Ein Paradies für Archäologen und Archäologinnen
Die Region um das in Österreich gelegene Hallstadt wurde im Jahr 1997 zum UNESCO-Welterbe erklärt. Bereits vor 3.000 Jahren wurde im Stollen hinter Hallstadt Salz gewonnen und verkauft. Die in der Eisenzeit gelegene Epoche von 800 bis 450 vor Christus wird auch als Hallstadtkultur bezeichnet und prägte weite Teile Europas.
Für Archäologinnen und Archäologen ist diese Region ein Paradies, da sie dort immer wieder Entdeckungen machen konnten, die Informationen über das Leben längst vergangener Tage lieferten. Sie fanden bereits Skelette, Kleidungsgegenstände, Urnengräber mit diversen Grabbeigaben, konservierte Essensreste und menschliche Fäkalien.
Während die Archäolog*innen sich durch die meterhohen Schuttschichten im Salzbergwerk graben, kann es auch vorkommen, dass sie gut erhaltene menschliche Exkremente finden, die in Fachkreisen auch Paläofeces genannt werden. Diese Ausscheidungen bleiben im Normalfall nicht lange bestehen – in Salzbergwerken allerdings schon. Die Umgebungstemperatur von etwa acht Grad Celsius und das salzige Milleau konservierten sie über die Jahrtausende nahezu ideal.
Essgewohnheiten und Bierkonsum vor 2.700 Jahren
Die Proben wurden bereits in Österreich paleobotanisch untersucht. Paläobotanik ist die Wissenschaft von fossilen Pflanzen. Danach landeten sie bei den Forschenden des Eurac-Forschungsinstitutes für Mumienstudien in Bozen. Dort folgten mikrobiologische Untersuchungen und DNA-Analysen, die sich während dieser Studie erstmals auch auf die Pilzssuche in den menschlichen Exkrementen erweiterten.
Die Wissenschaftler*innen konnten dabei unter der Leitung von Dr. Frank Maixner überraschenderweise zwei Pilzarten nachweisen, Penicillium roqueforti und Saccharomyces cerevisiae.
Penicillium rogueforti ist eine Schimmelpilz-Art und vor allem bei der Herstellung von Blauschimmelkäse bekannt. Der zweite Pilz, Saccharomyces cerevisiae, ist auch als Back- oder Bierhefe bekannt.
Erkenntnisse zu prähistorischen Ernährungsgewohnheiten
Den Forscher*innen zufolge bestand die prähistorische Ernährung hauptsächlich aus verschiedenen, kohlenhydratreichen Getreidearten. Früchte, Nüsse oder tierische Lebensmittel landeten ergänzend auf den Tellern.
Menschen in prähistorischen Zeiten kannten bereits komplexe Praktiken zur Verarbeitung von Lebensmitteln, wie die Fermentation. Bei diesem Prozess werden Lebensmittel mithilfe von Pilzen und Bakterien haltbar gemacht.
In aktuell laufenden und zukünftigen Studien der Paläofeces aus Hallstadt erhoffen sich die Forscher*innen noch mehr über die frühe Produktion fermentierter Lebensmittel und das Zusammenspiel von Ernährung und Darmmikrobiomzusammensetzung in verschiedenen Zeitepochen erfahren zu können.