Der Kreis der Frauen, denen eine Mammographie gefühlte Sicherheit gibt, ist seit Montag größer geworden. Bislang bekamen Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre einen Termin für ein Mammographie-Screening angeboten, künftig auch Frauen im Alter von 70 bis 75 Jahren. Begründet wird dies mit der gestiegenen Lebenserwartung und dem Umstand, dass Brustkrebs die häufigste Krebsart bei Frauen sei. Mein SWR-Kollege Frank Wittig aus der SWR-Wissenschaftsredaktion hat für SWR Kultur Impuls einen Beitrag produziert. Er zweifelt darin den Nutzen des Brustkrebsscreenings an:
„Früherkennung führt immer auch zu Überdiagnosen“, sagt Frank Wittig. Es würden Gewebeveränderungen erkannt und behandelt, die gar nicht gefährlich worden wären. Zweifellos rettet das Mammographie-Screening Leben: Laut Studien kann in zehn Jahren eine von tausend Frauen vor einem Brustkrebstod bewahrt werden. Gleichzeitig kommt es bei fünf Frauen von tausend zu Überdiagnosen. Noch einmal Frank Wittig: „Die Früherkennung macht fünfmal mehr Frauen zu Krebspatientinnen, als sie tatsächlich rettet.“
![Martin Rupps (Foto: SWR, SWR/Kristina Schäfer) Martin Rupps](/swraktuell/1653533518828%2Cmartin-rupps-104~_v-16x9@2dS_-6be50a9c75559ca1aaf1d0b25bae287afdcd877a.jpg)
Alle zwei Jahre ein Screening machen sollen auf jeden Fall Frauen mit einer Krebsgeschichte in der Familie. Sie profitieren laut Studien deutlich mehr von der Früherkennung. Alle anderen Frauen senken das Risiko für den Brustkrebstod um ein Promille. Statistisch handelt es sich um eine vernachlässigbare Größe. Gleichwohl kann ich vollauf nachvollziehen, dass es Frauen bei diesem Thema um eine Art persönliche Gewissheit geht jenseits von Studienergebnissen.
Jede Frau trifft auf eine Termin-Einladung hin eine individuelle Entscheidung. Seit Montag sind es noch mehr Frauen. In einem nächsten Schritt ist an eine Ausweitung des Kreises auf 45plus gedacht.