Geschützter Vogel nicht mehr gesichtet

Der Ziegenmelker ist weg: Klinik-Anbau in Tübingen kann kommen

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Autor/in
Lisamarie Haas
Lisamarie Haas ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Der streng geschützte Ziegenmelker hat viele Jahre auf dem Dach des Uniklinikums Tübingen gelebt. Damit war es unmöglich den Bau zu erweitern. Inzwischen ist der Vogel verschwunden.

Der Ziegenmelker hat in Tübingen und darüber hinaus für Aufsehen gesorgt. Der streng geschützte Vogel stand einem Erweiterungsbau des Tübinger Uniklinkums im Weg. Doch jetzt ist klar: Inzwischen lebt das Tier dort gar nicht mehr. Gutachten haben das endgültig bestätigt.

Die Untersuchungen seien nun abgeschlossen, hat das Regierungspräsidium Tübingen dem SWR bestätigt. Nachdem der streng geschützte Vogel neun Jahre lang auf dem Dach des Uniklinikums gelebt hatte, war er zuletzt 2022 dort gesichtet worden.

Boris Palmer machte das Thema Ziegenmelker öffentlich

Die Debatte um das Tier war entbrannt, weil der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) sie mehrfach in die Öffentlichkeit getragen hatte. Er schrieb einen Brief an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und thematisierte seine Empörung um den Vogel auch in einem Interview mit dem SWR.

Auch jetzt äußerte sich Palmer auf Facebook zu dem Thema. "Für den einzigen Ziegenmelker tut es mir Leid. Er ist unbekannt verzogen, altershalber gestorben oder von der Katze erwischt worden", so Palmer. "Für das Klinikum und den benachbarten Wald ist die Nachricht des Regierungspräsidenten aber eine gute. Der Ausbau kann wie geplant erfolgen und der Wald muss nicht gerodet werden, um dem Vogel einen fiktiven neuen Ausflug zu ermöglichen."

Palmer veröffentlichte außerdem einen Brief des Regierungspräsidiums: "Es konnte kein Vorkommen des Ziegenmelkers festgestellt werden", heißt es darin. Naturschutzrechtlich gebe es keine Gründe gegen die Erweiterung des Klinikums.

Keine Ausgleichsfläche für den Vogel notwendig

Die Gutachten sollten klären, ob der Vogel überhaupt noch dort lebt. Wäre das der Fall gewesen, hätte dem Tier eine geeignete Ausgleichsfläche in der Nähe geboten werden müssen. Dafür hätte die Stadt Tübingen auf dem Schnarrenberg zehn Hektar Wald teilweise roden müssen, um eine sogenannte Waldweide zu schaffen. Der Ziegenmelker liebe sehr lichte Wälder, so der BUND.  

Nachdem nun aber feststeht, dass der Vogel dort gar nicht mehr lebt, kann das Land Baden-Württemberg den Klinik-Anbau für etwa 250 Millionen Euro in Angriff nehmen. Die Stadt Tübingen kann jetzt einen Bebauungsplan erstellen. Baubeginn ist laut Regierungspräsidium im Herbst 2027.

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