Schüler musste notoperiert werden

Jugendritual "Geburtstagsschläge" eskaliert: So reagiert die Mutlanger Schule auf den Gewaltausbruch

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Autor/in
Dennis Bechtold
SWR-Aktuell Redakteur Dennis Bechtold

In Mutlangen wurde ein 14-jähriger Junge so schwer verprügelt, dass er notoperiert werden musste. Hintergrund ist wohl ein Jugendritual. Die Hornbergschule will den Vorfall nun aufarbeiten. 

Der Fall ging bundesweit durch die Medien: An der Hornbergschule in Mutlangen (Ostalbkreis) wurde ein 14-jähriger Junge in Folge des Jugendrituals "Geburtstagsschläge" so schwer verletzt, dass er notoperiert werden musste. Die Schule und Gemeinde gerieten ungewollt in die Schlagzeilen und arbeiten nun den Vorfall auf.

Schnelle Eskalation der "Geburtstagsschläge": Opfer hatte nicht mal Geburtstag

Es war eine "sehr dynamische und schnelle Aktion", so Rektor Alexander Richling. Ihn habe vor allem "diese intensive Gewalt" entsetzt: Zwei Jugendliche im Alter von 14 und 16 Jahren sollen in der Mensa der Schule auf das 14-jährige Opfer eingeprügelt haben. Sie konnten erst von zwei herbeieilenden Lehrerinnen gestoppt werden.

Hintergrund des Angriffs sollen sogenannte "Geburtstagsschläge" sein. Bei dem Ritual bekommt ein Geburtstagskind pro Lebensjahr einen Schlag. Berichte über diese Geburtstagsschläge gibt es schon seit einigen Jahren. Aktuell taucht das Ritual auch immer wieder in den sozialen Medien auf.

Als eine Gruppe Jugendlicher die Geburtstagsschläge zunächst an einer anderen Person vollzogen hatte, suchten sie sich danach ein neues "Opfer" - den 14-jährigen Jungen. Obwohl er gar keinen Geburtstag hatte, sollte er für die Geburtstagsschläge herhalten. Die Situation eskalierte derart, dass das Opfer laut Polizei notoperiert werden musste.

Rektor Alexander Richling in der Mensa der Hornbergschule. Hier hat der Vorfall stattgefunden.
Rektor Alexander Richling in der Mensa der Mutlanger Hornbergschule. Hier hat der Vorfall stattgefunden.

Not-OP bei Schüler: Sozialarbeiter und Lehrer kümmern sich um die Schüler

Schulsozialarbeiter Jürgen Breunig arbeitete mit der Klasse des Opfers den Vorfall auf. Gemeinsam mit seiner Kollegin Hannah Mack und der Lehrerschaft war er in den Folgetagen für die Kinder und Jugendlichen der Hornbergschule da, denn die "Schülerinnen und Schüler wollten sich einfach mit uns darüber austauschen, wie es ihnen gerade geht."

Jürgen Breunig war im ersten Moment sprachlos, über die Heftigkeit des Vorfalls. Denn die Hornbergschule biete seinen Schülerinnen und Schülern ein "umfangreiches Präventionsprogramm" in den Bereichen Gewalt und Medien. Einzelne Bausteine sollen jetzt nochmal überprüft werden, ob sie ergänzt werden können. Doch eine "100-prozentige Garantie", dass so etwas verhindert werden kann, gäbe es nicht, so Breunig.

Rektor Richling hat es "brutal frustriert", dass es trotz dieser umfangreichen Sozialarbeit zu diesem Vorfall gekommen ist. Er "hatte das Gefühl, wir sind dort wirklich gut aufgestellt. Und dann passiert sowas." Denn so würde nun auch viel von dem "Herzblut, das hier investiert wird", in Frage gestellt.

Der Rektor Alexander Richling steht mit der Bürgermeisterin Stephanie Eßwein, den Schulsozialarbeitern der Hornbergschule, Hannah Mack und Jürgen Breunig sowie der Lehrerin Svenja Frey zusammen. Sie unterhalten sich über den Gewaltausbruch an der Schule, der durch die Geburtstagsschläge verursacht wurde.
Rektor Alexander Richling, Bürgermeisterin Stephanie Eßwein, die Schulsozialarbeiter Jürgen Breunig und Hannah Mack und Lehrerin Svenja Frey (v.l.n.r.).

"Geburtstagsschläge": Hornbergschule bundesweit in den Schlagzeilen

Die Tat machte schnell überregional die Runde, rückte die Gemeinde Mutlangen und die Hornbergschule in den Fokus. Für Bürgermeisterin Stephanie Eßwein (parteilos) ist der Vorfall aber etwas, das "an jeder Schule und in jedem Ort passieren kann." Man müsse das jetzt annehmen und schauen, was man daraus lernen und dann verbessern kann. Als Beispiel nennt sie einen großen Gewaltpräventionstag am Schulcampus, der aktuell für das kommende Frühjahr geplant ist.

Die Bürgermeisterin denkt bei der Berichterstattung auch an die Schülerinnen und Schüler der Hornbergschule. Für die Kinder sei es teils schwierig, sich den Fragen anderer zu stellen, da "der Vorfall gar nicht mehr so im Fokus ist", sondern die Schule selbst. Doch Stephanie Eßwein glaubt, "die Schülerinnen und Schüler sind doch sehr stolz, dass sie auf der Schule sind und sie wissen, sie sind auf einer guten Schule."

Die Schülerinnen und Schüler sind doch sehr stolz, dass sie auf der Schule sind und sie wissen, sie sind auf einer guten Schule.

Fokus soll wieder auf allen Kindern liegen

In der Schule wurde die Zahl der Aufsichten erhöht, um sowohl den Jugendlichen, als auch den Lehrkräften "ein Sicherheitsgefühl zu vermitteln", so Rektor Alexander Richling. Ihm ist aber besonders wichtig, dass sich nun der Blick wieder auf alle 420 Schülerinnen und Schüler richtet. Als ersten Schritt plant die Schule eine Bilderaktion mit dem Namen "Wir sind die Hornbergschule".

Wie es mit den den Beteiligten des Vorfalls weitergehen soll, darüber darf die Schule keine Angaben machen. Immerhin: Das 14-jährige Opfer scheint auf dem Weg der Besserung zu sein.

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