Antje Kotschka geht gerne ins Bliesbad in Ludwigshafen. Die Wiese ist schön, der See ist schön, es gibt einen Kiosk - eigentlich alles perfekt, wären da nicht die großen grünbraunen Kothaufen. Eine Hinterlassenschaft der zahlreichen Nilgänse.
"Dieses Jahr ist es mir zum ersten Mal besonders aufgefallen, dass die Kacke dieser Gänse im See schwimmt und man Slalom schwimmen muss", ekelt sich die Kinderkrankenschwester aus dem benachbarten Mannheim. Auch viele andere Badegäste fühlen sich durch die vielen Kothaufen gestört und verzichten auf den Besuch im Bad.
Etwa 12.000 Quadratmeter Wiesenfläche müssen Hans Jürgen Beringer, Fördervereinsvorsitzender des Bliesbades, und andere Helfer regelmäßig säubern. Das sei gar nicht an einem Tag zu schaffen. "Im letzten Jahr habe ich 68 Gänse gezählt, die wir auf der Wiese gehabt haben. Dieses Jahr ist es etwas geringer", erzählt Beringer. Neben den Kosten für die tägliche Reinigung kommen Einnahmerückgänge durch ausbleibende Gäste - alles wegen der Nilgänse.
Nilgänse und Kanadagänse sind vielerorts eine Plage in Rheinland-Pfalz
Die eingewanderten Vögel - neben der Nilgans betrifft das auch zunehmend die Kanadagans - sind in Freibädern, Parks und Badeseen in Rheinland-Pfalz längst zu einer Plage geworden. Der Bestand beider Arten nimmt seit knapp 20 Jahren bundesweit deutlich zu. Und viele Betreiber und Verwaltungen fragen sich: Wie werden wir die Vögel wieder los?
Jäger, Hunde, Zäune - Lösungen mit begrenzter Wirkung
Die Antwort ist nicht einfach. Im Bliesbad versuchen sie, die Tiere mit Zäunen von Wiese und See fernzuhalten. Doch das funktioniert nur bei den flugunfähigen Jungvögeln. Für die älteren Tiere stellen Zäune kein Hinderniss dar.
Wesentlich rabiater ging man im schwäbischen Fellbach vor: Da wurden die lästigen Gänse von Jägern und Hunden aus dem Erlebnisbad F3 vertrieben. Dass heißt, die Vögel wurden geschossen und teilweise von den Jagdhunden totgebissen - unter lauten Protesten von Tierschützern.
Auch im Landkreis Mainz-Bingen dürfen Landwirte die Tiere jagen, wenn sie die Felder plündern. Die Kreisverwaltung erteilte im vergangenen Jahr hierfür eine Ausnahmegenehmigung. Die Vögel werden im Kreis zunehmend zur Plage. Im Ingelheimer Yachtclub etwa verschmutzen die Gänse mit ihrem Kot nahezu alle Motor- und Segelboote, sowie Stege und Freiflächen.
Vielleicht würde hier eine neue Art der Bekämpfung helfen, wie sie der Hafenmeister des Mainzer Zollhafens anwendet: Er vertreibt die Tiere mittels grünem Laserlicht. Das Licht erschrecke die Gänse und sie würden flüchten. Die meisten kämen zwar wieder, deshalb müsse man schon viel Geduld aufbringen, so Hafenmeister Detlef Höhne.
Streit um die Bejagung von Nilgänsen
Grundsätzlich fallen Nilgänse und Kanadagänse unter das deutsche Jagdrecht und dürfen nur zu bestimmten Zeiten gejagt werden. Da Nilgänse aber auf der EU-Liste für invasise Arten stehen, können sie auch außerhalb der Jagdsaison geschossen werden. Dafür können die Verwaltungen Ausnahmegenehmigungen erteilen.
Da Nilgänse bis zu dreimal im Jahr brüten, steigt ihre Zahl rasant an. Durch die Bejagung könne die Population bestensfall eingedämmt aber kaum reduziert werden, so der Naturschutzverband Nabu. Er lehnt eine Jagd auf Nilgänse innerhalb der Saison zwar nicht grundsätzlich ab, spricht sich aber gegen Ausnahmegenehmigungen aus.
Auch laute Musik oder Lärm beeindrucken die Nilgänse häufig kaum. Und da sie oft auf hohen Bäumen brüten, ist eine Zerstörung ihrer Nester unverhältnismäßig aufwendig. Fazit: Wer die Gänse mit den dunklen Augenringen vertreiben will, muss großen Aufwand betreiben und braucht viel Geduld.