Umgang mit Nazi-Symbolen

Wie es mit dem Reichsadler am Finanzamt Ulm weitergeht

Stand
Autor/in
Ole Hilgert

Rund 70 Kunstschaffende haben sich für die Umgestaltung des Reichsadlers am Finanzamt in Ulm beworben. Die steinerne Darstellung ist seit Jahren umstritten.

Der umstrittene Reichsadler an der Fassade des Finanzamtes Ulm soll umgestaltet werden. Das Land Baden-Württemberg hatte dazu einen Wettbewerb ausgeschrieben. Aus rund 70 Einsendungen wählte eine Jury nun sechs Kunstschaffende aus. Sie werden voraussichtlich im kommenden Jahr ihre Entwürfe einreichen.

Kunstwettbewerb als historische Aufarbeitung

Hintergrund der Umgestaltung ist die historische Aufarbeitung von Symbolen der NS-Diktatur an öffentlichen Gebäuden. Die künstlerische Umsetzung sei ein gesellschaftlicher Beitrag der historischen Aufarbeitung, so Tilmann Häcker, Ulmer Amtsleiter des Landesbetriebes Vermögen und Bau Baden-Württemberg.

"Der Wettbewerb soll Möglichkeiten abbilden, wie wir uns mit unserer Geschichte auseinandersetzen können", sagte Häcker dem SWR. Bestandteil der Umgestaltung sei eine Erklärtafel. Sie soll unter anderem erläutern, warum der Reichsadler nicht vom Gebäude des Finanzamtes entfernt wird. Ihn zu zerstören würde bedeuten, Spuren der Geschichte zu verwischen, so der Tenor.

Der Reichsadler am Finanzamt in Ulm: Rund 70 Künstlerinnen und Künstler wollen sich an einem Kunstwettbewerb beteiligen und mit der Nazi-Symbolik auseinandersetzen.
Auseinandersetzung mit Nazi-Symbolik: Für die Umgestaltung des Reichsadlers am Finanzamt in Ulm hat eine Jury jetzt sechs Kunstschaffende in die engere Auswahl gezogen.

Umgestaltung ab Mitte 2025

Voraussichtlich bis April kommenden Jahres sollen die Entwürfe zur Umgestaltung vorliegen. Dann will die Jury entscheiden, wer den Zuschlag erhält. Das Projekt soll ab Sommer 2025 umgesetzt werden. Dafür stehen bis zu 15.000 Euro zur Verfügung. Seit Jahren ist die steinerne Figur des Reichsadlers am Ulmer Finanzamt umstritten. Diskutiert wurde auch, ihn ganz zu entfernen.

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Beschädigungen teils mutwillig, teils altersbedingt

Der Reichsadler war schon vor Jahren mit roter Farbe beworfen worden. Diese wurde laut Häcker als Teil der Auseinandersetzung mit der Geschichte bewusst nicht entfernt.

Der abgebrochene Teil am rechten Flügel des Adlers geht allerdings offenbar nicht, wie zunächst vermutet, auf Sachbeschädigung zurück. "Derzeit gehen wir davon aus, dass der Stein sehr wahrscheinlich witterungs- oder altersbedingt abgebrochen ist", sagte Amtsleiter Häcker dem SWR. Ein Restaurator soll den Schaden am Sandstein nun im Detail begutachten.

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