Nilgänse am Badesee, Ochsenfrösche im Teich - oder eben die asiatische Hornissen hoch oben in der Baumkrone. Diese invasiven Arten nerven nicht nur, sondern machen auch Landwirten, Imkern und Naturschützern Sorgen.
Woher kommt die asiatische Hornisse?
Wie kann man sie erkennen?
Wie schnell verbreitet sich die asiatische Hornisse in RLP?
Wie gefährlich ist die asiatische Hornisse?
Was tun, wenn man eine Hornisse oder ein Nest findet?
Woher kommt die asiatische Hornisse?
Die Asiatische Hornisse Vespa velutina ist eigentlich in Südostasien heimisch. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst den Süden Chinas und die Insel Taiwan, den Osten Indiens entlang des Westrands des Himalaya, die hinterindische Halbinsel und die Inselwelt Indonesiens. Die Art wurde vom Menschen 2003 nach Südkorea und 2014 nach Japan (Tsushima) eingeschleppt. 2004 wurde die Unterart Vespa velutina nigrithorax erstmals in Europa nachgewiesen, und zwar in Südwestfrankreich. Zehn Jahre später war die asiatische Hornisse auch in Deutschland angekommen - sie wurde 2014 im südlichen Rheinland-Pfalz und im Raum Karlsruhe entdeckt.
Vespa velutina nigrithorax gilt als invasive Art und steht deshalb seit 2016 in der Liste der unerwünschten Spezies für die Europäische Union.
Wie kann man sie erkennen?
Die asiatische Hornisse Vespa velutina ist eine kleinere Verwandte der Europäischen Hornisse (Vespa crabro). Beide lassen sich nach Angaben von Experten gut unterscheiden. Ihre halbrunden Nester sind etwa so groß wie ein Medizinball. Ein Hornissenvolk kann bis zu 2.000 Tiere umfassen, sagt Lisa Tippelt vom Landesamt für Umwelt (LfU) in Mainz. Zum Vergleich: Bei den herkömmlichen Hornissen sind es 400 bis 700.
"Asiatische Hornissen haben sehr großen Hunger und sind wendiger als unsere einheimischen Hornissen, da sie auch rückwärts fliegen können", sagt Tippelt. Bevorzugt auf dem Speisezettel stehen Wild- und Honigbienen. Dabei kommt der asiatischen Hornisse ihre Flugtechnik zugute. Sie kann, so Tippelt, praktisch in der Luft stehen und die Bienen direkt an ihren Fluglöchern abpassen.
Wie schnell verbreitet sie sich in RLP?
Das erste Nest asiatischer Hornissen wurde in Rheinland-Pfalz 2014 entdeckt, fast zehn Jahre später (2023) wurden bereits mehr als 1.000 Meldungen erfasst, sagt Lisa Tippelt. Inzwischen konzentriere sich die Art in Rheinland-Pfalz auf die Oberrheinebene mit Frankenthal, Speyer und Worms, sei aber mittlerweile in weiten Teilen des Bundeslandes anzutreffen.
Um einen besseren Überblick über ihr Vorkommen zu erhalten, müssen die Nester an die Landesbehörden gemeldet werden. Seit etwa einem Jahr werden bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion RLP die Daten systematisch erfasst. Thomas Schlindwein von der SGD Süd sagt, in diesem Jahr seien bereits 50 Nester gezählt worden, das werde sich aber in den nächsten Wochen und Monaten noch steigern.
Nachdem die Hornissenart in den Jahren vor 2021 nur vereinzelt entdeckt wurde, haben sich in den letzten Jahren die Beobachtungen, insbesondere im südlichen Rheinland-Pfalz, gehäuft: Von knapp über 70 bestätigten Sichtungen in 2022 stieg die Zahl 2023 auf über 1.000 bestätigte Beobachtungen in Rheinland-Pfalz an, mehr als 300 davon waren Nester.
Wie gefährlich ist die asiatische Hornisse?
Für den Menschen ist der Stich einer asiatischen Hornisse - solange keine Allergie besteht - nicht gefährlicher als der Stich der europäischen Variaten. Generell werden Hornissenstiche als etwas schmerzhafter empfunden als solche von Bienen oder Wespen. Es kann zu Hautrötungen, Schwellungen und Schmerzen an der Einstichstelle kommen. Grundsätzlich ist die asiatische Hornisse "als Einzeltier nicht gefährlich", so Andreas Presuhn, Obmann für Bienengesundheit beim rheinland-pfälzischen Imkerverband. "Die Tiere sind eher etwas scheuer. Wenn man natürlich aber in Nestnähe kommt oder ihr Nest stört, dann ist die Gegenwehr doch recht massiv." Die Hornissen stechen also nur, wenn sie sich bedroht fühlen.
Am gefährlichsten ist die Asiatische Hornisse allerdings für andere Insekten. Sie frisst Wildbienen, Schmetterlinge, Libellen und Wespen. Und sie hat hierzulande kaum natürliche Feinde. Vor allem Imker in Rheinland-Pfalz schlagen schon seit einiger Zeit Alarm und sehen ihre Bienenvölker bedroht.
Was tun, wenn man eine Hornisse oder ein Nest findet?
Die asiatische Hornisse ist meldepflichtig, weil sie von der EU als invasive Art eingestuft wurde. Wer ein einzelnes Tier oder ein Nest sichtet, sollte aber selber lieber die Finger davon lassen und die Behörden informieren. Dafür gibt es auf dem Internetportal "Artenfinder RLP" ein Online-Formular. Experten bewerten die Funde und tragen die Daten zusammen. Ist es klar, dass es sich um ein Nest der asiatischen Hornisse handelt, wird es entfernt. Die SGD (Struktur- und Genehmigungsdirektion) Süd oder Nord beauftragt dann zertifizierte Wespen- und Hornissenumsiedler. Die Meldung und auch die Entfernung von Nestern ist kostenlos.
Die Vernichtung der Nester wird die Ausbreitung der asiatischen Hornisse höchstens verlangsamen, aber nicht aufhalten. Nach Einschätzung des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) ist die Einwanderung von Vespa velutina nach Europa inzwischen unumkehrbar. Und das hat Auswirkungen auf die heimischen Arten, so Wiebke Pasligh vom Nabu Rheinland-Pfalz. "Das kann natürlich dazu führen, dass dann einheimische Insektenarten entweder verdrängt werden oder dass eben bestimmte Insektenarten besonders bevorzugt gefressen werden."