DGB warnt vor Tarifflucht

Immer weniger Beschäftigte in RLP werden nach Tarif bezahlt

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In Rheinland-Pfalz arbeiten laut DGB die Hälfte der Beschäftigten nicht tarifgebunden. Das macht Einkommensunterschiede bis zu 20 Prozent aus - in Zahlen: Gut 700 Euro im Monat.

Nur noch jeder dritte Betrieb in Rheinland-Pfalz ist tarifgebunden, so die Landesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Susanne Wingertszahn. Im Jahr 2000 seien es noch mehr als die Hälfte gewesen. Diese Entwicklung sei dramatisch. Heute arbeite nur noch rund die Hälfte aller Beschäftigten in Rheinland-Pfalz in Unternehmen, die einen Tarifvertrag ausgehandelt haben. Anfang der 2000er-Jahre waren es laut DGB noch mehr als 70 Prozent.

Die Tarifbindung sinkt seit Jahren, auch weil sich Arbeitgeber aus der Verantwortung stehlen.

700 Euro mehr im Monat mit Tarifvertrag

Beschäftigte ohne Tarifvertrag hätten geringere Gehälter, erklärte die DGB-Chefin im Gespräch mit der Deutschen Presse Agentur. In der gleichen Branche und bei gleicher Tätigkeit verdienten tarifgebundene Beschäftigte in Rheinland-Pfalz nach neuesten Auswertungen rund 20 Prozent mehr als nicht-tarifgebundene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Im Durchschnitt seien das fast 700 Euro im Monat.

Kein Tarifvertrag - weniger Steuereinnahmen

Durch Tarifflucht und Lohndumping entgehen, so der DGB, auch dem Staat und den Sozialversicherungen Milliardeneinnahmen. Die öffentliche Hand in Rheinland-Pfalz nehme rund 1,3 Milliarden Euro weniger Einkommenssteuer ein. Den Sozialversicherungen entgingen aus dem gleichen Grund rund 2,1 Milliarden Euro. Die fehlende Tarifbindung wirke sich auch auf die Kaufkraft der Bevölkerung aus. Wären flächendeckend Tarifverträge in Kraft, hätten die Beschäftigten im Land pro Jahr rund 2,9 Milliarden Euro mehr in der Börse. Das wäre "ein gewaltiger Schub für die Binnennachfrage", so Wingertszahn.

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DGB will mehr Tariftreue von Unternehmen

Eine Mitgliedschaft in Arbeitgeberverbänden ohne Tarifbindung - das dürfte es nach Meinung von DGB-Chefin Wingertszahn nicht geben. Es sei der zentrale Sinn und Zweck von Arbeitgeberverbänden, Tarifverträge abzuschließen. "Mit diesen unechten Mitgliedschaften schwächen Arbeitgeberverbände sich selbst und ermöglichen Rosinenpickerei, die am Ende allen schadet", kritisierte Wingertszahn. Die Sozialpartnerschaft sei ein hohes Gut.

Die Verbände der Arbeitgeber sollten das nicht aufs Spiel setzen, indem sie sich selbst zum Lobbyverein degradieren.

Politik muss für Tariftreue sorgen

Die Politik müsse mehr tun, um das Tarifsystem zu stabilisieren, forderte die DGB-Vorsitzende. Mitgliedschaften ohne Tarifbindung in Arbeitgeberverbänden sollten abgeschafft werden.

Öffentliche Aufträge dürften nicht an Firmen gehen, die nur Mindeslohn zahlten und die schlechtesten Arbeitsbedingungen bieten, weil es so am billigsten sei.

Wir brauchen echte Tariftreue bei öffentlichen Aufträgen und bei der Vergabe von Fördergeldern.

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