Bei einer Delegationsreise hat sich Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) über die Energiewende in Dänemark informiert. Auf dem Programm stand auch ein Besuch einer der größten Meeres-Wärmepumpen der Welt. Im Hafen von Esbjerg entsteht derzeit diese riesige Meerwasser-Wärmepumpe. Sie soll künftig 25.000 dänische Haushalte mit Wärme versorgen.
Auch Baden-Württemberg gewinnt schon Wärme aus Wasser - mit einer Wärmepumpe im Rhein bei Mannheim. Diese Technologie könnte künftig unter anderem auch im Bodensee zum Einsatz kommen. Die Reise der Umweltministerin soll den Austausch zwischen Dänemark und Baden-Württemberg weiter fördern.
Vorbild für kommunale Wärmeplanung
Dänemark diente schon einmal als Inspiration: Die kommunale Wärmeplanung, die in Baden-Württemberg seit 2020 verpflichtend ist, hat sich das Land beim nördlichen Nachbarn abgeschaut. Dänemark hat allerdings schon Ende der 1970er begonnen, seine Energieversorgung umzustellen.
Auslöser waren die Ölkrisen. Mit dem Wärmeliefergesetz entstand damals eine kommunale Wärmeplanung, weil das Land unabhängig von Öl werden wollte. Ein Schritt, der viele Jahre später Baden-Württembergs ehemaligen Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) inspirieren sollte. Letztlich wurde 2020 eine verpflichtende kommunale Wärmeplanung eingeführt.
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Erneuerbarer Strom im Überfluss vorhanden
Dänemark ist unterdessen dabei, auch noch seine restlichen mit Gas beheizten Haushalte umzustellen. Dabei setzt das Land immer mehr auf Wärmepumpen - allerdings nicht in einzelnen Gebäuden, sondern vor allem als Fernwärme-Angebot. Erneuerbarer Strom steht dafür dank Offshore-Windenergie im Überfluss zur Verfügung.
Dänen sehen Energiewende als Chance
Pascal Hector ist deutscher Botschafter in Kopenhagen. Aus seiner Sicht ist es Politik und Wirtschaft in Dänemark gelungen, der Öffentlichkeit die Vorteile der sogenannten grünen Umstellung gut zu erklären. "Die Dänen begreifen die Energiewende als große Chance, welche auch den zukünftigen Lebensstandard sichert und nicht als Risiko oder Bedrohung", so Hector gegenüber dem SWR.
Laut Umweltministerin Walker muss auch Baden-Württemberg bei der Wärmewende dringend vorwärtskommen. Bei Solarenergie sei man "super aufgestellt", auf Platz drei im Vergleich mit den anderen Bundesländern. Aber alle Potentiale für erneuerbare Energien müssten genutzt werden, so die Ministerin, auch Geothermie und Abwärmekonzepte.
Grüner Wasserstoff für Baden-Württemberg
Dänemark will seinen Strom künftig auch verwenden, um grünen Wasserstoff herzustellen und zu exportieren. Baden-Württemberg wiederum hat als Industrieland Interesse, diesen Wasserstoff zu nutzen. Für eine bessere Zusammenarbeit unter anderem in diesem Bereich hat Walker während der Delegationsreise eine Absichtserklärung mit dem dänischen Umwelt- und dem Energieministerium unterzeichnet. Es gebe bereits Pläne für eine Pipeline aus Bornholm nach Deutschland, sagte Walker dem SWR.
Von Windenergie im Übermaß, wie sie in Dänemark zur Verfügung steht, kann Baden-Württemberg nur träumen. Doch laut Botschafter Hector ist Windkraft nicht der einzige Erfolgsfaktor. Von entscheidender Bedeutung seien auch Vorhersehbarkeit und Planungssicherheit: "In der dänischen Politik gibt es die besondere Tradition, bei wichtigen Themen - wie auch der Energiewende - einen parteiübergreifenden Konsens in einem parteien- und lagerübgreifenden politischen Vertrag verbindlich festzuhalten."
Eine Idee, die auch der baden-württembergischen Umweltministerin zusagt: "Das würde ich mir manchmal für Deutschland auch wünschen, dass wir uns für die Energie- und Klimaschutzpolitik auf ein paar Leitplanken einigen. Die Ziele erreicht man nur, wenn wir konstant dranbleiben."
Dänemark will CO2 einlagern
Während Baden-Württemberg bis 2040 klimaneutral sein will, denkt Dänemark auch diesmal weiter: Das skandinavische Land hat sich vorgenommen, bis 2050 zu 110 Prozent klimaneutral zu sein. Das Land will nicht nur keine Treibhausgase mehr ausstoßen, sondern auch CO2, das der Atmosphäre entzogen worden ist, im großen Stil einlagern.
Daran gibt es aber auch Kritik: Greenpeace Deutschland warnt, es sei nicht sicher, ob solche CO2-Endlager für Tausende von Jahren dicht bleiben. Der Weltklimarat hat die Einspeicherung von CO2 allerdings als eine notwendige Maßnahme im Kampf gegen den Klimawandel bezeichnet.