Anfang eines Protests?

Haus-Besetzung in Tübingen: Mietverträge für Bewohner enden

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Markus Beschorner
Markus Beschorner ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.
Lisamarie Haas
Lisamarie Haas ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.

Eine spontane Hausbesetzung sorgt in Tübingen für Aufsehen: Nach einer Abschiedsparty bleiben die oberen Stockwerke eines WG-Hauses besetzt – was steckt hinter der Aktion?

Mehrere Menschen besetzen seit dem Wochenende ein Haus in Tübingen. In dem Haus in der Nähe der Uni hatten zuletzt noch drei WG-Bewohner gelebt. Deren Mietverträge enden zum 30. September.

Nach WG-Party Gebäude besetzt - Bewohner wollen Haus kaufen

Bei einer Abschiedsparty der WG hatten mehrere Menschen die oberen Stockwerke des Gebäudes besetzt. Nach eigenen Angaben wollen sie damit gegen Leerstände und für bezahlbaren Wohnraum kämpfen. "Wir verstehen nicht, dass pünktlich zum Semesterbeginn das Amt für Vermögen und Bau in Vertretung des Landes Baden-Württemberg plant, zwölf zentral gelegene und bezahlbare Zimmer dem Tübinger Wohnungsmarkt zu entziehen", sagte die Besetzerin Paula Nohaus. "Dass ein staatlicher Akteur dieses ohne einen Folgeplan und in Missachtung des Tübinger Zweckentfremdungsverbots durchführt, ist Menschen, die händeringend nach einem Zimmer suchen, nicht vermittelbar." Etwa zehn bis fünfzehn Personen seien nun dauerhaft in dem Haus.

Die Bewohnerinnen und Bewohner wollen das Haus erhalten und würden die Immobilie gerne kaufen, ähnlich wie eine Hausbesetzergruppe in Reutlingen. Dazu haben die Tübinger einen Verein gegründet. Ihr Plan: eine Vermietung unter sozialen Aspekten bei gleichzeitiger Renovierung und Erhalt des Gebäudes.

Eigentümer Land BW: Haus in sehr schlechtem Zustand

Das Haus und das Grundstück gehören dem Land Baden-Württemberg. Zuständig ist das Tübinger Amt des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg. Genaue Pläne für die Zukunft gebe es noch nicht, sagte Amtsleiter Marcus Wandel dem SWR. Man prüfe offen, ob ein Neubau oder eine Generalsanierung besser wären. Angesichts des desolaten Zustandes des Gebäudes aus dem Jahr 1886, könne er sich eine Sanierung nur schwer vorstellen, auch wegen der aktuell hohen Baukosten. Die frei werdenden Räume habe man bereits der Stadt als Unterkunft für Geflüchtete angeboten. Wegen des maroden Zustands des Gebäudes habe die Stadt aber abgewunken. Um die Bausubstanz des Hauses prüfen zu können, müsse es leer sein. Wasser und Strom müsse man dafür abstellen.

Besetzung kam überraschend

Der Auszug der bisherigen Bewohner sei friedlich und einvernehmlich verlaufen, sagt Wandel. Deshalb sei er von der Besetzung jetzt doch überrascht worden. Dulden könne man so eine Aktion aber nicht. Man werde deshalb jetzt zeitnah das Gespräch suchen, so Wandel. Man wünsche sich vor allem eine friedliche Lösung.

Land will günstigen Wohnraum schaffen

Mit den Planungen für das Gebäude und das Grundstück habe man bereits begonnen, so das Amt für Vermögen und Bau. Auch mit der Stadt Tübingen sei man im Gespräch. Welche und wie viele Wohnungen in der Tübinger Sigwartstrasse entstehen könnten, sei noch offen. Wichtig ist Marcus Wandel, dass dort mehr Leute unterkommen können als bisher und dass bezahlbarer Wohnraum entsteht. Wenn bei einem Neubau alles gut laufe, könnten in zwei bis drei Jahren dort wieder Menschen einziehen.

Bezahlbarer Wohnraum

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