Steueraufkommen und Kaufkraft könnten sinken

Geplanter Stellenabbau bei Bosch schockiert Schwäbisch Gmünder

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Frank Polifke
Frank Polifke

Der geplante Abbau von bis zu 2.000 Jobs bei Bosch schockiert viele Menschen in Schwäbisch Gmünd. Händler befürchten einen Rückgang der Kaufkraft, die Stadt sinkende Steuereinnahmen.

Bis zu 2.000 Jobs könnten bei Bosch ab 2027 wegfallen. Viele Menschen in Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis) sind geschockt: "Eine Sauerei ist das!", macht sich ein Passant in einer SWR-Umfrage Luft. Die Bosch-Arbeitsplätze seien für die Stadt unglaublich wichtig. Wenn die wegfallen, "dann gute Nacht, dann können wir uns gar nichts mehr leisten", befürchtet der Mann.

Martin Röttele vom Handels- und Gewerbeverein Schwäbisch Gmünd über geplanten den Stellenabbau bei Bosch:

Stimmung in der Stadt: Von wütend über besorgt bis hoffnungsvoll

"Schlimm! Sehr Schlimm! Ganz schlimm!", kommentiert eine Frau den geplanten Stellenabbau. Mehr sagt sie nicht. Doch es gibt auch andere Sichtweisen: "Die Suppe werde bekanntlich nie so heiß gegessen wie gekocht", meint ein Mann. Noch sei keineswegs sicher, ob Bosch letztlich wirklich so viele Jobs streichen werde. Seine Empfehlung: "Warten wir mal ab".

Schwäbisch Gmünd war mit rund 5.000 Arbeitsplätzen einer der bedeutendsten Bosch-Standorte. Aktuell arbeiten dort noch 3.600 Menschen. "Da erschreckt es einen schon, wenn man hört, dass Gmünd nicht mehr so attraktiv für Bosch ist, wie es eigentlich sein soll", sagt Simone Klaus, Geschäftsführerin des Handels- und Gewerbevereins (HGV).

Simone Klaus und Martin Röttele vom Handels- und Gewerbeverein vor dem hölzernen Haupteingang des Schwäbisch Gmünder Rathauses. Sie befürchten durch den Stellenabbau bei Bosch eine Rückgang der Kaufkraft.
Simone Klaus und Martin Röttele vom Handels- und Gewerbeverein Schwäbisch Gmünd befürchten durch den Stellenabbau bei Bosch eine Rückgang der Kaufkraft.

Einzelhändler und Oberbürgermeister sorgen sich um Kaufkraft

HGV-Vorstandsmitglied Martin Röttele befürchtet, dass es tatsächlich so kommt, wie von der Bosch-Konzernspitze angekündigt - und in der Folge die Kaufkraft der Bürgerinnen und Bürger schwindet. Auf die seien die Händlerinnen und Händler aber angewiesen.

Schwäbisch Gmünds Oberbürgermeister Richard Arnold (CDU) rechnet durch die wegfallenden Jobs mit stark sinkenden Einnahmen aus der Einkommensteuer. Nach der erfolgreichen Landesgartenschau 2014 seien viele Familien nach Gmünd gezogen, das Steueraufkommen habe sich dadurch mehr als verdoppelt. Das könne sich in den nächsten Jahren in die andere Richtung entwickeln.

Zumal die Gmünder erst im vergangenen Sommer eine Hiobsbotschaft verdauen mussten: Der Spielfiguren-Hersteller Schleich verlegt seinen Firmensitz in die Nähe von München, dadurch fallen etwa 150 Jobs weg. Dennoch will Martin Röttele den Standort Schwäbisch Gmünd nicht schlecht reden, im Gegenteil.

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Thilo Rentschler: Standort Schwäbisch Gmünd hat Potenzial

In den nächsten Jahren soll beim Schwäbisch Gmünder Teilort Bargau ein Technologiepark errichtet werden. Die Unternehmen, die sich dort ansiedeln, entwickeln und produzieren Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik. Wie viele Arbeitsplätze hier entstehen, kann derzeit noch niemand seriös sagen. Doch auch für Thilo Rentschler, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Ostwürttemberg (IHK), steht das ambitionierte Projekt für einen Wandel in der Antriebs- und Energietechnik - und damit für eine erfolgreiche Zukunft des Wirtschaftsstandorts Schwäbisch Gmünd.

Qualifizierte Fachkräfte auch künftig gesucht

Rentschler gibt sich überzeugt: Die Automobil- und damit auch die Zulieferindustrie machen zwar momentan eine schwierige Zeit durch. Aber bereits in den kommenden ein bis zwei Jahren werden sie sich wieder erholen. Auch nach 2027 - dem Jahr, ab dem Bosch deutschlandweit rund 3.800 Stellen streichen will - wolle man mobil sein, so Rentschler. "Dann braucht's auch wieder diese gut ausgebildeten Fachkräfte, so dass ich mir diesen Kahlschlag, wie er jetzt gerade angedeutet wird, gar nicht vorstellen mag."

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