- Die nachhaltigsten Erdbeeren: Saisonal und regional aus Deutschland
- 300 Liter Wasser für 1 kg Erdbeeren
- So funktioniert der Freilandanbau bei Erdbeeren
- Geschützter Anbau in Folientunneln und Stellagen: Die Zukunft der Erdbeere?
- Nachteile des geschützten Erdbeeranbaus
- … der trotzdem im Vergleich zum Freilandanbau besser abschneidet
- Warum man spanische Erdbeeren meiden sollte
Die nachhaltigsten Erdbeeren: Saisonal und regional aus Deutschland
Erdbeeren saisonal und regional zu kaufen ist am nachhaltigsten. Von Ende April bis Anfang September ist in Deutschland Erdbeersaison. Wer heimische Erdbeeren kauft, unterstützt nicht nur die Bauern, sondern spart auch CO2 durch wegfallende Transportwege. Das stimmt so aber nur, wenn man seine Erdbeeren auch saisonal kauft: Das Institut für Energie- und Umweltforschung hat 2020 den ökologischen Fußabdruck von Erdbeeren berechnet. Mit einbezogen wurden Anbau, Verpackung und Transport. Ein Kilogramm deutsche Freiland-Erdbeeren kommen auf 0,3 Kilogramm CO2-Äquivalente. Wachsen sie jedoch außerhalb der Saison in einem beheizten Gewächshaus heran, erhöht sich der CO2-Fußabdruck auf 3,4 CO2-Äquivalente. Er ist also mehr als zehnmal so groß.
300 Liter Wasser für 1 kg Erdbeeren
Mit Blick auf die Wasserversorgung sind die Anbaubedingungen für Erdbeeren in Deutschland besser als in Spanien, Ägypten oder Marokko. Von dort kommen die meisten Importerdbeeren zu uns. Aber auch die deutsche Landwirtschaft kämpft mit Trockenheit, Hitze und plötzlichem Starkregen.
Auf ihrem Hof beschäftige man sich deshalb beispielsweise mit Regenauffangbecken. Die Becken können Regenwasser und im Winter auch überschüssiges Grundwasser speichern und bei Bedarf gezielt an die Pflanzen verteilt werden.
So funktioniert der Freilandanbau bei Erdbeeren
Im Freilandanbau werden die Erdbeeren meist auf etwa 30 Zentimeter hohen Dämmen angebaut. Das ist nicht nur für die Ernte nützlich. Die Pflanzen haben so auch eine bessere Wurzelatmosphäre. Jeder Damm hat einen eigenen Bewässerungsschlauch, sodass die Pflanzen je nach Bedarf bewässert werden können. Außerdem ist der Damm um die Erdbeerpflanzen herum mit einer Plastikfolie abgedeckt. Im Zusammenspiel mit der Folie verdunstet so weniger Wasser.
Aber: Die Plastikfolien, auch Mulchfolien genannt, sind meist Einwegprodukte und bestehen beim Erdbeeranbau häufig aus dünnem Polyethylen. Sie sind nicht sehr langlebig und eine potenzielle Quelle für Mikroplastik. Theoretisch könnte die Mulchfolie aber sehr gut recycelt werden. Ein flächendeckendes Rücknahmesystem wird aber gerade erst etabliert.
Geschützter Anbau in Folientunneln und Stellagen: Die Zukunft der Erdbeere?
Neben dem Freilandanbau gibt es noch den geschützten Erdbeeranbau in Deutschland. Darunter zählen sowohl Folientunnel, Stellagen als auch Gewächshäuser aus Glas.
