Was passiert mit ein paar Kirschen, die man in ein Glas legt, Deckel darauf, und dann monatelang stehen lässt? Sie vergammeln, na klar. An diesem Prozess sind auf jeden Fall Schimmelpilze beteiligt. Was die so treiben und wie sie am Ende aussehen, das findet ein Kunstprojekt in Ammerbuch-Reusten (Kreis Tübingen) heraus. Die Ausstellung kann man bis Ende September anschauen.
Schimmelpilze sind allgegenwärtig
Schimmelsporen sind verbreitet. Gerade jetzt an feuchtwarmen Sommertagen tauchen sie gerne an Lebensmitteln oder an Kellerwänden auf. Normalerweise löst das Abscheu aus, vielleicht sogar Ekel. Denn ja, Schimmel sieht unappetitlich aus, ist ungesund und man sollte ihn nicht einatmen. Aber wer ihn ganz verdammt, verkennt vielleicht seine Vielseitigkeit. Dass er auch schön, farbig und faszinierend sein kann.
Fotos zeigen, was Schimmelpilze können
Die Künstler Werner Lorke und Bennett Encke aus Frankfurt kennen sich mit Schimmelpilzen richtig gut aus, sie haben verlassene Orte fotografiert. Lorke, der auch Physiker ist, einen verschlossenen Luftschutzbunker in Stuttgart, sein Sohn Bennet eine stillgelegte Computerfirma in Mainz. Was da wächst, ist erstaunlich - eine biologische Rückeroberung. Fotos von Lorke und Encke sind in der Ausstellung in Reusten zu sehen.
Im Bioladen in der Reustener Dorfmitte haben Lorke und Encke Ende Juni eingekauft: eine Banane, eine Zitrone, Zucchini, Paprika und noch andere Früchte. In dem früheren Stall, der gegenüber liegt und heute vom Süddeutschen Kunstverein genutzt wird, haben sie das Obst- und Gemüse klein geschnitten, die Stücke in Weckgläser gelegt und zugedeckt. Damit eben keine Schimmelsporen entweichen können. Die soll das Publikum nicht einatmen.
Nach mehreren Wochen zeigt sich: Teilweise wächst ein Pilzpelz, manche Stücke aber schwimmen in einer farbigen Brühe. Nur noch bei einigen wenigen Stücken kann man erkennen, was für eine Frucht es vorher war.
Pilze anders betrachten
Kein Inhalt sieht aus wie der andere. Jedes Glas hat seine eigene Entwicklung. Mal ist das Stückchen zusammengefallen, mal hat es den typisch grau-blauen Bewuchs. Daniel Schürer vom Süddeutschen Kunstverein Reusten erzählte dem SWR, sein Blick auf Pilze habe sich inzwischen sehr gewandelt.
Abgesehen von den essbaren Pilzen habe er zuvor Pilze ganz anders wahrgenommen. Etwas, für das kein Platz ist, das unerwünscht ist, weil es doch überall sauber zugehen soll.
Am Ende der Ausstellung mit den Künstlern reden
Die Ausstellung ist noch bis Ende September zu sehen, im Ammerbuch-Reusten in der Jesingerstraße 8. Der frühere Stall ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, man kann einfach eintreten und der Eintritt ist frei. Am 29. September kommen die beiden Künstler Lorke und Encke noch einmal nach Reusten zu einer Gesprächsrunde über die große Welt der Schimmelpilze. Und dann kann man auch schlussendlich sehen, was genau aus Banane, Zitrone, Zucchini oder Paprika geworden ist. Ob eklig - oder auch reizvoll. Das dürfte dann Geschmackssache sein.