14 Kettcars in Kolonne, darauf 14 Jungs in Arbeitskleidung mit entschlossenem Gesichtsausdruck. Das sind die selbsternannten "Blätter-Silierer" aus Emerkingen im Alb-Donau-Kreis. Pfiffige Geschäftsmänner im Alter von sieben bis vierzehn Jahren. Die Geschäftsidee: Laub rechen für Süßigkeiten.
Das Laub rechen hat in Emerkingen Tradition
Sobald im Herbst die ersten Blätter fallen, treffen sich die Jungs jedes Wochenende an der Sporthalle in Emerkingen. Die Laub-Buben nennen sich selbst die "Blätter-Silierer". Das kommt von Silage, die meistens aus gehäckseltem Gras oder Mais hergestellt wird.
Einer von den "Blätter-Silierern" ist der 13-jährige Mattis Aierstock. Er koordiniert die Aufträge, die per E-Mail, Telefon oder Instagram reinkommen. Das Laub rechen habe Tradition in Emerkingen, erzählt er stolz. "Das haben schon ein paar vor uns gemacht."
Nach der Auftragsvergabe geht es auf Kettcars zu den Kunden
Bevor es ans Werk geht, werden die heutigen Kunden verteilt. Ein Teil der Truppe fährt auf Kettcars zum Sportplatz, die anderen zu Olaf und Monika Höppe. Das ältere Ehepaar ist nicht mehr so gut zu Fuß und freut sich über die tatkräftige Hilfe der Laubbuben. "Ich würde das immer weiterempfehlen", schwärmt Olaf Höppe. "Dann brauche ich wenigstens kein Laub zu harken. Und meine Frau auch nicht", fügt er lachend hinzu.
Währenddessen schreiten die "Blätter-Silierer" zur Tat: Einer von ihnen läuft mit einem Laubbläser durch den Garten. Der Rest macht sich entweder mit einem Rechen oder den Händen ans Werk. In Windeseile ist so das Laub entfernt und landet in den Anhängern der Kettcars.
Nicht nur Laub rechen, sondern auch Kettcars aufmotzen
Am Aufmotzen der Kettcars haben die Jungs mindestens genau so viel Freude wie am Laub rechen. Einer hat eine orange blinkende Rundumleuchte installiert. Auch einige der Anhänger sind selbst gebaut. Besonders stolz auf sein Gefährt ist der neunjährige Max Pflug.
Er bastelt oft gemeinsam mit seinem Opa und seinem Vater an dem Kettcar. "Ich habe das Licht vorne dran gebaut. Das kann man auch anschalten. Und das ist eine Lkw-Hupe!", erzählt er zum lauten Geräusch der Hupe.
Der Lohn für das Laub rechen in Emerkingen: Süßigkeiten
Nach getaner Arbeit darf natürlich der Lohn nicht fehlen. Geld wollen die Jungs übrigens keins. Süßigkeiten sind die Währung der Wahl. "Aber sie kriegen von mir trotzdem ein paar Euro", schmunzelt Olaf Höppe, als er ihnen die Schokolade zusteckt. Für die nächste Woche hat er die Truppe direkt wieder gebucht.
Sollten mal nicht genügend Aufträge von Privatkunden reinkommen, hilft die Gemeinde. Denn die hat genügend Flächen, die vom Laub befreit werden müssen, sagt Bürgermeister Paul Burger (parteilos). "Sie schauen eigentlich immer bei uns am Rathaus vorbei und sagen: Euer Bauhof soll nicht so viel machen, wir machen die ganze Arbeit für euch. Eine ganz tolle Sache. Das ist wirklich Ehrenamt im Kleinen, aber ganz groß."
Die Truppe besteht zwar aktuell nur aus Jungs. Mädchen sind aber nicht verboten. "Es gibt halt keine, die sowas machen möchten. Wenn es welche gibt, können sie gerne mitmachen", meint der 14-jährige Bastian Lehner.
Laub wird nach dem Rechen in Emerkingen weiter verwertet
Das gesammelte Laub landet am Ende des Tages auf einem großen Sammelplatz an der Sporthalle. Für die Blätter-Silierer geht es nach einem anstrengenden Tag in den wohlverdienten Feierabend. Eine Firma holt das Laub später ab und verwertet es weiter, zum Beispiel in einer Biogasanlage.