Nach tödlichem Unfall auf der A8 bei Merklingen

Gefahr an Autobahnen: Warum parken Lkw-Fahrer nachts oft riskant?

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Peter Köpple
Peter Köpple

Der Unfall an der A8, bei dem ein Mann gestorben ist, offenbart ein gravierendes Problem: Weil Lkw-Stellplätze fehlen, parken verzweifelte Brummifahrer auch in Ein- und Ausfahrten.

Die A8 bei Merklingen (Alb-Donau-Kreis) in der Nacht von Sonntag auf Montag: Ein Auto rast in einen Lastwagen, der nach einem Parkplatz neben der Beschleunigungsspur auf dem Standstreifen steht. Das ist hochriskant, urteilt etwa der ADAC. "Wenn Lkw unbeleuchtet in dunklen Ein- und Ausfahrten von Autobahnparkplätzen stehen, ist das eine enorme Gefahrenquelle", sagt Julian Häußler vom ADAC Württemberg. Und der Automobilclub stellt deutschlandweit fest: Immer wieder passieren Unfälle, wenn Autos nahezu ungebremst gegen dort abgestellte Lastwagen prallen.

Am Montag (6.11.) berichtete SWR Aktuell über einen schweren Unfall auf der A8 bei Merklingen (Alb-Donau-Kreis):

Wie im Fall des jungen Autofahrers bei Merklingen, als ein Lkw-Fahrer seinen Sattelschlepper an der Ausfahrt des Parkplatzes Widderstall auf eine schraffierte Sperrfläche stellt, um dort seine Nachtruhe zu verbringen. Bei dem Aufprall kommt der 19-jährige Beifahrer im Auto ums Leben. Der 20-jährige Fahrer und ein weiterer Mitfahrer müssen ins Krankenhaus.

In der Nacht auf Montag ist nach Angaben der Polizei auf der A8 bei Merklingen ein 19-jähriger Mann ums Leben gekommen.
Bei dem Unfall auf der A8 bei Merklingen ist ein 19-jähriger Beifahrer im Auto ums Leben gekommen.

Warum der Autofahrer nach rechts geraten ist, prüft nun ein von der Staatsanwaltschaft eingeschalteter Gutachter. Er untersucht aber auch, ob der Lkw-Fahrer eine rechtliche Mitverantwortung für den Unfall trägt. Offensichtlich hat der Fahrer durch sein riskantes Parken eine zusätzliche Gefahrenquelle geschaffen. "Nun geht es unter anderem um die Frage, ob der Fahrer diese Gefahrenquelle abgesichert hat, etwa durch Warndreiecke und Warnblinklichter", erklärt Michael Bischofberger von der Staatsanwaltschaft Ulm.

An Autobahnen fehlen Tausende Lastwagen-Stellplätze

Obwohl Bund und Länder Ausbauprogramme für neue Lkw-Stellplätze an den Autobahnen gestartet haben, geht es nur langsam voran. Zuletzt seien lediglich rund 125 Plätze pro Jahr in Baden-Württemberg geschaffen worden, berichtet der Landesverband Spedition und Logistik. Es fehlten aber noch mindestens 2.500 im Südwesten. Der ADAC spricht gar von 3.000 fehlenden Lkw-Stellplätzen.

Gefährliches Problem in BW Lkw-Fahrer Mario kritisiert Parkplatz-Not

Viele Autobahnraststätten sind überfüllt, Lkw stehen kreuz und quer bis in die Einfahrt. Es gibt zu wenige Parkplätze. Fernfahrer Mario Mertel über die Situation auf der Straße.

Eine Folge: Viele Fernfahrerinnen und -fahrer suchen verzweifelt nach Übernachtungsmöglichkeiten. "Die Fahrer fangen immer früher an, einen Parkplatz zu suchen", berichtet Andrea Marongiu, Geschäftsführer des Verbands Spedition und Logistik Baden-Württemberg. "Einige versuchen es auf einem ersten Rastplatz, fahren weiter zu einem zweiten, und auf dem dritten Parkplatz stellen sie sich dann aus der Not heraus irgendwo hin."

Die Polizei hat nicht die Kapazität, jeden Abend sämtliche Autobahnparkplätze zu kontrollieren. "In der Stadt machen die Politessen nichts anderes. Die Kollegen von der Autobahnpolizei haben viele Aufgaben und einen langen Abschnitt zu betreuen", erklärt der Sprecher der Polizeidirektion Ulm, Joachim Schulz. Gerade die Kontrollen ausländischer Lkw seien zeitaufwändig und Bußgeldverfahren kompliziert. Oft schicke die Polizei einen falsch geparkten Lkw weg und wenige Minuten später sei die gleiche gefährliche Stelle schon wieder zugeparkt.

Gemeinden wollen häufig keine Lkw-Parkplätze

Im vergangenen Jahr hat der ADAC deutschlandweit 96 Rastanlagen überprüft und an jeder zweiten Anlage hochriskant abgestellte Lkw gefunden - auf Einfahrten, Ausfahrten und Seitenstreifen. Dazu kamen viele Lastwagen, die an anderen Stellen im Halte- oder Parkverbot standen.

"Uns ist die Situation bewusst", erklärt der Sprecher der Autobahn GmbH Südwest, Wolfgang Grandjean. Nur so schnell könne man nicht so viele Parkplätze schaffen. Dazu komme noch, dass der Lkw-Verkehr weiter zunehme. Auch der Speditionsverband weiß, dass es oft lange dauert, bis neue Parkplätze gebaut werden können. Andrea Marongiu: "Das Land bekommt oft keine Grundstücke. Gemeinden und Bürgerinitiativen wehren sich gegen Lkw-Parkplätze auf ihrer Markung. Und die Genehmigungsverfahren dauern meist viel zu lange."

Parkleitsysteme sollen Fahrern bei Suche helfen

Die Autobahn GmbH Südwest hat indes mit Pilotprojekten begonnen. Man teste erste digitale Parkleitsysteme, die den Lkw-Fahrerinnen und -fahrern anzeigen, wo noch freie Plätze sind. Auch probiere man mancherorts das sogenannte Kolonnenparken, erläutert Wolfgang Grandjean. Dabei parke derjenige ganz vorne, der morgens zuerst wieder los muss. "Das sind zwar sinnvolle Maßnahmen, aber sie helfen nicht viel".

Die Autobahn zu verlassen, ist für die Lkw-Fahrer kaum eine Alternative. Vielen sei es zu umständlich, in einer für sie unbekannten Gegend nach einem Schlafplatz zu suchen. "Auch nehmen in den Industriegebieten die Park- und Halteverbote zu", meint Andrea Marongiu vom Speditionsverband. Da gebe es kaum legale Möglichkeiten.

Der ADAC Württemberg rät allen Autofahrern, sich auf die Gefahren einzustellen. Julian Häußler meint: "Man sollte abends und nachts vorsichtig in die Park- und Rastanlagen einbiegen und am besten schon an der Einfahrt mit unbeleuchteten, geparkten Lastwagen rechnen."

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