Die Kirche macht Seelsorge, unterhält Kindergärten, Pflegeheime, ist Anlaufstelle für psychisch Kranke und finanziell schwache Menschen. Wenn viele Menschen aus der Kirche austreten, hat das Folgen. Schrumpft die Kirchensteuer wegen immer weniger Mitgliedern, schrumpfen auch solche Angebote.
Etwa die kirchliche Erwachsenenbildung Ulm/Alb-Donau-Kreis. Zum Bedauern von dessen Leiter Oliver Schütz. Die Sorge sei unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern groß. Einige Angebote könnten nicht mehr bestehen, wenn aus Sparzwang Personalstellen gekürzt werden müssen.
Sanierungen von Sakralbauten verschlingen Millionen
Robert Kloker, Leitender Pfarrer des Dekanats Ostalb, sagt: In seiner Seelsorgeeinheit werden vermutlich einige Kirchen nicht mehr renoviert werden können. "Hier in Schwäbisch Gmünd habe ich eine riesige Herausforderung mit dem Heilig-Kreuz-Münster, das jetzt wieder mit Millionenbeträgen restauriert werden muss." Ebenfalls Dauerkandidaten in Sachen Renovierung: die Wallfahrtsstätte St. Salvator aus der Barockzeit und eine ganze Reihe herausragender, kunsthistorischer Sakralbauten.
Sven van Meegen, Leiter der Seelsorgeeinheit Ellwangen, sieht die Konsequenz in solchen Fällen vor Augen: "Wir sehen das in Frankreich, wo viele Kirchen nicht renoviert werden können und teilweise verfallen. Das ist die Konsequenz auch in Deutschland." Am Menschen werde seine Seelsorgeeinheit dagegen nie sparen.
Gebäude, die zu teuer zum Instandhalten sind, werde man abstoßen müssen. In den nächsten Jahren dürften also etliche Pfarrhäuser, die wegen Pfarrermangel nicht mehr genutzt werden, auf den Markt kommen. Aber auch Gemeindezentren und Gemeindehäuser. Ein Ausweg für die beiden Pfarrer: Gemeindehäuser mit der Evangelischen Gemeinde zusammen nutzen. Oder Räume vermieten an Seniorentreffs, Yogagruppen oder an die Kommunen. Teilweise machen das Kirchengemeinden jetzt schon so.
Mehr als 81.500 Menschen erklärten ihren Austritt BW: Katholische Kirche verliert so viele Mitglieder wie nie zuvor
Die katholische Kirche verliert immer mehr Mitglieder. Vergangenes Jahr waren es so viele wie nie zuvor. In Baden-Württemberg haben mehr als 81.500 Menschen die Kirche verlassen.
Wird an den katholischen Kindergärten gespart?
Auch wenn die Kirchengemeinden nicht am Menschen sparen wollen, sondern lieber an den Gebäuden: Das Personal in katholischen Kindergärten könnte tatsächlich dem Rotstift zum Opfer fallen. Pfarrer Robert Kloker von der Ostalb: "Ein Punkt, der für uns sehr schmerzlich werden kann. Wir fahren jetzt auch schon teilweise Engagement im Kindergartenbereich zurück, weil wir es uns finanziell nicht mehr leisten können."
Das findet er bedauerlich, weil die Kirche in den Kindergärten einen ausgesprochen diakonischen Charakter habe. "In Schwäbisch Gmünd haben wir bis zu 80 Prozent Kinder mit Migrationshintergrund und vielleicht noch 20 Prozent Kinder, die katholisch sind. Wir schauen nicht: Kommen die aus dem 'eigenen Stall' oder nicht." Alle würden dort aufgenommen.