In der chinesischen Küstenstadt Rongcheng wird das Verhalten der Menschen mittels Kameras überwacht. Wer ein Verkehrsdelikt begeht, etwa sein Auto auf einem Radweg parkt, bekommt soziale Minuspunkte. In Freiburg im Breisgau hinkt die Technik noch weit hinterher, funktioniert aber. Tobias Kurzeder zum Beispiel radelt durch die Freiburger Straßen, knipst Autos von Falschparkern und schickt die Fotos an das Amt für öffentliche Ordnung.
2000 private Anzeigen in sechs Monaten
Er ist nicht der Einzige. Allein in Freiburg kamen im ersten Halbjahr 2022 rund 2000 private Anzeigen wegen Falschparkens zusammen. Was die Hobby-Sheriffs tun, ist wohl rechtens. Die SWR-Rechtsredaktion weist auf ein Urteil des Verwaltungsgerichts Ansbach hin, wonach das Verschicken der Fotos an Behörden eine rechtmäßige Datenverarbeitung sei. Zuvor hatte das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht gegen zwei Spotter geklagt.
Zahl der privaten Anzeigen steigt Freiburger meldet in seiner Freizeit Falschparker
Frank M. aus Freiburg möchte, dass die Regeln im Straßenverkehr eingehalten werden und fotografiert deshalb falsch geparkte Autos mit seinem Handy. Das gefällt nicht allen.
Ich zolle Tobias Kurzeder meinen Respekt, weil er sich mit Gesicht und Namen einer öffentlichen Debatte stellt. Er prangert ein Ärgernis an, das Radfahrer zurecht wütend macht. Gleichwohl kann ich Tobias Kurzeders Freizeitbeschäftigung nicht gutheißen. Freiwillige Hilfssheriffs erzeugen nach meinem Dafürhalten ebenfalls Wut in einer Gemeinde oder Stadt. Denn Bürgerinnen und Bürger beginnen, sich bespitzelt zu fühlen.
Die sozialen Medien haben unsere Gesellschaft mit ihrer Aufwiegelei kälter gemacht. Wer in der Freizeit den Ordnungshüter gibt, spielt ebenfalls am Thermostat herum.