Die Stadt Ulm, die in den letzten Jahren den Bahnhofsvorplatz, die Unterführung, die Tiefgarage und die angrenzenden Sedelhöfe neu gebaut hat, wollte eigentlich einen Abriss des 70 Jahre alten Bahnhofsgebäudes. Doch das ist der Bahn zu teuer. "Ein Neubau lässt sich nicht finanzieren", erklärt Roland Walser, Projektleiter bei der Deutschen Bahn für den Umbau in Ulm.
Wie Vertreter der Bahn bei einer Pressekonferenz am Donnerstag im Bahnhof erläutern, soll das Empfangsgebäude nun umfassend saniert und umgebaut werden. Für die Bauarbeiten wird die Bahnhofshalle am 30. September geschlossen. Bis Ende 2026, also rund zweieinhalb Jahre lang, müssen Reisende lange Umwege gehen, um das ganze Gebäude herum oder über den städtischen Fußgängersteg zu den Gleisen. Bereits jetzt ist das Reisezentrum mit Fahrkartenverkauf in einem Container vor dem Bahnhof untergebracht.
An der Unterführung zu den Gleisen sollen endlich Rolltreppen eingebaut werden. Denn seit Jahren sind die alten Treppen vor allem für ältere und behinderten Menschen eine Tortur. Täglich mühen sich Reisende mit schweren Koffern, Fahrräder und Kinderwägen ab.
In der nördlichen Seitenhalle, vom Eingang kommend rechts, sollen neue Geschäfte und Gastronomiebetriebe entstehen. "Mit Barrierefreiheit und mehr Aufenthaltsqualität", ergänzt Projektleiter Walser. Man rechne in den nächsten Jahren in Ulm mit deutlich mehr Fahrgästen.
In dem Seitenflügel wird die Decke deutlich angehoben und verglast. Insgesamt soll das Bahnhofsgebäude heller und freundlicher wirken. Gleichzeitig wird die Energie- und Heizungstechnik auf den neuesten Stand gebracht. In den Obergeschossen der Nordseite wird es, wie bisher auch, Büros der Deutschen Bahn geben.
Umbau: Bahn weiß nichts über andere Gebäudehälfte
Was mit der linken südlichen Hälfte des Gebäudekomplexes passiert, weiß der DB-Projektleiter nicht. "Dieser Teil mit dem Intercity-Hotel gehört der UWS und ist damit nicht mehr unser Bereich." Von der Ulmer Wohnungs- und Siedlungs-Gesellschaft war am Donnerstag niemand zu diesem Thema zu erreichen. Schließlich lagen in ihrem Bereich des Bahnhofs auch mehrere Gastronomie- und Imbissbetriebe sowie ein kleiner Lebensmittelmarkt. Sie sind, wie auch das Intercity-Hotel, inzwischen geschlossen.
So plant die Bahn offensichtlich nur für ihre Hälfte und den Eingangsbereich mit dem Zugang zu den Gleisen. Wie es im selben Komplex auf der anderen Seite weitergeht, darüber herrscht keine Kenntnis. So kann die DB-Projektleitung nicht ausschließen, dass zum Beispiel ihre Baustelle längst fertig ist, während im UWS-Bereich noch alles abgesperrt ist.
Gebäude des Ulmer Hauptbahnhofs bleibt zweieinhalb Jahre zu
Ohnehin dauern die Umbauten recht lang. Erst Ende 2026 sollen sich die Türen zum Bahnhofsgebäude wieder öffnen. Der nördliche Seitenflügel mit Geschäften und DB-Reisezentrum wird voraussichtlich mindestens ein Jahr später fertig, teilt die Bahn mit. Von den 35 Millionen Euro Kosten übernimmt knapp die Hälfte der Bund.
Das jetzige Empfangsgebäude des Ulmer Hauptbahnhofs stammt aus dem Jahr 1953. Es wurde inklusive Hotel mehrfach erweitert. So kam es 1971 zu einer Aufstockung, um die Bettenzahl des Bundesbahnhotels für die Olympischen Spiele in München 1972 zu erhöhen. Das Intercity-Hotel ist derzeit geschlossen.