Was fängt man an mit einem Tag, an dem es Markus Söders allerneueste Kopfnoten für potenzielle Koalitionspartner in den Nachrichten bis fast ganz nach oben schaffen? Etwas mahnender Zeigefinger Richtung SPD, eine Prise Milde für die Grünen - man könnte sich für heute entspannt den Tiervideos bei Instagram zuwenden. Zwar gilt das Ansehen von Tiervideos als bedenkliche Flucht vor der Wirklichkeit, aber in der Wirklichkeit ist gerade anscheinend nichts los. Söders Urteile über Menschen, Parteien und andere Sachen wechseln schließlich häufiger mal. Einerseits.
Andererseits: Wenn der CSU-Chef Verhaltenstipps an Juniorpartner-Bewerber verteilt, dann wird es Zeit, sich zu überlegen, wie eine künftige Koalition getauft werden soll. Früher nannte man ein Bündnis aus Union und SPD Große Koalition, kurz GroKo. Angesichts der zu erwartenden Größe einer solchen Koalition wäre das derzeit eher ein Ausdruck von Nostalgie. Gut möglich, dass es eine GeMaSoKo wird, falls nämlich CDU, CSU und SPD gerade mal so eine Parlamentsmehrheit zustande bringen sollten.
Was ein schwarz-grünes Bündnis angeht, war das nach Söderscher Lesart bis vor kurzem ganz klar eine NoGoKo – „geht gar nicht“. Stand heute urteilt er über die Grünen a bisserl – pardon: a weng, der Mann ist ja Franke - sanftmütiger. Bloß ein positives Kürzel für Schwarz-Grün fehlt vorerst.
Was dem Markus einerlei sein dürfte. Die eigentliche Botschaft seiner Ratschläge an SPD und Grüne ist ja: „Bis zur Wahl brennt bei uns nichts mehr an. Der Bär ist längst erlegt, sein Fell kann verteilt werden.“ Er muss halt nur hoffen, dass seine Wahlkämpfer nicht vor lauter Langeweile Zuflucht bei den Tiervideos suchen. Denn die Abenteuer der lebendigen Bären sind manchmal interessanter als die Felle der toten.