SWR-Redakteur Peter Köpple aus dem Studio Ulm hat die 216 Seiten des neuen Buchs von FCH-Trainer Frank Schmidt gelesen und findet: Es ist unerwartet gut. Man muss kein Fan des FC Heidenheim sein und auch kein Stadiongänger. Es reicht, wenn man sich ein bisschen für Fußball in der Region interessiert, dann lohnt sich Schmidts Biographie "Unkaputtbar" auf jeden Fall - gerade jetzt als Sommerlektüre und zur Vorfreude auf die neue Bundesliga-Saison.
Blick hinter die Kulissen des FC Heidenheim
Was für ein Typ Frank Schmidt ist und wie er tickt - dem kommt man sehr nahe. Schmidt ist absolut fußballbesessen, überlegt quasi Tag und Nacht: Wie gewinnen wir das nächste Spiel? In dem Werk blickt der Leser hinter die Kulissen des Profifußballs, erfährt interessante Details aus dem Leben eines außergewöhnlichen Trainers und auch Erklärungen für diese einzigartige Erfolgsgeschichte im deutschen Fußball.
Das Buch ist in leicht verständlicher Sprache geschrieben, ohne Schachtelsätze, kaum Fremdwörter - einfach geradeheraus, so wie Frank Schmidt eben ist. Wir wissen nicht, ob ihm jemand geholfen hat, als er während der WM-Winterpause einen Großteil seiner Biographie verfasst hat. Pikanterweise sagt er ja selbst, dass er kein großer Freund von Büchern ist und kaum ein Werk zu Ende gelesen hat. Aber diese besondere Heidenheimer Fußballgeschichte müsse einfach aufgeschrieben und festgehalten werden.
So erfährt man zum Beispiel prägende Erlebnisse aus Schmidts Kindheit in Giengen an der Brenz. Ende der Siebziger Jahre, als er mit deutlich älteren Jungs auf der Straße zwischen Garagen kickte. "Sich durchzusetzen, nicht klein beizugeben, das habe ich zwischen den Garagen gelernt. Es hat mich tief geprägt", schreibt er.
Als Frank Schmidt als Spieler den FC Bayern schlug
Als er Jahre später als Spieler mit dem TSV Vestenbergsreuth sensationell im DFB-Pokal gegen Bayern München gewann, sei auch das für ihn prägend gewesen. Mit der klaren Erkenntnis: "Kein Spiel ist schon vor dem Anpfiff entschieden. In jedem Spiel können enorme Kräfte freigesetzt werden, wenn Wille und Leidenschaft stimmen."
Beeindruckend ist, wie Frank Schmidt seine größte Krise als Trainer schildert. 2017 nach einer Niederlagenserie, als in den Medien längst über seine Entlassung spekuliert wurde, da wusste Schmidt einfach nicht, was er jetzt machen sollte. Da beorderte er alle in die Kabine, 40 Mann, Spieler, Co-Trainer, Physiotherpeuten, Zeugwart. Alle sollten vor allen sagen, was verkehrt läuft. FCH-Vorstandsvorsitzender Holger Sanwald erklärte damals: "Bevor bei uns der Trainer entlassen wird, schmeiße ich zehn Spieler raus!"
Frank Schmidt: Die Überzeugung, unkaputtbar zu sein
Frank Schmidt lebt Fußball, denkt permanent an das nächste Spiel, hat einen unerschütterlichen Glauben an sich selbst und schreibt nach dem Aufstieg am Ende des Buches: "Es kommt auch auf Charakter und Persönlichkeit an und auf die Überzeugung, unkaputtbar zu sein. Ich denke jetzt schon daran, wie es uns gelingt, in der nächsten Saison drei Mannschaften in der Bundesliga hinter uns zu lassen."
Das Buch hat jedoch auch kleinere Längen: Frank Schmidt betont ja immer wieder die Bodenständigkeit in Heidenheim, die Bescheidenheit, dass man alles durch Fleiß, ehrliche Arbeit und einen unbändigen Willen erreicht. Mitte des Buches wird das dann allmählich wiederholend und irgendwann auch so selbstlobend, dass es gar nicht mehr so bescheiden daherkommt.
Unpraktisch: weiße Schrift auf grünem Untergrund
Ein anderer Kritikpunkt ist eine rein drucktechnische Sache. Es gibt öfter Einschübe, Gedanken von seiner Frau oder von Vereinsboss Sanwald zum Beispiel, in weißer Schrift auf grünem Untergrund. Das liest sich optisch mühsam, zum Beispiel, wenn man abends schlechteres Licht hat. "Aber unter dem Strich ist das Buch für mich richtig gut", meint Peter Köpple. "Es liest sich flott runter, macht Spaß. Absolute Empfehlung für alle Menschen in der Region, die sich auch nur ein bisschen für Fußball interessieren."
Das Buch "Unkaputtbar. Mein Leben. Mein Fußball. Mein Verein" von Frank Schmidt ist im Murmann Verlag erschienen und kostet 24 Euro.