Starke Verbreitung befürchtet

Offenbar erste Erfolge im Kampf gegen den Ochsenfrosch in der Südpfalz

Stand

Im Kampf gegen den Ochsenfrosch im Kreis Germersheim sind offenbar erste Erfolge spürbar. Der Riesenfrosch ist hier nicht heimisch und gefährdet die Tierwelt in den Gewässern des Kreises.

Das Erste, was auffällt: Der Ochsenfrosch ist riesig - bis zu 20 Zentimeter groß können die Tiere werden. Und sie sind unerwünscht: Seit drei Jahren wird der Ochsenfrosch im Kreis Germersheim bekämpft und gejagt, die Kaulquappen werden eingefangen, ausgewachsene Frösche auch erschossen.

"Wir haben hier einen regelrechten Hotspot, was Ochsenfrösche angeht. Es ist schwierig, diese Tiere zu entnehmen."

Hat die Jagd inzwischen Erfolg? Wie die zuständige Naturschutzbehörde SGD Süd bei einem Vor-Ort-Termin am Mittwoch sagte, wurden in diesem Jahr bisher 800 Frösche und Kaulquappen gefangen. Darunter waren laut SGD weniger ausgewachsene, fortpflanzungsfähige Tiere als im vergangenen Jahr. Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass die Jagd auf den Ochsenfrosch erste Erfolge hat. Im vergangenen Jahr waren rund 1.000 Tiere gefangen und getötet worden.

Erste Ochsenfrösche wurden wohl von Züchtern ausgesetzt

Im Kreis Germersheim soll es aktuell sechs Gewässer geben, in denen sich diese besonders kräftigen und großen Amphibien fortpflanzen. Die bei uns bislang fremde - also invasive - Art war nach Information der Behörde in einem Gewässer rechts des Rheins ausgesetzt worden - wahrscheinlich von einem Züchter - und hat sich mittlerweile ausgebreitet. So ist er wohl auch in Gewässer links des Rheins gelangt. Der Ochsenfrosch steht auf einer EU-weiten Liste der Tiere, deren Ausbreitung verhindert werden soll.

Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) - Invasive Tierarten - Neozen
Die asiatische Tigermücke ist 2019 in die Pfalz gekommen. Vor allem in Ludwigshafen und Germersheim breitet sie sich aus. Sie kann für den Menschen gefährliche Krankheiten übertragen, bisher gab es aber noch keinen bekannten Fall in Rheinland-Pfalz. Die Tigermücke vermehrt sich in noch so kleinen stehenden Gewässern aus, deshalb sollten Gartenbesitzer bei Regen keine leeren Gefäße draußen stehenlassen. Bild in Detailansicht öffnen
Nordamerikanische Ochsenfrosch (Lithobates catesbeianus) - Invasive Tierarten - Neozen
Von der Invasion des nordamerikanischen Ochsenfroschs ist vor allem der Kreis Germersheim betroffen. Laut BUND frisst der Riesenfrosch Insekten, Fische, Regenwürmer, Schnecken und sogar Vögel und Amphibien. Auch verhindert er die Entwicklung heimischer Frösche. Die Tiere werden bis zu 20 Zentimeter groß. Sie sind inzwischen zum Abschuss freigegeben. Bild in Detailansicht öffnen
Eine Spanische Wegschnecke sitzt in einem Beet
Die spanische Wegschnecke ist kein seltener Anblick mehr in Deutschland. Auch in der Pfalz hat sie sich ausgebreitet und ist dabei, auch durch Kreuzungen, ihre heimische Schwester, die rote Wegschnecke, zurückzudrängen. Die spanische Wegschnecke schadet der Landwirtschaft massiv, schreibt der NABU. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Westlicher Maiswurzelbohrer sitzt auf einem Stein
Ein anderer Feind der Landwirtschaft ist der westliche Maiswurzelbohrer. Vor allem die Südpfalz ist betroffen. Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) spricht von einer großen Bedrohung des Maisanbaus. Die Tiere schaden den Wurzeln und den Früchten der Maispflanzen. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Waschbär sitzt am Flussufer auf einem Stein
Der niedliche Waschbär ist weniger harmlos als er aussieht. Er kann laut Umweltbundesamt nicht nur Vögel und Reptilien schwer verletzen oder töten, sondern auch Krankheiten an Menschen übertragen. Das neugierige Tier klettert auch gerne in Häuser und verschmutzt sie oder beschädigt Obstbäume in Gärten. Bild in Detailansicht öffnen
Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana) - Invasive Tierarten - Neozen
Die Aufregung war groß als die Nosferatu-Spinne angefangen hat, sich in der Vorder- und Südpfalz auszubreiten. Die sechs bis acht Zentimeter große Spinne sieht zwar bedrohlich aus, ist aber für den Menschen meist harmlos. Zudem verdrängt sie nach bisherigem Erkenntnisstand keine heimische Art. Bild in Detailansicht öffnen
Kamberkrebs (Orconectes limosus) - Invasive Tierarten - Neozen
Ganz anders: der Kamberkrebs. Der Eindringling kann die Krebspest übertragen, die für heimische Arten tödlich ist. Gemeinsam mit anderen nordamerikanischen Flusskrebsen hat er die heimischen Tiere in der Pfalz schon weitestgehend verdrängt. Allerdings ist der Kamberkrebs… Bild in Detailansicht öffnen
Ein Kalikokrebs frisch aus einem Fluss
… auch eine beliebte Nahrung des Kalikokrebses. Der vermehrt sich schneller als jeder andere Krebs in Europa und frisst Pflanzen, Tiere und zum Teil sogar eigene Artgenossen. Mit seiner Fresslust zerstört der Kalikokrebs ganze Biotope. Er kommt vor allem im Rhein vor. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Signalkrebs im Flussbett
Der dritte im Bunde der invasiven Flusskrebse in der Pfalz ist der Signalkrebs. Auch er überträgt die Krebspest und ist selbst weitestgehend immun dagegen. Alle drei Krebse dürfen gefangen werden und gelten als Delikatesse. Bild in Detailansicht öffnen
Nutrias (Myocastor coypus) - Invasive Tierarten - Neozen
Ein Wasserbewohner, den viele gerne mit dem heimischen Biber verwechseln, ist die Nutria. Sie frisst gerne seltene heimische Schnecken, Muscheln oder Libellen. Außerdem verursacht sie Schäden an Dämmen und Uferbereichen, wenn sie ihre Höhlen gräbt. Nutrias fühlen sich inzwischen in vielen Teilen des Landes wohl, vor allem in der Südpfalz. Bild in Detailansicht öffnen
Buchstaben-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta) - Invasive Tierarten - Neozen
Damit sind sie in der Südpfalz Nachbarn von den Buchstaben-Schmuckschildkröten. Die nordamerikanische Art verdrängt heimische Schildkröten und ernährt sich von seltenen Tieren wie dem Laubfrosch. Wer eine verletzte Schildkröte findet, kann sich beim Reptilium oder dem Zoo Landau melden. Bild in Detailansicht öffnen
Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) - Invasive Tierarten - Neozen
Die asiatische Hornisse ist ein Neuankömmling und noch nicht so stark verbreitet wie andere invasive Arten. Trotzdem haben die Hornissen schon ganze Bienenvölker in der Pfalz gefressen. Auch Wespen, Hummeln und Wildbienen sind von den Hornissen bedroht. Das Land Rheinland-Pfalz will die Verbreitung der Hornisse eindämmen, bevor es zu spät ist. Bild in Detailansicht öffnen
Ein Grüner Halsband-Sittich sitzt auf einem Ast
Offiziell invasiv sind die grünen Halsbandsittiche zwar nicht. Wenn man am Rhein entlangspaziert, kann es einem aber manchmal so vorkommen. So schön die gefiederten Tierchen auch sind - sie richten auch Schaden an. Zum Beispiel zerfressen sie Hausfassaden, wie die einer Schule in Frankenthal. Eine Bedrohung sind die Sittiche darüber hinaus aber nicht. Bild in Detailansicht öffnen

Ochsenfrosch vernichtet heimische Amphibien

Das größte Problem, dass der Ochsenfrosch verursacht: Die Kaulquappen sondern einen Hemmstoff im Gewässer ab. Dieser Stoff bremst die Entwicklung von Kaulquappen einheimischer Frösche. Laut Behörde frisst der Riesenfrosch "ganze ökologische Nischen leer": Ochsenfrösche fressen Singvögel, andere Amphibien oder Fische. In welchen Gewässern der Ochsenfrosch Probleme macht und wo er gejagt wird, halten die Behörden allerdings geheim.

Ochsenfrosch im Kreis Germerheim - Ausbreitung soll verhindert werden
Alleine die Kaulquappen des Ochsenfrosches erreichen Längen von bis zu 15 Zentimeter

In Baden-Württemberg hat sich die Art schon stark im Raum Rastatt und Karlsruhe ausgebreitet. Gerade im Oberrheingraben gibt es laut SGD Süd noch nennenswerte Bestände von Laubfröschen, Moorfröschen und Sprungfröschen, die durch ihren Riesen-Verwandten stark bedroht sind.

Ochsenfrosch im Kreis Germerheim - Ausbreitung soll verhindert werden
In diesem Gewässer in der Südpfalz wird der Frosch bejagt.

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SWR