Währende der Feiertage ist Einsamkeit für viele alleinstehende Menschen jetzt wieder besonders spürbar. Vielerorts gibt es Aktionen für Menschen, die an Weihnachten und Silvester nicht allein sein wollen. Die Nachfrage ist hoch, viele Veranstaltungen sind bereits ausgebucht.
"Weihnachten nicht allein" in Freudenstadt
Heiligabend sei für Betroffene der schwierigste Tag im Jahr, sagt Silke Braun vom Verein Gemeinsam e.V. aus Freudenstadt. Gemeinsam mit vielen ehrenamtlichen Helfern richtet der Verein seit 18 Jahren ein Weihnachtsfest im Familienzentrum für alle aus, die Weihnachten nicht alleine zu Hause verbringen möchten.
Seit der Corona-Pandemie sei die Nachfrage stark gestiegen. In diesem Jahr sind die 40 Sitzplätze im Familienzentrum ausgebucht. Zusammen wird gegessen, gesungen und gelacht. Die Teilnehmenden tun alles, was zu Weihnachten dazugehört und der Seele gut tut, so Silke Braun. Was sie dabei jedes Mal zum Staunen bringt: Viele Menschen, die sich vorher nicht kannten, sitzen an einem Tisch und es funktioniere gut.
Ansturm auf Weihnachtsfeier in Reutlingen
Das Angebot der Reutlinger Diakonie "Heiligabend gemeinsam feiern" richtet sich ebenfalls an Menschen, die die Feiertage sonst alleine verbringen würden. Die Nachfrage ist groß: In der Cafeteria der Bruderhaus-Diakonie sind alle 150 Plätze vergeben.
"Einzelne Anfragen mussten wir leider absagen", sagt Pfarrer Joachim Rückle vom Diakonieverband Reutlingen. Das Interesse in diesem Jahr sei deutlich größer als in den vergangenen Jahren. Auf der anderen Seite freut er sich aber auch über zahlreiche Ehrenamtliche, die am Heiligabend dabei sind und helfen wollen.
Hohe Nachfrage auch in Tübingen
Ausgebucht ist auch die Weihnachtsfeier "An Heiligabend gemeinsam feiern!" der evangelischen Kirchengemeinde im Tübinger Stadtteil Derendingen. Veranstalter Hans-Peter Auer war wirklich überrascht, wie schnell die Plätze im Primus-Truber-Haus weg waren.
Seit zirka acht Jahren wird die Feier für Alleinstehende ausgerichtet. Dieses Jahr war die Nachfrage besonders hoch. Kurzentschlossene dürfen aber trotzdem kommen. Auf dem Programm stehen ein Lagerfeuer mit Punsch, ein Weihnachtsessen mit vielen unterschiedlichen Köstlichkeiten und das Vorlesen der Weihnachtsbotschaft. Nach dem Gottesdienst am Nachmittag beginnt die Veranstaltung um 17:30 Uhr im Gemeindehaus.
Der "Heilige Abend für Einsame" in Rottenburg am Neckar
Im Haus am Nepomuk in Rottenburg am Neckar wird in diesem Jahr zum 15. Mal der "Heilige Abend für Einsame" veranstaltet. Erwartet werden ca. 30 Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion, darunter Alleinstehende, Ehepaare und ganze Familien. "Eine bunte Mischung", sagt Initiator Ernst Heimes.
Der Witwer lebt alleine in einem Feuerwehrhaus mit einer ehemaligen Scheune, die er für die Feier zur Verfügung stellt. Unterstützt wird die Veranstaltung durch die evangelische Kirchengemeinde Rottenburg, die seit zwei Jahren das Weihnachtsessen zahlt. Bei Kinderpunsch, Kuchen und türkischen Süßigkeiten sorgt ein Seniorenorchester für weihnachtliche Unterhaltung.
"Weihnachten für alle" im Kreis Sigmaringen
Wer noch einen Platz für Heiligabend im Kreis Sigmaringen sucht, könnte ihn in Mariaberg finden. Hier findet die Veranstaltung "Weihnachten für alle" statt. Los geht es am Nachmittag mit einem gemeinsamen Gottesdienst in der Klosterkirche. Im Anschluss gibt es eine kostenlose Weihnachtsfeier im Kommunikationszentrum. Der Saal ist für 50 Leute ausgelegt.
Silvesterwanderung für Alleinstehende
Einige Veranstalter bieten auch nach den Feiertagen Aktionen für Betroffene an. Die Initiative "Alleine wandern ist doof" aus Kusterdingen bei Tübingen hat sich zur Aufgabe gemacht, Alleinstehende und einsame Menschen beim Wandern zusammenzubringen. Mittlerweile sind über 40 Menschen in jedem Alter dabei. Beim Wandern können sie sich kennenlernen und kommen mit anderen ins Gespräch, so Ludwig Sabel vom Verein. Unter dem Motto "Ihr seid die Knaller" wird am 31. Dezember die nächste Veranstaltung stattfinden.
Gemeinsam ins neuen Jahr starten
Wer nicht alleine ins neue Jahr starten möchte, ist vielleicht beim Treff "Verein(t) gegen Einsamkeit" in der Gaststätte Pfullinger Bahnhof gut aufgehoben. Initiatorin Gabriele Wiedemann setzt sich aktiv gegen soziale Isolation ein und organisiert regelmäßige Stammtische. Ziel sei es, eine Gemeinschaft zu schaffen, in der sich die Teilnehmenden regelmäßig treffen, miteinander lachen und sich austauschen können.
Die Gruppe möchte ein Bewusstsein für das Thema Einsamkeit schaffen und den Mut zur sozialen Interaktion stärken, ohne die Einsamkeit direkt zu thematisieren. Am 10. Januar findet der nächste Stammtisch statt, gefolgt von weiteren Treffen. Anmelden kann man sich per Mail unter: vereint-gegen-einsamkeit@gmx.de.