Terminstau und mehrere tausend Euro Kosten

"Bezahlbarer Führerschein" - Bundestag stimmt über Antrag ab

Stand
Autor/in
Ingrid Reitenbach

Energiekrise und Inflation haben die Kosten für den Führerschein bundesweit deutlich angehoben. Am Donnerstag wird im Bundestag über den Antrag "Damit Mobilität nicht zum Luxus wird – Für einen bezahlbaren Autoführerschein“ abgestimmt.

Der Führerschein betrifft so gut wie jede Familie. Viele Jugendliche gehen die Theorie und Praxis bereits frühzeitig an, um mit 18 Jahren alleine Auto fahren zu können. Damit treffen auch die gestiegenen Kosten sehr viele Haushalte in Deutschland. Wie viel für den Führerschein konkret ausgegeben wird, variiert je nach Anzahl der Fahrstunden und der Prüfung.

Um den Führerschein bezahlbar zu halten, hat die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag einen Antrag gestellt, über den am Donnerstag abgestimmt wird. Im April dieses Jahres hatte es eine erste Debatte dazu gegeben. Der Verkehrsausschuss hat sich anschließend mit dem Thema befasst und wird für die Abstimmung eine Beschlussempfehlung abgeben.

Debatte über Qualität und Verfügbarkeit von Ausbildung und Prüfung

Die Debatte befasste sich damit, dass die hohe Quote an nicht bestandenen Prüfungen ein Problem sei. Florian Müller von der CDU/CSU-Fraktion hatte deshalb vorgeschlagen, mehr mit Simulatoren zu arbeiten. Der SPD-Abgeordnete Matthias Stein appellierte an die Fahrschüler, mehr zu lernen.

Des Weiteren wurde diskutiert, ob private Führerscheine eine Option darstellen könnten und Mobilitätskonzepte und Verkehrssicherheit generell. Relativ einig waren sich alle Redner und Rednerinnen darüber, dass mehr Prüfungstermine und kompaktere Ausbildungszeiten ermöglicht werden müssen.

Diesbezüglich schlägt die Unionsfraktion vor, die Weiterbildung von Fahrlehrern und Lehrerinnen zu Prüfern und Prüferinnen zu vereinfachen - unter anderem, indem sie vom Ingenieursstudium entkoppelt wird und auch Prüfer und Prüferinnen der Bundeswehr und Bundes- und Landespolizei temporär zugelassen werden.

Führerschein in RLP kostet im Durchschnitt bis zu 3.300 Euro

Jede Fahrschule in Deutschland kann die Preise für Theorie- und Fahrstunden selbst bestimmen. Joachim Einig ist seit über 35 Jahren Fahrlehrer und Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Rheinland. Er erklärt das folgendermaßen: "Letztendlich geht es um Kalkulation. Wie viele Angestellte habe ich und was bekommen sie?"

Laut Einig müssen Fahrschüler in Rheinland-Pfalz in der Klasse B zwischen 3.100 und 3.300 Euro für einen Führerschein zahlen. Darin sind Grundbetrag, Theorie-Unterricht, Fahrstunden, Prüfungskosten sowie Umsatz- und Einkommenssteuer enthalten. Wenn mehr Fahrstunden fällig werden, steigt der Preis. Aktuell kostet eine Fahrstunde à 45 Minuten zwischen 60 und 70 Euro. Der Preis deckt neben der Leistung des Fahrlehrers auch Kfz-Kosten, Sprit und Versicherungen ab.

Im Beschlussantrag der Union wird gefordert, die theoretische und praktische Ausbildung verpflichtend bei der selben Fahrschule zu absolvieren. So solle auch im ländlichen Raum das Fahrschulangebot in der Nähe des Wohnorts erhalten bleiben.

