Zehn Stunden nach dem Fund einer Fliegerbombe auf einer Baustelle in Ulm haben Experten die Bombe entschärft. Um kurz vor 1 Uhr nachts meldete die Polizei die Entwarnung. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst hatte mit der Entschärfung gewartet, bis die Evakuierung der umliegenden Wohnhäuser abgeschlossen war.
Sporthalle für betroffene Anwohner geöffnet
Das Gebiet in einem Radius von 300 Metern um den Blindgänger musste evakuiert werden. Rund 2.800 Menschen waren wohl betroffen. Etwa 280 Anwohnerinnen und Anwohner kamen in der Sporthalle des Kepler-Gymnasiums unter. Hier wurden sie von einem Betreuungsteam versorgt. Getränke, Babynahrung und sogar Feldbetten wurden gebracht - bis zum Schluss war nicht klar, wie lange die Situation dauern würde.
Durch Lautsprecherdurchsagen der Feuerwehr und auch durch die Polizei waren die Anwohner seit dem Abend aufgefordert worden, ihre Wohnungen zu verlassen. Um kurz nach Mitternacht schließlich konnte die Entschärfung beginnen.
"Wenn ich das gewusst hätten, hätte ich ein Buch mitgenommen"
Insgesamt nahmen die Menschen in der Halle den nächtlichen Ausflug gelassen. Zwei Frauen mit ihren Hunden kennen sich eigentlich als "Parkfreundinnen", weil sie sich immer mit ihren Hunden beim Gassi gehen treffen. Sie standen den Abend gemeinsam durch.
Eine Frau erzählte, dass sie eigentlich auf dem Weg auf die Couch war, als ihr klar wurde, dass der Alarm vor der Haustüre auch ihr galt. Nun wünscht sie sich, dass sie ein Buch mitgenommen hätte, um die Zeit zu vertreiben. Dafür hat eine andere ihr Strickzeug eingepackt.
Auch Ulms Oberbürgermeister Martin Ansbacher (SPD) war spät abends in die Halle gekommen, um sich zu erkundigen, wie es den dort Untergebrachten geht. Es seien gemischte Gefühle, sagt er. Gerade zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes habe es die Meldung über den Bombenfund gegeben. Aber Ulm sei gut vorbereitet, die Einsatzkräfte und Helfer machten ihre Arbeit hervorragend, so Ansbacher.
Applaus zur Durchsage zum Ende der Evakuierung
Trotz aller Gelassenheit: Als in der Halle durchgesagt wurde, dass die Bombe erfolgreich entschärft sei, gab es erleichterten Applaus. Die Notunterkunft leerte sich schnell. Auch Ulm Oberbürgermeister Ansbacher zeigte sich in der Nacht erleichtert über den reibungslosen Ablauf des Einsatzes.
Bombenfund auf Baustelle für Wohn- und Geschäftshaus
Die Fliegerbombe war auf einem Grundstück an der Ecke Neutorstraße/Karlstraße gefunden worden. Dort entsteht momentan ein Gebäudekomplex mit Wohnungen und Geschäften.
Die Straßen rund um den Bombenfundort waren während des Einsatzes über Stunden gesperrt. Auch Busse und Straßenbahnen fuhren dort nicht. Die Polizei riet dazu, die Innenstadt weiträumig zu umfahren. Der am Montag gestartete Weihnachtsmarkt auf dem Münsterplatz war von der Evakuierung nicht betroffen, so ein Sprecher der Polizei.
Zugverkehr aufgrund der Entschärfung beeinträchtigt
Mehrere Regionalzüge fielen aufgrund der Bombenentschärfung aus. Wie die Bahn mitteilte, waren davon die Verbindungen zwischen Ulm und Aalen, Wendlingen, Stuttgart und Donaueschingen betroffen.