Sogenannte Stellagenkulturen machen in Deutschland 10 Prozent des geschützten Anbaus aus. Die Erdbeeren wachsen freihängend auf angenehmer Pflückhöhe. Da die Erdbeeren nicht auf dem Boden liegen, werden sie seltener krank und es muss weniger Pflanzenschutzmittel benutzt werden. Angepflanzt werden die Erdbeeren in Stellagen nicht in Erde, sondern in Substrat. Das Standardsubstrat besteht im Wesentlichen aus Torf. Das Problem: Torf wird in Mooren abgebaut, den größten Kohlenstoffdioxidspeichern der Welt. Diese werden trockengelegt, um den Torf abzubauen. Dabei wird das gespeicherte Kohlenstoffdioxid wieder freigesetzt. Um den umweltschädlichen Torfeinsatz möglichst gering zu halten, wird inzwischen auch zu torffreien und stark torfreduzierten Substraten geforscht.
Im Vergleich: Der Ertrag im geschützten Anbau ist fast doppelt so hoch wie der Ertrag im Freilandanbau. Im Freiland lag er zuletzt bei etwa zehn Tonnen Erdbeeren pro Hektar, im geschützten Anbau bei achtzehn Tonnen. Noch höher ist der Ertrag in den Stellagen: Nämlich drei Mal so hoch wie der Ertrag im Freiland. Das bedeutet auch, dass bei Stellagenkulturen viel weniger Fläche verbraucht wird, weil mehr Gewinn erzielt werden kann auf kleinerer Fläche. Außerdem verdunstet bei den Stellagenkulturen weniger Wasser, der Wasserverbrauch ist also niedriger. Genauso wie der Pestizideinsatz, der sinkt.
Mehr Ertrag auf geringerer Fläche, das ist das Hauptargument für den geschützten Anbau. Sowohl in Deutschland als auch international geht der Trend deshalb in Richtung geschützte Kulturverfahren. Zwischen 20 und 30 Prozent der Erdbeeren in Deutschland werden mittlerweile in geschütztem Anbau angepflanzt, so Ludger Linnemannstöns, Versuchsleiter am Versuchszentrum Gartenbau in Köln.
Nachteile des geschützten Erdbeeranbaus
Umweltschützer kritisieren: Im geschützten Anbau wird zu viel Plastikfolie eingesetzt. Denn folienbedeckte Flächen stehen Vögeln und Insekten nicht mehr als Lebensraum zur Verfügung. Außerdem bestehen die Plastikfolien, wie auch die Mulchfolien, aus dem Freilandanbau, in der Regel aus nicht biologisch abbaubarem Polyethylen. Auf der anderen Seite schützen Folien die Erdbeerpflanzen vor Wettereinflüssen und Schädlingsbefall.
… der trotzdem im Vergleich zum Freilandanbau besser abschneidet
Laut Fachleuten gibt es beim geschützten Anbau trotzdem mehr Vor- als Nachteile für die Umwelt: Weniger Pestizideinsatz, weniger Ertragsausfall und frühere Erntezeitpunkte. Und das bedeutet auch weniger Importerdbeeren. Mit dem Freilandanbau ist das nicht möglich.
Warum man spanische Erdbeeren meiden sollte
Die Hälfte der Erdbeeren, die wir in Deutschland essen, kommt gar nicht von hier, sondern wird meist aus Spanien eingekauft. Eine regenarme Region im Vergleich zu Deutschland. Bis ein Kilo Erdbeeren reif ist, brauchen die Pflanzen im Durchschnitt etwa 300 Liter Wasser, also zwei volle Badewannen. Problematisch ist nicht nur der hohe Wasserverbrauch der Erdbeeren, sondern auch wo das Wasser herkommt.
Im spanischen Doñana Naturschutzgebiet gibt es angrenzende landwirtschaftliche Flächen. Etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Erdbeeren, die aus Spanien zu uns transportiert werden, wachsen dort. Der Nationalpark Doñana in Südspanien ist das größte Feuchtgebiet Europas. Trotzdem leidet er unter Wassermangel. Denn: Über 1000 illegale Brunnen zapfen dem Park das Wasser ab. Verwendet wird das Wasser für die Landwirtschaft und daher auch für den Erdbeeranbau. Der Nationalpark gilt daher als Beerengarten Europas. Momentan rufen Foodwatch und Campact dazu auf, die Erdbeeren aus dem Park wegen ihrer schlechten Auswirkungen auf die Umwelt zu boykottieren: