Hoch oben auf dem Dach des Universitätsklinikums hat er sein Zuhause gefunden - der Ziegenmelker. Der Vogel scheint die Stadt viel Geld und Nerven zu kosten. Denn er verhindert den geplanten Erweiterungsbau des Uniklinikums in Tübingen. Aber: Lebt der Ziegenmelker überhaupt noch in der Gegend? Das prüfe man gerade, sagt das Regierungspräsidium in Tübingen.
Bisher Revier an der Uniklinik - doch wo ist der Ziegenmelker hin?
Neun Jahre lang habe der Ziegenmelker sein Revier am Uniklinikum gehabt, sagt eine Sprecherin des Tübinger Regierungspräsidiums dem SWR. Das ist durch ein Gutachten aus dem Jahr 2022 bestätigt worden. Im vergangenen Jahr hätten die Vogel-Experten den Ziegenmelker dann aber nicht mehr gesehen.
Der Landesbetrieb "Vermögen und Bau" gab für dieses Jahr dann ein neues Gutachten in Auftrag, mit der Frage: Ist der Ziegenmelker überhaupt noch da? Wenn man ihn bis zum Sommer nicht aufspürt, dann müsse man davon ausgehen, dass er sein Revier aufgegeben hat, so das Regierungspräsidium. Die Naturschutzauflagen könnten dann wegfallen - und die Erweiterung des Uniklinikums ohne Probleme starten.
OB Boris Palmer: Uniklinik-Baustopp wegen Vogel nicht verhältnismäßig
Tübingens Oberbürgermeister Palmer (parteilos) spekulierte jüngst, dass eine Katze ihn erwischt haben könnte und das Problem somit gelöst wäre. Für ihn ist es nicht verhältnismäßig, wenn wegen eines einzigen Vogels die Erweiterung gestoppt wird.
Dass der Ziegenmelker seit einem Jahr nicht mehr gesichtet wurde, ist Palmer bekannt. "Gut, dann können wir ja jetzt bauen", habe er bei einer Sitzung gesagt. "Aber die Antwort war nein. Es könnte ja auch sein, dass er wiederkommt", erzählt er. Das habe ihn endgültig empört. Er hofft, dass mit dem neuen Gutachten die Sache abgeschlossen werden kann.
BUND: Von der Rodung des Waldes würden auch andere Arten profitieren
Barbara Lupp von der Umweltschutzorganisation BUND kritisiert, dass bei den Planungen des Erweiterungsbaus der Uniklinik der Naturschutz nicht berücksichtigt wurde. Es habe Planungsfehler und Verschleppungen gegeben. "Wenn etwas schief läuft, dann ist meistens der Naturschutz der Sündenbock", erzählt sie. Außerdem werde das zehn Hektar große Waldstück nicht komplett gerodet.
Für den Ziegenmelker würde der BUND gerne eine Art "Waldweide" schaffen. Die könnte man zum Beispiel mit Eseln beweiden und so ein Erholungsgebiet schaffen. Das käme auch anderen Arten zugute, etwa seltenen Reptilien oder Schmetterlingen.