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Zu den Gesamtkosten kommen für die Fahrschüler und -schülerinnen weitere Ausgaben dazu, wie Lernmaterialien, Führerscheinantrag und der Erste-Hilfe-Kurs. Brauchen die Fahrschüler mehr Praxisstunden, steigt auch die Dauer der Ausbildung. Der ADAC geht von einer durchschnittlichen Zeit von sieben Monaten aus. Fahrlehrer Joachim Einig weiß aber aus seinem Alltag, dass es viele Ausreißer nach oben gibt.

Höhere Preise für den Führerschein in ganz Deutschland

Der ADAC hat im Herbst 2023 eine bundesweite Umfrage zu den Kosten des Führerscheins durchgeführt. Befragt wurden rund 1.100 Personen im Alter von 17 bis 25 Jahren, die ihren Führerschein seit maximal vier Jahren besitzen. Gestiegene Fahrzeug-, Sprit- und Personalkosten infolge der Inflation haben auch die Preise in den Fahrschulen steigen lassen. Das Ergebnis: "Je frischer der Führerschein, desto teurer ist er."

ADAC Umfrage: Wer den Führerschein seit sechs oder weniger Monaten besitzt, zahlt bis zu 3.500 Euro.
ADAC-Umfrage: Wer den Führerschein seit sechs oder weniger Monaten besitzt, zahlt bis zu 3.500 Euro.

Dass die Fahrschulpreise seit vergangenem Jahr gestiegen erneut sein könnten, kann der ADAC nicht ausschließen. Aber: "Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass die Inflation weiterhin Einfluss auf die Preise hat, allerdings verlangsamt sich die Inflation aktuell und das sollte sich niederschlagen in den Preisen", sagt Monika Gaß vom ADAC Pfalz.

Es wäre eine Win-Win-Situation für alle, wenn sich Fahrlehrer und -schüler regelmäßiger sehen.

Mehr Praxis, weniger Kosten?

Ein Grund, warum die Kosten für den Führerschein auch steigen, ist für Joachim Einig die Unregelmäßigkeit bei den Fahrstunden. "Früher, also vor sieben, acht Jahren, habe ich meine Fahrschüler drei oder sogar vier Mal die Woche gesehen. Jetzt bin ich froh, wenn ich sie alle 14 Tage sehe."

Für ihn ist es ganz klar: Wenn die Praxis häufiger wiederholt wird, dann bleibt das Gelernte auch im Kopf und es müssen nicht weitere Fahrstunden gezahlt werden. "In der achten Fahrstunde, da fange ich oft wieder in der vierten an. Um die Motorik dahinzukriegen, wo sie bereits war. Es wäre eine Win-Win-Situation für alle, wenn sich Fahrlehrer und -schüler regelmäßiger sehen."

Viele fallen durch die Führerscheinprüfung

Viele Fahrschulen hätten deshalb schon ihr Angebot umgestellt und bieten kompakte Kurse an. Nach sechs Wochen seien die Fahrschüler prüfungsreif und könnten den Führerschein abschließen.

CDU: Günstiger Führerschein durch Simulator-Fahrstunden

Ein Fahrsimulator kann die Ausbildung unterstützen und Fahrschüler auf den Straßenverkehr vorbereiten, so wünscht es sich die Union. Vor der ersten Fahrstunde sei das eine gute Einstiegshilfe, meint der ADAC. "Wer generell unsicher ist, dem kann so tatsächlich die Angst genommen werden." Aber eine virtuelle Fahrt ersetze keine Fahrstunde im realen Verkehr, betont Fahrlehrer Einig.

Ein junger Mann probiert den Fahrsimulator in Gladbeck in Stefan's Fahrschule.
Fahrsimulatoren halten immer öfter Einzug in Fahrschulen.

"Faktisch geht es um Verkehrssicherheit. Alles Praktische, was ich übe, geht auch besser", erklärt Einig. "Wenn der Fahrschüler dann ins richtige Auto steigt, das ist für ihn ein ganz anderes Leben. Es ist alles in Natura da. Im Simulator kann ich leicht gegen die Wand fahren, in der Realität sollte das nicht passieren."

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