Für ein Ende der Gewalt gegen Frauen

One Billion Rising: Viele Tanzdemos in Baden-Württemberg

Stand

Von Autor/in Dennis Bechtold

Tanzdemos gegen Gewalt an Frauen: Dahinter steckt die Bewegung "One Billion Rising". Weltweit sind am Freitag Tänzerinnen und Tänzer auf die Straße gegangen. Auch in Baden-Württemberg.

Der 14. Februar - Valentinstag. Eigentlich ein Tag, an dem die Liebe zelebriert wird. Wenn diese Liebe aber Hass und Gewalt weicht, werden Frauen oft Opfer in ihrer eigenen Beziehung. Die Bewegung "One Billion Rising" (deutsch: eine Milliarde erhebt sich), kurz OBR, will deshalb an diesem Tag Menschen ermutigen, zusammen für ein Ende von Gewalt gegen Frauen einzustehen. Mit weltweiten Protestaktionen, auch in Baden-Württemberg.

75 Menschen tanzen zu "Break the Chain"

Kurz vor 12 Uhr, der Marktplatz in Biberach. Rund 75 Menschen stellen sich in mehreren Reihen auf. Als das Lied "Break the Chain" der US-Songwriterin Tena Clark beginnt, tanzen sie gemeinsam eine einstudierte Choreographie, angefeuert von dutzenden Zuschauern. Diese Choreo ist das Symbol der OBR-Bewegung, wird am Freitag weltweit getanzt.

Sowohl Erwachsene als auch Kinder tanzen bei dem Flashmob auf dem Marktplatz in Biberach mit. Solche Demos gibt es heute am Valentinstag weltweit und werden von der Bewegung One Billion Rising organisiert.
Sowohl Erwachsene als auch Kinder haben bei der Tanzdemo auf dem Biberacher Marktplatz mitgemacht.

Mitmachen bei dieser Tanzdemo darf jeder, egal ob sie oder er die einstudierten Tanzschritte kann. Auch zwei Schulklassen sind in Biberach mit dabei. "Je mehr wir für das Thema sensibilisieren, je mehr wir uns solidarisch zeigen, desto mehr kann es helfen, dass das Thema irgendwann mal hoffentlich nicht mehr so aktuell ist", erklärt Katrina Dibah-Lavorante vom Landratsamt Biberach, die die Demo mitorganisiert hat.

155 Frauenschuhe auf dem Marktplatz in Biberach

Aber nicht nur die Tanzdemo zieht in Biberach zahlreiche Blicke auf sich. 155 Paar Schuhe unterschiedlichster Art sind auf dem Marktplatz aufgestellt. Als Mahnung und Gedenken an 155 Frauen, die in Deutschland im Jahr 2023 von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet wurden.

155 Schuhpaare sind so aufgestellt, dass sie die Zahl 155 bilden. Eine Aktion der Bewegung One Billion Rising. Die Schuhe sollen als Mahnung und Gedenken an die 155 Frauen dienen, die im Jahr 2023 in Deutschland von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet wurden.
Die Organisatoren haben 155 Schuhpaare auf dem Biberacher Marktplatz aufgestellt. Sie sollen als Mahnung und Gedenken an die 155 Frauen dienen, die im Jahr 2023 in Deutschland von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet wurden.

"Wir machen ganz unterschiedliche Aktionen", erklärt Maria Willburger, "aber das mit den Schuhen verdeutlicht das eben gut." Sie gehört zum Biberacher Planungsteam für One Billion Rising und ist seit der ersten Demonstration im Jahr 2015 mit dabei.

Es ist auch erfahrungsgemäß so, dass jedes Jahr eine oder mehrere Betroffene auf uns zukommen und sich öffnen.

Die Demo soll auch darauf aufmerksam machen, wohin sich Betroffene wenden können. "Es ist auch erfahrungsgemäß so, dass jedes Jahr eine oder mehrere Betroffene auf uns zukommen und sich öffnen", erklärt Willburger. "Also es bewirkt wirklich was im Kleinen."

Nahaufnahme von einigen Schuhpaaren, die zusammen auf dem Marktplatz in Biberach die Zahl 155 bilden. Eine Aktion der Bewegung One Billion Rising.
Egal ob Stöckelschuhe, Sneaker oder Hausschuhe. Jedes Paar steht für eine Frau, die im Jahr 2023 in Deutschland durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet wurde.

