Nach vielen Hindernissen wird es nun auch in Reutlingen gemeinschaftliches, selbstverwaltetes und bezahlbares Wohnen mitten in der Stadt geben. Die ehemaligen Hausbesetzer sprechen von einem Meilenstein in der Geschichte der Stadt Reutlingen. Am Mittwoch haben sie und Mitglieder des Mietshäusersyndikats symbolisch ihren Bauantrag an den Reutlinger Oberbürgermeister, Thomas Keck, übergeben.
Auf Leerstand in Reutlingen aufmerksam machen
Im Mai 2019 hatten die Aktivisten vier Wochen lang ein marodes Haus in der Reutlinger Innenstadt besetzt. Zuvor war es Jahre lang leer gestanden. Das Gebäude gehört der gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (GWG) Reutlingen. Mit der Aktion wollte die Besetzergruppe, die sich zum Fanclub Kollektives Eigenheim e.V. zusammengeschlossen hat, zeigen, dass auch die GWG, die sozialen Wohnungsbau betreibt, ihre Immobilien längere Zeit leer stehen lässt.
Aktivisten mit GWG einig
Der Reutlinger Oberbürgermeister Thomas Keck, zuvor Geschäftsführer beim Mieterbund, hatte damals bei seiner Kandidatur versprochen, günstig Wohnraum zu schaffen. Und hielt sich daran. Sowohl die Stadt als auch die GWG signalisierten den Hausbesetzern, sich für solidarisch-selbstverwaltete Wohnformen zu öffnen und diese zu ermöglichen. Weil die Besetzer Gehör fanden, kamen sie auch der Aufforderung der GWG nach, das besetzte Haus zu räumen.
Ziel: Wohnraum dem offenen Markt entziehen
Die Hausbesetzer nahmen Kontakt mit dem Mietshäusersyndikat auf. Durch Verhandlungen kann nun das Grundstücks gekauft werden. Knapp 700.000 Euro Eigenkapital hat die Gruppe bischer über Direktkredite von Privatpersonen eingenommen. 200.000 Euro fehlen ihnen noch. Den Rest möchten Sie über Bankkredite und Fördermittel finanzieren. Die Kredite wollen sie über die Miete tilgen. Sie soll aber erschwinglich und nicht höher als 10 Euro pro Quadratmeter sein, sagt Sprecher Paul Sieger.