wir das, indem wir andere Räume im Gebäude an Start-ups und die Kreativwirtschaft vermieten, so Kurda. "So soll genug Geld für Miete, Strom, Wasser und unsere Kultur-Projekte zusammen kommen“, sagt er.
Viel Platz für kreative Ideen
Das Gebäude bietet Platz für viele Projekte. Deshalb suchen sie nun nach weiteren Interessenten, die Ideen haben und denen nur der Raum fehlt, sie umzusetzen. Interessierte können sich an die Gruppe wenden und dann einen Raum günstig mieten. Um die 40 Menschen haben sich bereits gemeldet, so Mia Vu.
Jägerkaserne soll nur zeitweise kulturell genutzt werden
"Mindestens bis Ende nächsten Jahres dürfen die jungen Kreativen das Gebäude mit Leben füllen", sagt David Becker Geschäftsführer der EGP. Je nachdem, wie das Projekt angenommen werde, vielleicht auch länger.
Die Trierer Entwicklungsgesellschaft hat das gut sechs Hektar große Gelände der Jägerkaserne 2022 von der Stadt Trier gekauft und plant dort, 220 Wohnungen zu bauen. Zuerst im südlichen Teil, später auch im nördlichen. Dort steht auch das Gebäude 29. Später soll es mal komplett gewerblich genutzt werden, sagt Becker.
"Die Räume in der Jägerkaserne sind perfekt"
Obwohl die Räume lange leer standen, sind sie gut in Schuss. Sie haben neue Fenster und auch neue Steckdosen wurden vor einiger Zeit eingebaut. Auch der nötige Brandschutz sei vorhanden. Alles ist perfekt, so Kurda.
Zusammen mit seinem Bruder gründete er vor einem Jahr das Kultur Leistungs Kollektiv – (KLK gUG), mit dem Ziel, leerstehende Flächen zu vermieten und kulturell zu nutzen. Sie stellten fest, dass viele Kulturschaffende händeringend nach Raum suchen, um ihre Projekte zu verwirklichen oder ihre Kunst auszustellen.
Dabei hatten Sie auch schon ein Objekt im Blick. Daraus ist aber nichts geworden, erzählt Kurda. Es wären zu viele Umbaumaßnahmen nötig gewesen. Er stand damals schon mit David Becker von der EGP in Kontakt. Er schlug ihm dann vor, die leere Jägerkaserne in Trier West für eine Zeit lang zu nutzen.
Gebäude ist große Chance, kulturelle Projekte zu verwirklichen
Für Kurda und alle Beteiligten sind die Räume eine große Chance, kulturelle Projekte zu verwirklichen. Ob sie traurig darüber sind, das Gebäude nur für eine begrenzte Zeit nutzen zu können? "Überhaupt nicht, sagt Björn Kurda. „Das stand von Anfang an fest“ und er ist sich sicher, dass sie auch wieder neuen Raum für ihre Projekte finden werden.