Regen ist besser als Hitze und Trockenheit

Schon Schluss mit Erdbeeren? Nein! Auf der Alb beginnt erst die Ernte

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Magdalena Knöller
Magdalena Knöller

In vielen Orten in Baden-Württemberg wurde schon das Ende der Erdbeersaison eingeläutet. In der Region Neckar-Alb und im Schwarzwald noch nicht. Wie sind die Erdbeeren nach dem vielen Regen?

Seit gut einem Monat gibt es regionale Freiland-Erdbeeren zu kaufen und auf vielen Feldern auch zum Selberpflücken. Ist die Erdbeersaison dann bald schon zuende wie zum Beispiel in der Region Heilbronn-Franken? Nein, sagt Rolf Weinzierle, Geschäftsführer von Erdbeer Schilling. Seit über 40 Jahren baut er mit seiner Familie und Beschäftigten Erdbeeren an, die Kundinnen und Kunden auf den 29 Plantagen im Südwesten selbst ernten können - zum Beispiel in Hechingen (Zollernalbkreis), Reutlingen, Dußlingen und Kusterdingen-Wankheim (beide Kreis Tübingen).

Schwarzwald und Alb: Jetzt Haupternte bei den Erdbeeren

Im Schwarzwald in Rottweil-Hausen zum Beispiel und auf der Schwäbischen Alb in Hohenstein-Ödenwaldstetten (Kreis Reutlingen) hat erst vor wenigen Tagen die Ernte begonnen. Das heißt, dort gibt es noch fünf bis sechs Wochen frische Erdbeeren. Rolf Weinzierle ist davon überzeugt: Jetzt schmeckt die Erdbeere am besten - wenn es bedeckt ist, 20 Grad hat und es nicht regnet. Er ist täglich 300 Kilometer unterwegs, um die Erdbeerfelder anzufahren.

Ein kaltes und nasses Jahr ist besser als ein heißes, trockenes Jahr.

Ein Feld voller Erdbeeren in Tübingen-Weilheim: Dort kann man Erdbeeren selber pflücken. Oft ist dort wenig los. Wegen dem vielen Regen?
Eine Momentaufnahme: Nichts los auf dem Erdbeerfeld zum Selberpflücken in Tübingen-Weilheim.

Nasses Wetter: Viele Erdbeeren verfault

Durch den vielen Regen seien zwar einige Erdbeeren verfault, sagt Weinzierle, die können die Kundinnen und Kunden aber einfach hängen oder liegen lassen. Das sei der Vorteil von Selbstpflückfeldern. Erdbeerbauern, die ihre Erdbeeren gepflückt in Schälchen verkaufen, hätten aktuell viel mehr Arbeit und Kosten durch das Aussortieren der Früchte.

Der Regen sei - wenn keine Überschwemmung - besser als die Hitze und Trockenheit letztes Jahr. Das bestätigt auch Sibylle Karsch. Sie betreibt mit ihrer Familie ein Erdbeerfeld mit rund 90.000 Pflanzen zum Selbsternten in Grosselfingen (Zollernalbkreis). Sobald die Sonne draußen ist, kämen viele Selbstpflücker. Sie sei froh, sagt sie, dass die Kundschaft alle Wetterlagen mittrage.

Das wird keine Rekord-Ernte dieses Jahr. Aber letztes Jahr war durch die extreme Trockenheit deutlich schlechter.

Frost und Regen schädlich für frühe Sorten

Bei den frühen Erdbeersorten hatte Familie Karsch etwas Pech: An einigen Pflanzen, die nicht zugedeckt waren, seien die Knospen durch den Frost Ende April erfroren. Und durch den Dauerregen gab es ein massives Problem mit Verfaulen. Das sei jetzt bei den späten Sorten nicht mehr so schlimm. Denen habe der Regen eine schöne Größe möglich gemacht. In Grosselfingen soll die Erntesaison noch bis Anfang Juli gehen.

Interessant: Das Statistische Bundesamt hat für dieses Jahr einen Preisanstieg bei Erdbeeren von rund 40 Prozent festgestellt. Das gilt aber nicht für die Selbstpflückfelder von Familie Karsch und Erdbeer Schilling.

Kirschen aus dem Ermstal

Trotz des Frosts rund um den 23. April gibt es in Tübingen und Umgebung hier und da Verkaufsstände mit Kirschen aus der Region - unter anderem aus dem Ermstal. Und das, obwohl dort Streuobst-Besitzer über einen hohen Ausfall bei der diesjährigen Ernte klagen - so zum Beispiel Roland Heinkel vom Obst- und Gartenbauverein in Dettingen an der Erms (Kreis Reutlingen). Er hat beobachtet, dass es in höheren Lagen die Kirschen gepackt haben. In tieferen Lagen seien sie aber reihenweise erfroren, zum Beispiel die fürs Ermstal bekannten Knorpel-Kirschen.

Wenn es dieses Jahr 20 bis 25 Prozent Kirschen bei uns gibt, ist das viel.

Seine spätere Kirschsorte Regina habe den Frost überstanden. Allerdings hat laut Heinkel der Dauerregen vielen Kirschbäumen geschadet: Viel Regen in der Zeit, in der die Kirschen reif sind, sei Nährboden für Pilzerkrankungen. Zum Beispiel hatte die Bigarreau-Sorte, die zu den Süßkirschen zählt, zwar den Frost auf höherer Lage überstanden, sie sei nun aber von der Schrotschusskrankheit und Sprühfleckenkrankheit betroffen. Seine Prognose: Wer nichts an Pflanzenschutz gesprüht hat, hat jetzt maximal etwas für den Eigenbedarf - zum Naschen.

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