Diverser Plastikunrat liegt in einer braunen Biotonne.

Biomüll-Überwachung in Worms

Meinung: Mein Müll gehört mir

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Martin Rupps
Martin Rupps

Eine Stadtverwaltung soll seinen Bürgerinnen und Bürgern Serviceleistungen anbieten und nicht in ihrem Biomüll schnüffeln, meint Martin Rupps.

Die Stadt Worms lässt drei Wochen lang in die Biotonnen seiner Bürgerinnen und Bürger gucken. Mitarbeitende des Wormser Entsorgungsbetriebs vergeben dabei rote, gelbe und grüne Aufkleber. "Rot" für sofort erkannte Stoffe, die nicht in den Biomüll gehören, "Gelb" für im Müllwagen erkannte und "Grün", wenn Mülltrenner alles richtig gemacht haben. Biotonnen mit rotem Aufkleber werden nicht geleert.

Martin Rupps
Die Meinung von Martin Rupps

Mein Kollege erläuterte mir in der Redaktionskonferenz am Mittwoch den Hintergrund: Was nicht in den Biomüll gehört, muss vor der Kompostierung per Hand entnommen werden. Das kostet viel Geld. Ich entgegnete, das Ampel-System mache die Kontrollen zwar kürzer und damit billiger, aber nicht überflüssig. Selbst wenn die Müllmoral in Worms und anderswo steigt, muss der Biomüll weiterhin durchgesehen werden wegen "schwarzer Schafe".

Falsch befüllte Biotonnen werden nicht geleert

Der Kostenersparnis steht ein, wie ich es empfinde, immaterieller Schaden gegenüber. Unabhängig von Kostenrechnungen möchte ich nicht, dass eine Stadtverwaltung in meinem Müll wühlen lässt. Und fände es eine Frechheit, meine Biotonne nicht zu leeren. Städtische Betriebe sollen Energie und Geld auf Serviceleistungen für Bürgerinnen und Bürger verwenden und nicht zur Volkserziehung. Die Stadt Mainz zockt Autofahrer mit immer mehr "Blitzern" und Mitarbeitenden im Ordnungsamt ab. Gleichzeitig muss wochenlang warten, wer einen Termin bei der Ortsverwaltung oder dem Bürgerbüro braucht - aus Personalnot, wie es heißt.

Macht das Wormser Beispiel Schule, lebe ich in einem Staat, dessen Kontrollwahn nicht einmal vor meiner Mülltonne Halt macht.

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