Eine Frau, die immer in Rock oder Kleid auftrat und die stets für ihre Forschung anerkannt sein wollte und nicht als Quotenfrau - so beschreibt der Chef des Tübinger Unimuseums Ernst Seidl die im Frühjahr verstorbene Evamarie Sander. Sie war die erste Professorin in den Naturwissenschaften an der Universität Tübingen. Jetzt sichtet das Unimuseum ihren Nachlass.
Eine weitgereiste Biologin - von Cambridge nach Tübingen
Evamarie Sander sei eine Dame gewesen, die wusste, was sie wollte, erinnert sich Ernst Seidl. Er kannte sie von persönlichen Treffen, die auch mal den Eindruck einer Vernehmung bei ihm hinterließen, sagt er schmunzelnd.
Die 1928 geborene Sander war Biologin. Sie erforschte Pflanzenkrankheiten und entdeckte das Tabakmosaikvirus. Evamarie Sander war weit gereist: Sie hat in den USA promoviert und in Cambridge in Großbritannien gelehrt. Schließlich forschte und unterrichtete sie als Professorin an der Uni Tübingen.
Ein riesiger Nachlass für das Museum der Universität Tübingen
Das Tübinger Universitätsmuseum steht jetzt vor einer Mammutaufgabe: Es hat den gesamten Nachlass der Professorin geerbt. Ein Haus voll mit Büchern, Reiseandenken und Porzellanfigürchen - mit Jugendstilmöbeln, Fotos und Hutschachteln.

Er habe weiche Knie bekommen, als er zum ersten Mal über die Schwelle trat, sagt Dr. Edgar Bierende vom Unimuseum. Kein Wunder, denn der Nachlass einer solchen Frau der Zeitgeschichte sei zwar ungemein spannend, doch Evamarie Sander habe so viel gesammelt, dass es nach Schätzung von Museumschef Seidl ein Jahr dauern wird, bis alles gesichtet und dokumentiert ist.

Museum der Universität wird nicht alles behalten
Klar ist: Das Unimuseum wird nur ausgewählte Stücke behalten. Für mehr ist in den Depots gar kein Platz. In zwei Jahren soll es dann eine Ausstellung über die erste Professorin in den Naturwissenschaften an der Universität Tübingen geben.