Vier Tage arbeiten, drei Tage frei. "Das kann eines von vielen Instrumenten sein, damit wir die Arbeitszeiten haben, die zum Leben passen", sagt die DGB-Landesvorsitzende Susanne Wingertszahn. Wichtig sei für die Gewerkschaft aber, dass eine Vier-Tage-Woche nur mit einer Arbeitszeitverkürzung einhergehen könne. Es dürfe nicht sein, dass die Wochenstunden mit dem Modell einfach auf vier statt auf fünf Tage verteilt würden, mahnt die DGB-Chefin.
Vier-Tage-Woche passt nicht in allen Berufen
Die Vier-Tage-Woche sei aber nicht ohne Weiteres in allen Arbeitsbereichen anwendbar, schränkt Wingertszahn ein: Bei Kitas, in der Pflege oder beim Polizeiberuf müsse auch mehr Personal eingestellt werden, sobald die Arbeitszeit verkürzt werde. Deshalb dürfe die Debatte um die Arbeitszeit nicht auf ein einziges Modell wie die Vier-Tage-Woche verengt werden, meint die Gewerkschafterin.
"Kürzer und selbstbestimmter, statt immer länger und mit immer höherer Schlagzahl."
Das Leitbild des DGB sei eine moderne Arbeitszeitgestaltung, die viele verschiedene Bedürfnisse unter einen Hut bringe. "Die Richtung muss sein: kürzer und selbstbestimmter, statt immer länger und mit immer höherer Schlagzahl", erklärte Wingertszahn. Arbeitszeit müsse dabei klar geregelt sein. Das gehe nur über Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen. Deshalb sei es so bedenklich, dass die Tarifbindung in Rheinland-Pfalz sinke.
Debatte um Arbeitszeitmodell in der Verwaltung Was taugt die Vier-Tage-Woche für die Rathäuser?
Die ersten Städte bieten ihren Beschäftigten die Vier-Tage-Woche an, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden. Was denkt man in rheinland-pfälzischen Rathäusern darüber?
DGB fordert generell flexiblere Arbeitszeiten
Von den Unternehmen fordert der DGB, dass sich gerade angesichts des Fachkräfteengpasses etliche Branchen bewegen. Bei vielen Jüngeren passe das tägliche Arbeiten in der Zeit von 9 bis 17 Uhr nicht mehr mit deren Vorstellungen eines selbstbestimmten Arbeitslebens mit flexiblen Arbeitszeiten, mit ausreichend Raum für Erholung und Hobbys zusammen.
Unternehmer: Vorstoß zur Arbeitszeit unangebracht
Die Landesvereinigung Unternehmerverbände in Rheinland-Pfalz reagiert ablehnend Pläne für eine Vier-Tage-Woche. "Im Vergleich der führenden Industriestaaten fallen wir immer weiter zurück", so Hauptgeschäftsführer Karsten Tacke. "Das bereitet uns größte Sorgen. Leider scheinen einige den Ernst der Lage immer noch nicht erkannt zu haben." In Zeiten von Fachkräftemangel, Inflation und einer schrumpfenden Wirtschaft seien Debatten über Arbeitszeitverkürzungen nicht nur völlig unangebracht, sondern auch gefährlich, mahnt Tacke.
Nach einer jüngst veröffentlichten repräsentativen Umfrage der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung stößt die Vier-Tage-Woche bei den Erwerbstätigen in Deutschland auf große Sympathie. Voraussetzung war für die Befragten aber, dass Lohn und Gehalt dadurch nicht sinken. An einer Reduzierung der Arbeitszeit bei sinkendem Entgelt war demnach das Interesse der Beschäftigten dagegen eher gering.