Der Kaiserstuhl in der oberrheinischen Tiefebene ist eine der wärmsten und sonnenreichsten Regionen Deutschlands. Aber das Klima in dem Mittelgebirge ändert sich stetig: Die letzten zwei Jahre waren viel zu trocken, dieses Jahr ist zu nass. Wie andere Branchen auch, müssen sich die Winzer an die klimatischen Veränderungen anpassen.

Früher hat man die Trauben komplett freigestellt. Mittlerweile schauen wir, dass wir einen kleinen Sonnenschirm stehen lassen, weil die Hitzetage mehr werden und weil wir auch eine wesentlich aggressivere Sonneneinstrahlung haben.
Sonnenschutz gegen die Hitze: Bäume mitten im Weinberg
Besonders für Biowinzer ist der Klimawandel eine Herausforderung. Viele versuchen, auf jegliche chemische Unterstützung zu verzichten. Bei Johannes Kiefer sollen Bäume mitten im Weinberg in Zukunft für Schatten sorgen – auch wenn so keine Maschinen mehr durch die Rebzeilen kommen.
Durch die Verdunstungskälte im Baum selber - durch die Fotosynthese - habe ich auch gleichzeitig eine Kühlung von 10 bis 15 Grad unter dem Baum.
Jobs verändern sich Folgen des Klimawandels: So kämpft Forstpersonal auf der Alb
Sturm, Trockenheit und Dauerregen kommen häufiger und heftiger vor als früher. Die Förster und Försterinnen im Land müssen ihre Arbeit im Wald anpassen.
Weniger Pflanzenschutzmittel: pilzwiderstandsfähige Rebsorten - Piwis
Für den konventionellen Weinbau, bei dem Masse und Geschwindigkeit zählen, ist diese Strategie angesichts des Klimawandels weniger geeignet. Aber auf seinem Kleinstweinberg von nur drei Hektar probiert Johannes Kiefer vieles aus.
Dort wachsen keine klassischen Burgundersorten, sondern sogenannte Piwis - pilzwiderstandsfähige Sorten - die er vom staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg bezogen hat. Beim Weinbauinstitut werden solche pilzwiderstandsfähigen Pflanzen gezüchtet.
Mehr Regen, mehr Pilzerkrankungen
Hohe Feuchtigkeit durch Stark- oder Dauerregen fördert Pilzerkrankungen besonders. Piwis kommen mit deutlich weniger Pflanzenschutzmittel aus als herkömmliche Rebsorten, da sie eine höhere Widerstandsfähigkeit gegen Pilzerkrankungen haben. Im Feldversuch ohne Pflanzenschutzmittel ist der Unterschied zu konventionellen Rebsorten eklatant.
Die Einsparung von Pflanzenschutzmitteln, da rechnen wir so in normalen Jahren bis zu 70 Prozent. Insgesamt gesehen würde das schon der Umwelt zugutekommen.
Dieses Jahr rät Michael Breuer allerdings selbst bei Piwi-Sorten zu chemischer Unterstützung aufgrund der hohen Feuchtigkeit durch die langen Regenperioden.

Landschaftserhaltungsverband fördert Biotop-Pflege
Peter Himpel vom Landschaftserhaltungsverband Landkreis Emmendingen ist immer unterwegs in Weinbergen. Er ist für Fördergelder zuständig, die Winzer bei den Kosten für gute Böschungs- und Biotop-Pflege entlasten. In Baden-Württemberg gibt es nahezu flächendeckend 33 Landschaftserhaltungsverbände.
Bei Starkregen-Ereignissen habe ich mehr Struktur, die die anfallenden Wassermengen auffangen können und besser ins Gelände einleiten. Und Heckenstrukturen bremsen den Wind - und Wind und Hitze fördern die Verdunstung. Das heißt auf der anderen Seite auch wieder: Stichwort günstiges Mikroklima.
Nachhaltigkeit wird wohl ein immer größerer Garant für Erfolg im Weinbau – sowohl im kleinen Bioweingut als auch in konventionellen Großbetrieben.