Erst am Freitag hatte sich der Handelsverband mit der Gewerkschaft ver.di. nach einem Jahr Verhandlungsdauer auf den neuen Vertrag geeinigt. Wie die Gewerkschaft mitteilte, ließen die Arbeitgeber einen Tag später die Einigung platzen. Als Grund gaben sie die materielle Abweichung zum Tarifabschluss im Einzelhandel in Hamburg an.
"In Hamburg gab es bereits am 8. Mai 2024 eine Einigung. Wir hatten diese in Rheinland-Pfalz von den Arbeitgebern als Angebot ebenfalls bekommen und eine kleine materielle Besserstellung für die Teilzeitkräfte bei der Inflationsprämie mit den Arbeitgebern verhandelt. Nun befürchteten wohl alle Arbeitgeber in den Bundesländern, in denen es noch keinen Abschluss gibt, dass sie die rheinland-pfälzische Note übernehmen müssten", erklärte Monika Di Silvestre, Landesfachbereichsleiterin und Verhandlungsführerin für den Handel bei ver.di Rheinland-Pfalz-Saarland.
Beschäftigten "stinksauer"
Die Kolleginnen und Kollegen seien stinksauer und fühlten sich von ihren Arbeitgebern verraten, und in keinster Weise wertgeschätzt, so Di Silvestre weiter. "Dieses Verhalten ist einfach nur beschämend". Man werde weiter kämpfen und die Arbeitgeber erneut zum Verhandlungstisch bitten.
Geplant war eine dreistufige Lohnerhöhung
Das für die etwa 120.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Einzelhandel in Rheinland-Pfalz zuvor erzielte Ergebnis sah eine Lohnerhöhrung in drei Stufen vor: Rückwirkend zum 1. Oktober 2023 sollte eine Erhöhung von 5,3 Prozent erfolgen, rückwirkend zum 1. Mai dieses Jahres um weitere 4,7 Prozent und zum 1. Mai 2025 sollten die Beschäftigten pauschal 40 Euro mehr erhalten. Danach sollte es eine weitere Erhöhung um 1,8 Prozent geben.
Vollzeitbeschäftigte sollten darüber hinaus eine Inflationsausgleichsprämie von 1.000 Euro erhalten, die im August ausbezahlt werde. Ab dem 1. Januar 2025 hätten die Beschäftigten jährlich zusätzlich 120 Euro Altersvorsorge bekomme. Die Laufzeit des Tarifvertrages war auf 36 Monate festgelegt worden.
Sieben Verhandlungsrunden und Warnstreiks
Die Verhandlungen hatten sich über mehr als ein Jahr hingezogen. Arbeitgeber und Gewerkschaft trafen sich zu insgesamt sieben Verhandlungsrunden. Begleitet wurden diese von Warnstreiks. So kamen am Gründonnerstag in Mainz rund 1.300 Beschäftigte zu einer Kundgebung zusammen.