Das Smartphone muss an der Realschule Blaustein ab der ersten Stunde im Ranzen verschwinden. An der Schule im Alb-Donau-Kreis gilt ein striktes Handyverbot. Richtig so, findet eine internationale Gruppe an Wissenschaftlern, darunter auch von der Universität Ulm. Kinder und Jugendliche bräuchten klare Regeln für die Handynutzung - in der Freizeit sowie in der Schule.
Striktes Handyverbot während der Unterrichtszeit
Die dritte Stunde an der Realschule Blaustein im Alb-Donau-Kreis beginnt: Matheunterricht für die 8a. Die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler ist voll und ganz auf Geometrie - auf Oberflächen und Volumen gerichtet. Ihre Smartphones sind in Rucksäcken und Taschen verstaut. Und das bleiben sie auch, bis zum Unterrichtsende. Denn während des Schultags gilt ein striktes Handyverbot.
"Ich hab mich dran gewöhnt", sagt der 14-jährige Joris. Seine Mitschülerin Lucy findet die Regelung in Ordnung: "Ich finde, man konzentriert sich halt mehr auf den Unterricht. Würde das Handy auf dem Tische liegen, wäre ich sofort abgelenkt."
Vor der ersten Stunde und in der langen Mittagspause dürfen die Smartphones benutzt werden, auch auf dem Schulgelände. Doch während der Unterrichtszeit gilt schon ein Handy in Schülerhand als Regelverstoß. Mögliche Konsequenzen: eine Ermahnung oder eine Strafarbeit. In Wiederholungsfällen zieht die Schule das Gerät sogar ein.
Bei Verstoß wird Handy von der Schule eingezogen
Oliver Däubler, Rektor der Realschule Blaustein, hält diese Regelung für am besten umsetzbar. "Vorher haben wir andere Konzepte ausprobiert, zum Beispiel Handy-Zonen auf dem Schulhof. Doch die Grenzen wurden immer wieder überschritten." Die jetzige Lösung werde weitestgehend von allen Beteiligten akzeptiert. Schülervertretung, Lehrkräfte und Eltern hätten daran mitgewirkt.
Keine einheitlichen Regelungen für Handyverbote im Land
Den Umgang mit Handys regelt in Baden-Württemberg jede Schule selbst. Nutzungsverbote sind meist in der Schulordnung festgelegt. Einheitliche Vorgaben oder Gesetze gibt es nicht. Wohl aber Empfehlungen, auch aus der Wissenschaft.
Christian Montag, Professor für Molekulare Psychologie an der Universität Ulm, forscht an den Folgen übermäßiger Smartphone-Nutzung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam spricht er sich für einen generellen Verzicht von Handys während des Schultages aus. Es gebe Studien, die belegen, dass allein die Präsenz eines Handys häufig ausreicht, die Aufmerksamkeit abzulenken, erklärt Montag.
Forscher warnt vor wachsender Gefahr durch zu viel Social Media
Neben der Ablenkung vom Unterricht spielen laut Montag auch Cybermobbing, Gewaltdarstellungen und suchtähnliches Verhalten auf Plattformen der Sozialen Medien eine Rolle. Kinder und Jugendliche mit problematischer Social Media-Nutzung neigten verstärkt zu Depressionen und Angstzuständen. Außerdem würden vermehrt Essstörungen und Selbstverletzungen beobachtet.
Der Psychologe rät daher, Kindern und Jugendlichen auch in der Freizeit klare Regeln für Soziale Medien aufzustellen, etwa zeitliche Begrenzungen. Zudem müssten Eltern und Lehrer als Vorbilder dienen und ebenso verantwortungsvoll mit dem Smartphone umgehen. "Gleichzeitig muss die Digitalisierung an Schulen stärker voranschreiten. Jugendliche brauchen Medienkompetenz und müssen früh auf die Herausforderungen der Digitalen Welt vorbereitet werden", fordert der Wissenschaftler.
So wie in der Realschule Blaustein - denn die strenge Regelung lasse den Lehrkräften auch eine gewisse Freiheit, so Rektor Oliver Däubler. "Und zwar die Freiheit, das Handy als Werkzeug im Unterricht einzusetzen, wenn es denn mal sinnvoll ist."