Der Messerangriff in Mannheim Ende Mai, bei dem der Polizist Rouven Laur ums Leben kam, hat deutschlandweit viel Anteilnahme hervorgerufen. Auch der Fall eines Schülers, der am Löwenrot-Gymnasium in St. Leon-Rot (Rhein-Neckar-Kreis) seine Mitschülerin und Ex-Freundin erstochen hatte, hat für Diskussion gesorgt. Jetzt gibt das Landesinnenministerium bekannt: Die Zahl der Straftaten, bei denen in Baden-Württemberg ein Mensch in der Öffentlichkeit mit einem Messer bedroht, verletzt oder gar getötet wurde, könnte zugenommen haben. Es sei mit Blick auf das ablaufende Jahr mit Anstiegen bei Fällen, Tatverdächtigen und Opfern zu rechnen, teilte das Ministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit. Genaue Zahlen sollen allerdings erst mit Veröffentlichung der Jahresstatistik der Polizei im Frühjahr veröffentlicht werden.
Anstieg von Messerangriffen in 2023
Im vergangenen Jahr hatte es laut Sicherheitsbericht Baden-Württemberg 3.104 Messerangriffe gegeben. Das entspricht einem Anstieg um 13,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Etwas mehr als 40 Prozent dieser Fälle fand im öffentlichen Raum statt. Davon entfiel etwas mehr als jeder Dritte (35,4 Prozent) auf Bedrohungen, weitere 34,5 Prozent auf gefährliche Körperverletzungen und 23 Prozent auf Raubdelikte.
Fast jeder zweite Tatverdächtige (49,2 Prozent) hatte keinen deutschen Pass. Etwa jeder dritte nichtdeutsche Tatverdächtige (32,6 Prozent) war laut Ministerium Asylbewerber oder Geflüchteter. Auch unter den Opfern ist die Zahl der Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft im Jahr 2023 hoch gewesen. Laut Innenministerium waren 1.590 Opfer eines Messerangriffs im öffentlichen Raum keine Deutschen (39,2 Prozent). 86,5 Prozent der Bedrohten, Verletzten oder Getöteten waren männlich.
Diskussion um Waffenrecht Zunehmende Messergewalt in BW: Braucht die Polizei mehr Befugnisse?
Nach Fällen von Messergewalt in der Stuttgarter Innenstadt geht die Diskussion über die notwendigen Konsequenzen weiter - vor allem mit Blick auf das Waffenrecht.
Stuttgart, Mannheim, Heidelberg: Messerverbotszonen sollen helfen
Um gegen die Zahl der Messerangriffe vorzugehen, haben mehrere größere Städte Zonen eingerichtet, in denen das Mitführen von Waffen und Messern verboten ist. Beispielsweise in Mannheim, Stuttgart, Heilbronn, Heidelberg und Ulm gibt es solche speziellen Bereiche. Nach dem Waffengesetz darf man aber grundsätzlich keine (Schreck-)Schusswaffen oder Anscheinswaffen, also täuschend echt aussehende Waffen, dabeihaben. Das gilt auch für Hieb-, Stoß- und Stichwaffen sowie Elektroschocker.
"Waffen- und Messerverbotszonen lösen sicher nicht alle Probleme und sie sind auch kein Allheilmittel", sagte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) zu den speziellen Bereichen. Jedes sichergestellte Messer und jede sichergestellte Waffe sei aber ein Sicherheitsgewinn.