Die Kochertalbrücke auf der B19 zwischen Ober- und Unterkochen im Ostalbkreis ist eine wichtige Verkehrsader für Ostwürttemberg. Doch die gut 60 Jahre alte Brücke ist marode und soll ersetzt werden. Dabei könnte jetzt die geschützte Haselmaus zum Problem werden.
Haselmaus EU-rechtlich geschützt
Kästen in der Größe von Schuhkartons hängen in Haselsträuchern nahe der B19. Gutachter haben sie hinein gehängt - für eine Artenschutzuntersuchung. Das Ergebnis: In den Wiesen und Hecken ist die seltene Haselmaus zuhause. Das bestätigte das Regierungspräsidium Stuttgart auf SWR-Anfrage. Keine angenehmen Nachrichten für die Behörde, die den Neubau der maroden Kochertalbrücke plant. Denn wo die Haselmaus lebt, darf erstmal nicht gebaut werden. Sie ist laut EU-Recht streng geschützt.
Haselmaus darf nicht gestört werden
Dafür sorgt die EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Sie legt fest, dass geschützte Arten wie die Haselmaus nicht getötet werden dürfen. Auch ihre Lebensgrundlage darf nicht zerstört werden. Dazu zählen die faustgroßen Haselmaus-Nester aus Laub und Gras. Die kleinen, nachtaktiven Nager weben sie zwischen Zweige oder in Baumhöhlen. Auch während ihres bis zu sieben Monate andauernden Winterschlafs und der anschließenden Paarungszeit dürfen die Tiere nicht gestört werden.
Behörden prüfen Auswirkungen auf Neubau der Kochertalbrücke
Federführend für den Bau der Kochertalbrücke ist das Regierungspräsidium Stuttgart. Dort läuft nach Angaben der Behörde noch die Prüfung, ob sich Neubau und Haselmaus in die Quere kommen könnten. Auch das Landratsamt des Ostalbkreises teilte auf SWR-Anfrage mit: "Dazu, wie sich dies auf die Planung auswirken wird, können derzeit noch keine Aussagen getroffen werden."
Das Land muss die Haselmaus schützen. Davon ist Andreas Wenzel vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Ostwürttemberg überzeugt. Denkbar wäre beispielsweise eine Umsiedelung der Tiere: "Die Haselmaus muss ungestört sein. Und bei so einem Bauvorhaben mit mehren Monaten oder Jahren Baustelle hat die keine Lust, in diesem Bereich zu leben." Möglich wäre laut Wenzel auch, der Maus eine Grünbrücke anzubieten.
Drei Varianten für Neubau der Kochertalbrücke
Die viel befahrene Kochertalbrücke soll noch mindestens bis 2027 im Einsatz sein. Im Oktober hatte der Kreistag des Ostalbkreises drei mögliche Standorte für den Ersatzneubau besprochen. Demnach könnte die neue Brücke entweder nordöstlich oder südwestlich des bestehenden Baus entstehen. Eine dritte Variante gilt als unliebsam: Sie sähe den jetzigen Standort auch für die neue Brücke vor. Vollsperrung und lang anhaltende Umleitung inklusive.
Welche Variante sich mit dem Vorkommen der Haselmaus verträgt, müssen jetzt weitere Gutachten klären. Sie sollen zeigen, wo der genau der seltene Nager lebt. Und wie er beim Neubau der Kochertalbrücke am besten geschützt werden kann.