Nach Kritik von Palmer: Klimaaktivistin äußert sich auf Twitter

Luisa Neubauer kontert den Angriff von Tübinger OB Boris Palmer

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Tim Richter
Tim Richter ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.
Stefanie Assenheimer
Stefanie Assenheimer

Klimaaktivistin Luisa Neubauer lässt die Kritik von Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer nicht auf sich sitzen. Sie hat mit einem Tweet auf einen missbilligenden Brief von Palmer reagiert.

Auf Twitter hat die "Fridays-for-Future"-Aktivistin Luisa Neubauer auf einen Brief an sie von Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) reagiert. "Ich habe den Brief von Boris Palmer zur Kenntnis genommen und wünsche ihm, dass seine Auszeit ansonsten produktivere Ergebnisse bringt, als das Abarbeiten an einer Rede, die er offenbar nicht wirklich verstanden hat", schrieb Neubauer am Mittwoch auf Twitter. Dort verlinkte die Klimaaktivistin ihre Rede, die sie im Rahmen ihrer "Tübinger Mediendozentur" gehalten hatte.

Palmer hatte zuvor Äußerungen von Neubauer hinterfragt

Zuvor hatte Palmer - kurz nach seiner einmonatigen Auszeit vom Amt - einen seitenlangen Brief an die Klimaaktivistin geschrieben. Seiner Meinung nach habe Neubauer mit ihrem Vortrag bei der "Tübinger Mediendozentur" einen "Frontalangriff auf das westliche Wohlstandsmodell" gestartet. Die Klimaaktivistin verfolge einen falschen Ansatz in der Klimapolitik und beschwöre damit eine "neue Gegnerschaft" herauf.

In seinem Brief schreibt er, Neubauer gehe einen Schritt zu weit. Der Begriff "Fossilität" sei in ihrer Tübinger Rede nicht nur einfach das Geschäftsmodell von Ölkonzernen. Sie stelle auch die These auf, dass die Industrie weniger auf Fakten und mehr auf Lebensgefühl gesetzt habe. Und, dass alle von der Werbung Verführte seien. Menschen seien in fossile Wohlstandsmodelle hinein chauffiert, Emissionen seien erstrebenswert geworden, zitiert Palmer aus Neubauers Rede.

Palmer: Energiekonzerne zu Gegner gemacht

So habe die Klimaaktivistin die Energiekonzerne ohne Not zu einem allgegenwärtigen, übermächtigen Gegner gemacht, nämlich zu allem, worauf die globale Wirtschaft und Gesellschaft fuße, schreibt der Tübinger Oberbürgermeister. Palmer hält Neubauers These, dass alle Verführte seien, für zu bevormundend. Mit der gleichen Botschaft könnten auch Konzerne, die auf Erneuerbare Energien setzten, werben.

"James Bond muss nicht ewig Aston Martin fahren, er kann auch im emissionsfreien Tesla den Helden geben."

Ohne fossile Energiequellen kein Fortschritt

Palmer hingegen meint, dass menschlicher Fortschritt in entscheidenden Lebensbereichen nicht ohne die Nutzung "einfach und günstig verfügbarer fossiler Energiequellen" möglich gewesen wäre.

Ohne Öl, Kohle und Gas hätte man kein Klimaproblem, aber der Preis wäre Armut, Siechtum und Elend in großen Teilen der Welt, schreibt der Tübinger Oberbürgermeister. "Milliarden Menschen, die heute noch leben, wären in ihrer Kindheit gestorben, weil sie keine medizinische Versorgung, keine Ernährung, keine Lebensgrundlage hätten. Die fossilen Energien sichern das Leben der Menschheit. Wir müssen trotzdem von ihnen loskommen", erklärt Palmer auf Nachfrage des SWR.

Zur "Tübinger Mediendozentur" laden der SWR, die Medienwissenschaft und die Uni Tübingen jährlich bekannte Persönlichkeiten für einen Gastvortrag an die Uni ein. Gäste waren unter anderem der Physiker und Bestsellerautor Ranga Yogeshwar oder die Schriftstellerin Doris Dörrie. Die Idee dahinter ist, gesellschaftliche Debatten anzustoßen. Bei der diesjährigen Dozentur hatte Luisa Neubauer Kritik an den Ölkonzernen und deren Wohlstandsmodellen geübt. Hier finden Sie die gesamte Rede.

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