Zwei Minuten: Die Kolumne zum Wochenende

Meinung: Sozialschmarotzer - altes Lied mit neuer Strophe

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Autor/in
Pascal Fournier

Man kann über das Bürgergeld diskutieren – aber als soziales Druckmittel taugt es nicht, meint Pascal Fournier in seiner Wochenend-Kolumne „Zwei Minuten“.

Ein echter Polit-Klassiker wird in diesen Tagen neu aufgelegt: das Schimpfen über Sozialschmarotzer. Gammler, Faulpelze, Tagediebe (auch ein schönes, altmodisches Wort!), Leistungserschleicher – Bezeichnungen gab’s über die Jahrzehnte mehrere, gemeint ist aber immer dasselbe. Menschen, die sich in die soziale Hängematte fläzen und andere für sich arbeiten lassen.

Die Kolumne von Pascal Fournier können Sie hier auch als Audio hören:

Wehe dem Faulenzer!

Helmut Kohl schimpfte über „Deutschland, den Freizeitpark“. Gerhard Schröder befand, es gebe „kein Recht auf Faulheit in dieser Gesellschaft“. Guido Westerwelle beklagte die „spätrömische Dekadenz“. Jetzt ist das ewiggleiche Lied noch eine Strophe länger – getextet vom Generalsekretär der Christlich Demokratischen Union, CDU, Carsten Linnemann. Tenor: Wer staatliche Leistungen bezieht, aber arbeiten KANN – der oder die MUSS auch arbeiten, spätestens nach sechs Monaten Leistungsbezug, sei‘s im regulären Job, sei’s gemeinnützig. Sonst gibt’s weniger vom Staat, beziehungsweise, so Linnemann: gar nix. Faulenzen muss schließlich verhindert werden und Arbeit sich wieder lohnen!

Pascal Fournier
Die Meinung von Pascal Fournier

Nun ist Linnemanns Konzept zweifellos publikumswirksam, aber ich hätte da noch ein paar Fragen: Wie genau findet man heraus, wer arbeitsfähig ist und wer nicht? Wo sind die Jobs für 3,9 Millionen Leistungsempfänger? Wer ist bereit, sie auskömmlich zu bezahlen, Stichwort: acht Millionen Menschen im Niedriglohnsektor? Wie viele reguläre Stellen gehen verloren, wenn man Menschen, die Bürgergeld bekommen, in „gemeinnützige“ Arbeit drängt?

Eher nicht so "christlich"

Außerdem, verehrter Generalsekretär der CHRISTdemokratischen Union: Wie war das? „Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso!“, heißt es bei Lukas. Ich bin Laie, zugegeben, aber an die Stelle „Tritt allen, die arbeitsfähig sind, so auf die Zehen, dass ihnen das Faulenzen vergeht“, an die kann ich mich gar nicht erinnern.

Natürlich muss man die Sozialsysteme vor Überlastung schützen, aber warum fängt das immer bei den Schwachen an – und hört dann meistens dort auch schon wieder auf? Deutsche Unternehmen haben teils deutlich zu viel Corona-Hilfen vom Staat bekommen, Erben ist in diesem Land sehr viel lukrativer als Arbeiten – das kostet die Gemeinschaft auch verdammt viel Geld, wird aber geräuschlos abgewickelt oder stillschweigend hingenommen!

Halbwegs Sinnvolles bei zwei halben Linken

Naja – vielleicht wäre das ja etwas, worum sich künftig eine der beiden halben Linken kümmern könnte. Dann müsste sie sich nicht dauernd nur mit sich selbst beschäftigen, hätte etwas halbwegs Sinnvolles zu tun. Wie war das: Wer arbeiten kann, der soll gefälligst auch arbeiten! Und wer weiß? Vielleicht klappt’s ja dann irgendwann auch wieder mit dem Fraktionsstatus…

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