Deutschlandweite Protestaktionen von "One Billion Rising"

Ähnliche Aktionen wie in Biberach gibt es laut der OBR-Bewegungen deutschlandweit in 155 Städten. In Baden-Württemberg machen 20 Kommunen mit. Vor Ort organisieren oft soziale Einrichtungen oder die Kommunen und Landkreise die Demos. Den Anfang machten am Freitag Leutkirch und Wangen. Die spätesten Proteste starten um 19 Uhr in Schorndorf und Waiblingen.

Dutzende Frauen tanzen im Rahmen einer Demo in Wertheim.
Für Frauenrechte wurde am Freitag auch in der Innenstadt von Wertheim (Main-Tauber-Kreis) getanzt.

In Wertheim (Main-Tauber-Kreis), ganz im Norden Baden-Württembergs, zum Beispiel brachten der örtliche Frauenverein und die Initiative "Frauen helfen Frauen" aus Lauda etwa 50 Menschen auf den örtlichen Marktplatz. In Friedrichshafen (Bodenseekreis) ganz im Süden des Landes haben sich rund 75 Teilnehmende zusammengefunden, um vor der Musikmuschel an der Uferpromenade des Bodensees zu tanzen.

Rund 75 Teilnehmende tanzen in Friedrichshafen vor der Musikmuschel an der Uferpromenade vor dem Bodensee.
Mit schöner Kulisse vor dem Bodensee: In Friedrichshafen haben rund 75 Teilnehmende vor der Musikmuschel an der Uferpromenade getanzt.

Fast jeden Tag ein Femizid in Deutschland

Die Veranstaltungen laufen in diesem Jahr unter dem Motto "Rise for Empathy" (deutsch: Aufstehen für Empathie). Die OBR-Bewegung will dafür sensibilisieren, mit Empathie und gewaltfreier Kommunikation den Ursachen von Gewalt entgegenzuwirken. Denn diese Gewalt endet im schlimmsten Falle im Tod.

Laut aktuellsten Zahlen des Bundeskriminalamtes wurden im Jahr 2023 insgesamt 360 Mädchen und Frauen Opfer eines Femizides. Sie wurden zum Beispiel von ihrem Partner, Bruder oder Vater getötet. Deutlich mehr als 50.000 Frauen und Mädchen wurden Opfer von Sexualstraftaten. In allen Bereichen sind laut dem BKA die Straftaten gegen Frauen und Mädchen gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Neues Gesetz soll gegen Gewalt gegen Frauen helfen

Der Bundesrat hat am Freitag für das sogenannte Gewalthilfegesetz gestimmt. Dabei soll nun ein verlässliches Hilfesystem für Opfer von geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt aufgebaut werden. Denn bisher seien nicht ausreichend Schutz und Unterstützung für Betroffene vorhanden, heißt es auf der Website des Bundesrates.

Zusätzlich sollen die Länder über weitere Maßnahmen beraten, die sich auch auf die Prävention beziehen, damit es überhaupt nicht zu solchen Fällen kommen. Hierfür erhalten die Länder vom Bund ab 2027 zusätzliche Fördermittel in Höhe von insgesamt 2,6 Milliarden Euro.

Sendung am 31.01.2025 Femizid – getötet, weil sie Frauen sind

Gewalt gehört zum Lebensalltag von Frauen. Fast täglich wird in Deutschland eine Frau getötet. Laut Bundeskriminalamt erlebt alle drei Minuten eine Frau oder ein Mädchen häusliche Gewalt. Egal ob Körperverletzung, sexuelle Übergriffe, Mordversuche oder tatsächliche Tötungen von Frauen: Nicht selten ist der Täter der eigene Partner oder Ex-Partner.

Aktionen nicht nur am Valentinstag

Doch auch die OBR-Bewegung möchte weiterhin auf das Thema Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen. Nicht nur mit Demonstrationen am Valentinstag. Im Landkreis Biberach zum Beispiel wird es in den kommenden Wochen verschiedene Workshops zum Thema "Aktives Zuhören" und "Selbstbehauptung" geben. Diese Workshops richten sich vor allem an Kinder und Jugendliche.

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